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Weiter… warten?

So langsam juckt es uns in den Fingern, die Leinen zu lösen und weiter zu segeln. Auf der Strecke nach Norden warten noch Porto und mehrere Rias auf uns, die landschaftlich wunderschön sein sollen.

Aufgewühltes Wasser am Strand von Nazaré
Aufgewühltes Meer am Strand von Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Doch kaum entwickeln sich unsere Pläne, so erhalten wir Mahnungen von Wind und Wetter. Die Brandung an der Küste können wir auch im Hafen deutlich hören und wenn wir dann über die Dünen Richtung Strand gehen, erwarten uns brechende Wellen und Schaumkronen so weit das Auge reicht.

Düne am Strand von Nazaré
Düne am Strand von Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Auf dem Atlantik sieht es mehr als ungemütlich aus und die Häfen an der portugiesischen Küste sind zum größten Teil erneut geschlossen, wenn nicht ganz, so doch zumindest für Schiffe unter 35 Meter Rumpflänge.

Hafeninformation zu den Häfen an der portugiesischen Küste
Hafeninformation zu den Häfen an der portugiesischen Küste
Quelle: http://www.marinha.pt/pt-pt/servicos/informacao-maritima/Paginas/Estado-Barras.aspx, abgerufen am 14.02.2016

Wenn man also erst einmal unterwegs ist, so hat man kaum die Möglichkeit, den nächsten Hafen anzulaufen, da hilft nur draußen bleiben und abwarten. Zudem ist erstmals seid wir hier sind, auch Nazaré selbst für die ganze Schiffahrt gesperrt. Normalerweise gilt der Hafen als sicher und jederzeit anlaufbar, doch auch davon scheint es Ausnahmen zu geben.

Welle am Strand von Nazaré
Welle am Strand von Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Auch aus der Biskaya, von der wir ja nun nicht mehr allzu weit entfernt sind, ist nichts Gutes zu hören. Der Frachter „Modern Express“ ist kürzlich im Wellengang havariert und fast gekentert. Über Tage war aufgrund der Wetterlage keine Rettung möglich. Im Gegenteil, der Frachter musste sogar noch von der Küste weggeschleppt werden, um nicht auf die Felsen zu treiben und an Land Schaden anzurichten.

Gischt in Nazaré am Strand
Gischt am Strand von Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Julian, ein Segelfreund aus England, der sein Schiff hier in Nazaré liegen hat und nun mit dem Auto per Fähre von England nach Frankreich und Portugal will, berichtet von 14 Meter Welle in der Biskaya. Ob die Fähre noch fährt, ist fraglich. Wir möchten gar nicht wissen, wie es uns mit unserem verhältnismäßig kleinen Schiff unter diesen Konditionen in der Biskaya ergehen würde.

Hafeneinfahrt von Leuchtturm von Nazaré
Hafeneinfahrt von Nazaré vom Strand aus gesehen
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Zuerst wartet zwar noch Galizien auf uns, doch selbst die Überfahrt nach Porto und im Anschluss zu den Rias von Galizien ist momentan kaum möglich. Zur Zeit haben wir selten bis nie 2 Tage, die wir für die Strecke benötigen würden, am Stück Ruhe vor Stürmen und hohen Wellen. Zudem hat sich dann an den besseren Tagen der Atlantikschwell besonders hoch aufgebaut.

So beobachten wir die Wetterlage und hoffen, dass sich uns bald ein Fenster bietet, um weiter zu ziehen.

Strand von Nazaré
Strand von Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Fahne bekennen

Kaum in der Heimat, schauen wir mal wieder auf der Homepage unseres örtlichen Segelvereins, der Seglergemeinschaft Oberndorf (SGO), vorbei. Wir sind freudig überrascht, dass gerade pünktlich zu unserem Kurzaufenthalt die traditionelle Herbstregatta stattfindet. Zu dem dazugehörigen Festakt am Abend machen wir uns auf, im Verein mal wieder „Hallo“ zu sagen. Stutzige Gesichter begrüßen uns, mit uns hat keiner gerechnet. Alle wähnen uns unterwegs und wir dürfen fleißig erzählen. Wir genießen einen tollen Abend und werden gleich eingeladen, doch auch die in Oberndorf endende Saison mit zu verabschieden.

Dieser Abschied findet in Form einer Ausflugsfahrt mit der „Mocambo“ statt, einem kleinen Flussdampfer, der regelmäßig die Oste auf und ab fährt. Selbstverständlich lassen wir uns nicht zweimal bitten und sind mit von der Partie. Auf der „Mocambo“ treffen wir nun auch Marlene und Bert Frisch wieder, die bei der Regatta noch mit ihrer „SY Heimkehr“ unterwegs waren. Die beiden waren selbst schon an der portugiesischen Küste unterwegs. Erinnerungen werden wach, wir tauschen Erfahrungen aus und wir bekommen noch einige wertvolle Tipps für unsere Weiterfahrt gen Norden.

Ausflug mit der SGO auf der Oste
Saisonausklang der SGO auf der Mocambo
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Nach Kaffee und Kuchen wird ein Akkordeon gezückt und Seemannslieder gesungen. Dann geht es langsam mit heißen Würstchen und einem Bier zurück an den heimatlichen Steg. Die „Mocambo“ dreht noch eine kleine Ehrenrunde, damit die Fahrt nicht ganz so schnell vorbei ist.

Saisonausklang der SGO auf der Mocambo
Ausflug der SGO mit der Mocambo
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Für uns wird so der Saisonausklang der Seglergemeinschaft Oberndorf zu einem absolut zünftigen Abschied von der Heimat, da es für uns nun, nach einem gewonnenen Papierkrieg, wieder zurück nach Portugal geht. Ein Stück Heimat bekommen wir in Form eines Vereinsstanders mit auf den Weg, dem wir gleich seinen gebührenden Platz unter der Saling gewähren.

THO kokkino mit SGO Wimpel
SY THO kokkino mit SGO Stander
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
SGO Wimpel im Mast der THO kokkino
Neuer SGO Stander im Mast der SY THO kokkino
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Leinen los

Es braucht mal mehr, mal weniger, jedoch immer ein kleines bisschen Überwindung, die Leinen zum Ablegen zu lösen. Von Marlis und Bert von der SY Heimkehr haben wir gelernt, dass man den Vorgang des Ablegens auch „Komfortzone verlassen“ nennen kann, weil man sich von „(…) Freunden, Strom, Wasser, warmen Duschen, Restaurants und Supermarkt“ löst.

Thomy von der SY Tochida aus Messolonghi hat einmal vor gleichem Hintergrund überspitzt formuliert: “ Ein Segeltag ist ein verlorener Hafentag.“ Soweit würden wir nun nicht gehen.

Jedenfalls sind wir länger in Lagos geblieben als ursprünglich beabsichtigt. Neben Strom, Wasser, warmen Duschen, Restaurants und Supermarkt waren wir uns auch mit Rücksicht auf Wind und Wetter nicht über die weitere Route im Klaren. An der portugiesischen Küste hat es derzeit beständigen Wind aus Nord. Das bedeutet Aufkreuzen am Wind. Raus zu den Azoren und von da mit einem langen Schlag nach England wäre die Alternative. Aber rund um die Azoren, um den Kern des Azorenhochs herum, hat es nur schwache Winde. Und am Ende eines langen Schlages von Portugal raus, dann noch womöglich tagelang zu den Azoren motoren zu müssen, das reizt uns nicht.

Wir haben uns dann heute entschieden, es mit der portugiesischen Küste zu versuchen. Ziel ist erstmal Sines in ca. 80 sm Entfernung.

Felsen und Grotten bei Lagos
Klippen bei Lagos
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln