Schlagwort-Archive: Porto

Abschied von Nazaré

Vor zwei Tagen haben wir unser Schiff wieder zu Wasser gelassen und sind vom Boatyard in die Marina umgezogen. Dort haben wir uns für die letzten Tage in Nazaré ein Plätzchen vor der SY Capella Endeavour ausgesucht. Die SY Capella Endeavour gehört einem netten Pärchen von den Orkney Islands. Das Schiff sieht dem unseren zumindest farblich sehr ähnlich, fast wie großer Bruder und kleine Schwester.

THO kokkino im Kran
THO kokkino im Travel-Lift in Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
SY Capella Endeavour und SY THO kokkino
SY Capella Endeavour und SY THO kokkino in Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Das Wochenende ist für uns angefüllt mit Aufräumarbeiten, stauen, Vorräte nachbunkern und Chaos beseitigen. Roman, unser neuer Mitsegler, ist auch nicht untätig. Er steigt in den Mast und überprüft unseren Windex. Dieser liefert einfach keine Informationen mehr an die Navigationsgeräte. Doch mit viel Öl bringen wir den Windex wieder auf Touren. Wir scherzen, dass der Windex nun wahrscheinlich bei eintretender Windstille noch bestimmt 5 Minuten nachlaufen würde, so sanft und rund läuft das gute Stück wieder.

Dody beim Feiern
Dody feiert bei Luis in Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Am späten Nachmittag steht dann eine kleine Party auf dem Programm. Dody von der SY Tonga hat Geburtstag, was gebührend gefeiert werden will. Zugleich ist es ein Abschied für uns. Alle Segler sind nochmals gemütlich beisammen. Wir sitzen bei Luis in seinem Hafencafé bei Bier und Musik und genießen die Sonne. Da kommt fast ein bisschen Wehmut auf, nun an das Absegeln zu denken. Doch ab Dienstag ist konstanter Südwind angesagt, möglicherweise der letzte für das gesamte Frühjahr/Sommer. Wir sind froh, dass wir nach all den notwendig gewordenen Reparaturen überhaupt noch Südwind bekommen, denn eigentlich ist die Zeit für Südwind in Portugal bereits vorüber.

Abschiedsfeier in Nazaré
Feiern bei Luis im Hafen von Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

So genießen wir also unser letztes gemütliches Beisammensein in Nazaré, lassen den Winter ausklingen. Für morgen ist nochmal Aufräumen angesagt – es ist wirklich unglaublich, was sich alles so ansammelt und seefest verstaut werden will, wenn man ein paar Monate im Hafen gelebt hat. Am Dienstag soll es dann endlich wieder weitergehen für uns Richtung Porto – ein langer Schlag von 110 Seemeilen.

Wir werden Nazaré als einen netten Ort in Erinnerung behalten, an dem wir viele liebe Menschen kennengelernt haben. Es waren tolle Abende am Strand, viele gemeinsame Essen an Bord, gemeinsames Arbeiten an Booten, gute Tipps und Hilfeleistungen und schöne Ausflüge in und um Nazaré. Byebye Nazaré.

Aufbruchstimmung

So langsam scheint sich der Frühling seine Bahnen zu schlagen. Endlich lacht die Sonne wieder mehrere Tage und der Wind hat nachgelassen.

Während wir noch mit den Vorbereitungen für unsere Weiterfahrt gen Norden beschäftigt sind, hält Hélène und André von der SY Allegra nun nichts mehr. So geht für uns heute ein gemeinsamer Winter mit vielen netten Abenden, Ausflügen, Verbesserungsaktionen an unseren Schiffen und leckeren Abendessen zu Ende. Die SY Allegra zieht es, ähnlich wie uns auch, weiter. Allerdings nach Süden, in die Algarve, zu den Kanaren, ins Warme. Und endlich spielt das Wetter für sie mit – schwache nördliche Winde, Schwell von nur 1-2 Meter und dazu noch Sonnenschein.

Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück reichen wir Hélène und André die Leinen an Bord und es heißt Abschied nehmen. Wir werden die beiden vermissen und hoffen, dass wir uns irgendwann irgendwo wieder begegnen werden.

SY Allegra beim Absegeln aus Nazaré
Abschied von der SY Allegra
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Wir wollen nun die schönen Tage nutzen, unser Boot ebenfalls wieder klar zu machen. Alles muss wieder seefest gestaut werden, der Öl- und Kühlwasserstand des Motors muss vor der Abfahrt noch geprüft werden, die Einspritzpumpe will sicherheitshalber noch entlüftet werden, etc.

So haben wir noch ein bisschen was zu tun, doch wir hoffen, dass uns der nächste Südwind dann nach Porto bringen wird und wir die nächsten sind, denen man zum Abschied vom Steg aus winkt.

Weiter… warten?

So langsam juckt es uns in den Fingern, die Leinen zu lösen und weiter zu segeln. Auf der Strecke nach Norden warten noch Porto und mehrere Rias auf uns, die landschaftlich wunderschön sein sollen.

Aufgewühltes Wasser am Strand von Nazaré
Aufgewühltes Meer am Strand von Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Doch kaum entwickeln sich unsere Pläne, so erhalten wir Mahnungen von Wind und Wetter. Die Brandung an der Küste können wir auch im Hafen deutlich hören und wenn wir dann über die Dünen Richtung Strand gehen, erwarten uns brechende Wellen und Schaumkronen so weit das Auge reicht.

Düne am Strand von Nazaré
Düne am Strand von Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Auf dem Atlantik sieht es mehr als ungemütlich aus und die Häfen an der portugiesischen Küste sind zum größten Teil erneut geschlossen, wenn nicht ganz, so doch zumindest für Schiffe unter 35 Meter Rumpflänge.

Hafeninformation zu den Häfen an der portugiesischen Küste
Hafeninformation zu den Häfen an der portugiesischen Küste
Quelle: http://www.marinha.pt/pt-pt/servicos/informacao-maritima/Paginas/Estado-Barras.aspx, abgerufen am 14.02.2016

Wenn man also erst einmal unterwegs ist, so hat man kaum die Möglichkeit, den nächsten Hafen anzulaufen, da hilft nur draußen bleiben und abwarten. Zudem ist erstmals seid wir hier sind, auch Nazaré selbst für die ganze Schiffahrt gesperrt. Normalerweise gilt der Hafen als sicher und jederzeit anlaufbar, doch auch davon scheint es Ausnahmen zu geben.

Welle am Strand von Nazaré
Welle am Strand von Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Auch aus der Biskaya, von der wir ja nun nicht mehr allzu weit entfernt sind, ist nichts Gutes zu hören. Der Frachter „Modern Express“ ist kürzlich im Wellengang havariert und fast gekentert. Über Tage war aufgrund der Wetterlage keine Rettung möglich. Im Gegenteil, der Frachter musste sogar noch von der Küste weggeschleppt werden, um nicht auf die Felsen zu treiben und an Land Schaden anzurichten.

Gischt in Nazaré am Strand
Gischt am Strand von Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Julian, ein Segelfreund aus England, der sein Schiff hier in Nazaré liegen hat und nun mit dem Auto per Fähre von England nach Frankreich und Portugal will, berichtet von 14 Meter Welle in der Biskaya. Ob die Fähre noch fährt, ist fraglich. Wir möchten gar nicht wissen, wie es uns mit unserem verhältnismäßig kleinen Schiff unter diesen Konditionen in der Biskaya ergehen würde.

Hafeneinfahrt von Leuchtturm von Nazaré
Hafeneinfahrt von Nazaré vom Strand aus gesehen
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Zuerst wartet zwar noch Galizien auf uns, doch selbst die Überfahrt nach Porto und im Anschluss zu den Rias von Galizien ist momentan kaum möglich. Zur Zeit haben wir selten bis nie 2 Tage, die wir für die Strecke benötigen würden, am Stück Ruhe vor Stürmen und hohen Wellen. Zudem hat sich dann an den besseren Tagen der Atlantikschwell besonders hoch aufgebaut.

So beobachten wir die Wetterlage und hoffen, dass sich uns bald ein Fenster bietet, um weiter zu ziehen.

Strand von Nazaré
Strand von Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln