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Aufbruchstimmung

So langsam scheint sich der Frühling seine Bahnen zu schlagen. Endlich lacht die Sonne wieder mehrere Tage und der Wind hat nachgelassen.

Während wir noch mit den Vorbereitungen für unsere Weiterfahrt gen Norden beschäftigt sind, hält Hélène und André von der SY Allegra nun nichts mehr. So geht für uns heute ein gemeinsamer Winter mit vielen netten Abenden, Ausflügen, Verbesserungsaktionen an unseren Schiffen und leckeren Abendessen zu Ende. Die SY Allegra zieht es, ähnlich wie uns auch, weiter. Allerdings nach Süden, in die Algarve, zu den Kanaren, ins Warme. Und endlich spielt das Wetter für sie mit – schwache nördliche Winde, Schwell von nur 1-2 Meter und dazu noch Sonnenschein.

Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück reichen wir Hélène und André die Leinen an Bord und es heißt Abschied nehmen. Wir werden die beiden vermissen und hoffen, dass wir uns irgendwann irgendwo wieder begegnen werden.

SY Allegra beim Absegeln aus Nazaré
Abschied von der SY Allegra
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Wir wollen nun die schönen Tage nutzen, unser Boot ebenfalls wieder klar zu machen. Alles muss wieder seefest gestaut werden, der Öl- und Kühlwasserstand des Motors muss vor der Abfahrt noch geprüft werden, die Einspritzpumpe will sicherheitshalber noch entlüftet werden, etc.

So haben wir noch ein bisschen was zu tun, doch wir hoffen, dass uns der nächste Südwind dann nach Porto bringen wird und wir die nächsten sind, denen man zum Abschied vom Steg aus winkt.

Motorcheck

Nachdem wir uns von der abenteuerlichen Überfahrt nach Cascais ein wenig erholt haben, kümmern wir uns um unseren Motor. Da der Motor auf dem zweiten Dieselfilter nochmals ganz normal angesprungen und gelaufen ist, sind wir ziemlich sicher, dass nichts Gravierendes vorliegt und wir das Problem selbst beheben können.

Der naheliegendste Gedanke ist, dass irgendwo Luft im System steckt. Alternativ könnte eine Kraftstoffzuleitung verstopft sein, so dass der Motor keinen Diesel bekommt.

Zuerst entlüften wir also die Einspritzpumpe, doch der Motor startet nicht. Wir schalten nochmals zwischen den Dieselfiltern hin und her, entlüften auch diese. Nichts passiert. Ein französischer Stegnachbar gesellt sich interessiert zu uns. Auch er ist der Meinung, dass vermutlich irgendwo im System Luft stecken muss. Es könnte aber auch an mit Bakterien verseuchtem Diesel liegen. Doch da wir beim Tanken immer darauf achten, an vertrauenswürdigen und gut besuchten Tankstellen zu tanken, halten wir diese Option für unwahrscheinlich. Der Franzose gibt uns den Tipp, die Kraftstoffzuleitungen von der Einspritzpumpe zum Motor zu öffnen, um dann zu schauen, ob die Pumpe an allen 4 Zuleitungen Diesel zum Motor fördert.
Tatsächlich stellen wir fest, dass an den hinteren zwei der vier Zuleitungen beim Starten des Motors Diesel kommt, bei den beiden vorderen jedoch nicht. Der Übeltäter scheint gefunden und nach nochmaligem gezieltem Entlüften der vorderen Kammer der Einspritzpumpe startet der Motor wieder. Um sicher zu sein lassen wir die Maschine ein wenig laufen. Der Motor schnurrt wieder wie ein Kätzchen und so können wir nun in aller Ruhe die nächste Etappe planen.

Gut Ding will Weile haben

Bastelstunde auf der THO. Eine Woche später als geplant, macht sich der Elektriker der Werft an die Verkabelung im Motorraum. Doch diese bringt ihn schnell an seine Grenzen. Wenn man ihm beim Arbeiten zusieht, gewinnt man allerdings schnell den Eindruck, dass seine Grenzen nicht unweit von unseren eigenen zu finden sind.

Nach einem halben Tag Arbeit hat der Elektriker es dann geschafft, eine Lampe anzuschließen, die brennt, sobald man die Zündung des Motors betätigt. Allerdings brennt dieses Lämpchen nun, wenn die Zündung auf „AUS“ steht und erlöscht, wenn man die Zündung betätigt. Nach dieser Meisterleistung holt er sich telefonisch fachmännische Hilfe herbei und die Arbeit am Nachmittag verläuft etwas erfolgreicher.

Da man hierzulande jedoch zeitig Feierabend macht, nimmt unsere Motorelektrik noch einen weiteren Tag in Anspruch. Diesmal allerdings erscheint gleich morgens der Elektriker vom vergangenen Nachmittag, der diese Bezeichnung auch zu Recht trägt. Nun geht es zügig voran und bei einem Check am Nachmittag, scheint soweit alles zu funktionieren.

Nun erscheinen die nächsten Werftmitarbeiter an Bord um zu prüfen, ob der Motor läuft. Als er beim Starten nicht gleich anspringt, müssen wir ihnen mehrfach erläutern, dass Dieselfilter und Einspritzpumpe entlüftet werden müssen. Statt und zu glauben erzählen sie uns, der Dieselfilter wäre falsch montiert. Kurzerhand komplimentiert Stefan die beiden aus unserem Motorraum und mit einem Schraubenschlüssel bewaffnet, entlüften wir selbst. Während Ulrike an der Einspritzpumpe herumhantiert, amüsiert sich Stefan über die Mechaniker. Der eine der beiden hat sich flink wie ein Wiesel in die Achterkoje verkrochen, um von dort aus jeden Handgriff, den wir im Motorraum selbst ausführen, genau beobachten zu können. Die plötzliche Stille ist hörbar und der Gesichtsausdruck des Mechanikers in der Achterkoje ist Gold wert.

Nach unserem Intermezzo springt der Motor auch tatsächlich an und die beiden Italiener sind, vermutlich zum ersten Mal in ihrem Leben, sprachlos.

Nun fehlen noch die allerletzten Arbeiten am Motor. Fluchtung des Motors überprüfen, Luftfilter montieren, Motorraumentlüftung anschließen und ähnliche Kleinigkeiten. Dann können wir hoffentlich weiterziehen Richtung Korsika.