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Kleine Welt

Von Utklippan geht es weiter nach Christiansö. Christiansö gehört zu einer kleinen Schären-Inselgruppe nordöstlich von Bornholm, genannt Ertholmene, zu deutsch: Erbensinseln. Auf unserem allerersten gemeinsamen Segeltörn waren wir bereits auf Christiansö und freuen uns auf ein Wiedersehen.

Dieses Mal erreichen wir Christiansö aus der anderen Richtung und können schon von See aus die alten Befestigungsanlagen betrachten.

Christiansö
Christiansö
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Wieder finden wir einen leeren Hafen vor. Allerdings bittet uns der Hafenmeister, Platz für die Fähre zu lassen, die am kommenden Morgen von Bornholm kommen soll.

Bei unserem ersten Besuch auf Christiansö hatten wir das Glück, direkt bei einem einheimischen Fischer frischen Fisch für das Abendessen erwerben zu können, doch bei unserem kleinen Inselrundgang erfahren wir, dass 2013 der letzte Fischer die Insel verlassen habe. Fisch gibt es nun nur noch bei Ruth auf Frederiksö, der Nachbarinsel, die durch eine kleine Brücke mit Christiansö verbunden ist. Dieser Fisch ist eingelegt in eine spezielle Kräutermarinade – sehr lecker. Es soll Leute geben, die nur wegen dieses eingelegten Fisches der Inselgruppe einen Besuch abstatten. Und wir müssen zugeben, der Fisch von Ruth ist in der Tat etwas ganz Besonderes.

Frederiksö
kleiner Turm auf Frederiksö
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Wir genießen unseren Aufenthalt auf den Erbseninseln, bevor es weitergeht nach Bornholm. Timm will uns unbedingt einen schönen kleinen Hafen auf Bornholm zeigen – Svaneke. Zudem wünscht er sich ein Beweisphoto für seinen Freund Mathis, der im Sommer bereits eine Strecke mit ihm mitgesegelt ist und nicht glaubt, dass Timm sich mit seiner knapp 15 Meter langen Olive in den kleinen Hafen von Svaneke trauen würde.

Und wirklich erleben wir wieder eine recht spannende Einfahrt in einen Hafen. Dies liegt allerdings mehr an der elektronischen Seekarte, als an der Einfahrt selbst. Die Hafeneinfahrt ist wieder spät zu sehen und liegt zwischen Felsen. Der Kartenplotter schickt uns genau auf die Steine zu, doch als wir die Einfahrt dann erkennen können, sehen wir, dass der Plotter gute 50 Meter daneben liegt.

SY Olive in Svaneke
SY Olive im Außenhafen von Svaneke auf Bornholm
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Nachdem wir die Einfahrt dann passiert haben, erwartet uns wieder ein ziemlich kleines Hafenbecken. Wir legen im leeren Außenhafen an, der für Gastlieger gedacht ist. Der Innenhafen hingegen ist rappelvoll. Wäre noch Saison, wäre es wohl in beiden Häfen schwer, noch ein Plätzchen zu ergattern.

Svaneke Innenhafen
Innenhafen von Svaneke auf Bornholm
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Wir machen einen gemütlichen Spaziergang durch den Ort, in dem sich viele Künstler mit ihren Ateliers niedergelassen haben und statten der ansässigen Fischräucherei einen kleinen Besuch ab.

Svaneke soll unser letzter Hafen in Dänemark sein. Nachdem sich langsam aber sicher Südwind ankündigt, wollen wir den letzten, für uns günstigen, Tag nutzen und über Nacht nach Swinemünde segeln. Die vorhergesagten 3-4 Windstärken sollten ausreichen, um uns unter Segeln nach Swinemünde zu tragen.

Leuchtturm von Svaneke
Leuchtturm von Svaneke auf Bornholm
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Abends, noch bevor es dunkel wird, lösen wir die Leinen und verlassen den Hafen von Svaneke, um die vor der Hafen liegenden Steine und eventuell ausgebrachte Fischernetze noch gut sehen zu können. Dann setzen wir Segel. Solange wir noch Handynetz haben ruft Timm seine Frau Friederike an und informiert sie, dass wir nun über Nacht Richtung Festland unterwegs sein werden. Die beiden vereinbaren, dass Friederike mit dem Wagen nach Swinemünde kommt und uns dort treffen soll.

Kaum liegt Bornholm hinter uns, frischt es erneut auf. Sicherheitshalber reffen wir für die Nacht, um etwas ruhiger und kommoder zu Segeln. Eine gute Entscheidung. Es dauert nicht lange, so blasen uns nicht 3-4, sondern 5-6 Windstärken Richtung Swinemünde und es wäre sowieso angeraten gewesen zu reffen.

Über Nacht sind wir gut damit beschäftigt, diverse Frachter im Auge zu behalten. Diese sind uns gegenüber zwar ausweichpflichtig, da wir unter Segel laufen, doch das scheint einige davon nicht zu kümmern. So weichen wir eben aus bevor es eng wird.

Am kommenden Vormittag erreichen wir dann Swinemünde und gönnen uns, natürlich erst nach dem verdienten Anleger, noch eine Mütze Schlaf.

Während wir dann langsam das Abendessen vorbereiten kommt Friederike an Bord. Es gibt ein großes Hallo – lange haben wir uns nicht gesehen. Friederike war das ganze Jahr über noch nicht an Bord der Olive und freut sich, dies nun endlich nachholen zu können.

Wir verbringen ein paar Tage in Swinemünde, schlendern über die Strandpromenade und kochen abends lecker zusammen. Derweil reift der Plan, dass Friederike gerne wenigstens noch einmal dieses Jahr auch mit der Olive fahren möchte.

So wird Stefan kurzerhand für die letzte Etappe zum Skipper befördert, Friederike zur Steuerfrau und Timm muss den Wagen über die Straßen von Swinemünde nach Ueckermünde bringen, wo die Olive ihren Winterplatz finden soll.

Segeln ist leider nicht auf der letzten Etappe. Der Wind ist schwach, kommt zudem noch aus der falschen Richtung und das Fahrwasser ist eng. Wir machen die sogenannte Kaiserfahrt, die die Swine mit dem Stettiner Haff und der Oder verbindet. Dort ist das ohnehin flache Wasser außerhalb des markierten Fahrwassers gespickt mit Pricken und Fischerbojen. Genaues Steuern ist angesagt.

Am Steg in Ueckermünde erwartet uns Timm bereits und nimmt die Leinen entgegen. Wir nutzen es aus, dass so wenig Wind herrscht, uns bereiten die Olive schonmal ein wenig auf den Winter vor. Die Segel werden abgeschlagen und verstaut, ebenso das Dinghi. Danach schauen wir uns den Hafen genauer an.

Es dauert nicht lange, da fällt uns ein Katamaran von Wharram ins Auge, die „Maughidhoo III“.

Wharram Maughidhoo III
Wharram Maughidhoo III in Ueckermünde
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Diese Katamarane werden, ebenso wie die Reinke Schiffe, im Eigenbau gebaut. Noch in Messolonghi/Griechenland durften wir James Wharram persönlich kennenlernen, der dort vor Ort die „Spirit auf Gaia“ bis heute mit restauriert. So schließt nun gewissermaßen der Kreis, mit einem Wharram, wie wir ihn bereits in unserem Ausgangshafen Messolonghi gesehen haben. Wie klein die Welt doch ist.

Nachtfahrt nach A Coruña

Bereits zum dritten Mal hat uns nun das Wetter ein Schnippchen geschlagen. Dreimal sah es so aus, als würde sich uns ein dreitägiges Fenster mit passablem Wind für eine Biskaya-Überquerung ergeben. Doch bei der Aktualisierung des Wetters am Folgetag, war von jeweiligen Fenstern nichts mehr zu sehen.

Zur Zeit zieht sich das Azorenhoch bis über die Biskaya und lässt offenbar keine zuverlässigen Wetterprognosen zu. Das nächste Tief, das uns gute westliche oder südwestliche Winde bescheren könnte, wird abgedrängt und zieht für uns viel zu weit nördlich hinweg, während in der Biskaya nahezu Windstille herrscht. Auf eine viertägige Motorfahrt haben wir keine Lust, das wollen wir weder uns noch unserem Motor antun.

So beschließen wir, uns auf unserem Weg nach Norden nun doch noch A Coruña anzusehen, das etwa 50 Seemeilen weiter nordöstlich liegt. Wir starten am späten Abend und nutzen das letzte Tageslicht, um aus dem Ria de Camarinas, in welchem Muxia liegt, herauszufahren. Wir fahren direkt dem Sonnenuntergang entgegen, bis wir nach dem Cabo Villano Kurs auf A Coruña setzen können.

Sonnenuntergang auf See
Sonnenuntergang auf dem Weg nach A Coruna
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Die Nacht wird ruhig. Der Seegang nimmt ab und der Wind schläft ein. So wird es ein recht gemütlicher Törn nach A Coruña. Wir sind zwar etwas langsamer als erhofft, doch am frühen Vormittag des Folgetages laufen wir dann in der Marina Coruña ein.

Wir haben kaum am Steg festgemacht, da fällt unser Augenmerk auch schon auf das Schiff gegenüber. Die Linien des Schiffs kommen uns sehr bekannt vor. Es handelt sich ebenfalls um eine Reinke. Es dauert, ähnlich wie in Muros, nur Minuten, bis wir mit den Eignern ins Gespräch kommen. Albert und Margarete sind vor ein paar Tagen von den Bermudas und Azoren gekommen und wollen ebenfalls über die Biskaya Richtung Deutschland. Allerdings ziehen sie im Gegensatz zu uns in Erwägung, mit den schwachen Winden die ganze Strecke zu motoren. Von Starkwind haben sie erst einmal die Nase voll, erzählen sie uns. Sie haben bei ihrer Atlantiküberquerung wohl ein bisschen was abbekommen und freuen sich über das ruhigere Wetter. Die beiden werden wohl vor uns starten, doch vielleicht treffen wir uns unterwegs irgendwo wieder.

Reinke & Reinke in A Coruna
Wahkeena & THO kokkino in A Coruna
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Wir hingegen werden uns in den kommenden Tagen erst einmal A Coruña ansehen und hoffen, dass das nächste Tief das Azorenhoch wieder zurückdrängt und wir guten Wind für die Biskaya bekommen.

Grau in Grau

Gerne wären wir noch den ein oder anderen Tag länger in San Vincente do Mar geblieben, hätten uns an einen der unzähligen kleinen Strände gelegt und die schöne Gegend genossen. Doch die Wettervorhersage drängt uns weiter. Nur heute noch soll der Wind aus südlicher Richtung wehen, zwar schwach, doch gerade noch ausreichend zum Segeln. Danach soll der Wind hier wieder für längere Zeit auf Nord drehen und wir müssten gegenan motoren.

Also verlassen wir beizeiten den kleinen Hafen von San Vincente do Mar und machen uns auf nach Muros. Doch was uns hinter der geschützten Hafeneinfahrt erwartet, ist alles andere als das Vorhergesagte. Der Wind hat bereits westlich gedreht und wir müssen erst einmal nach West, um von der steinigen Küste und diversen Untiefen frei zu kommen.

Auf dem Weg nach Muros
Grauer Himmel zwischen San Vincente do Mar und Muros
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Dazu kommt eine unangenehme Welle von guten zwei Metern. Der Himmel ist wolkenverhangen, alles grau in grau, und der erste Schauer lässt nicht lange auf sich warten. Auch als wir dann den Kurs auf Nord ändern können, wird es nicht besser. Der Wind dreht ständig. Zusammenfassend kann man sagen, wir hatten den Wind von vorn, die Welle von der Seite und das schlechte Wetter mit Regen von hinten.

Doch wir schaukeln uns immer weiter nach Norden und am Nachmittag wird das Wetter endlich besser. Der Schwell lässt nach und die Sonne zeigt sich noch zaghaft. Der Wind allerdings schläft ganz ein. Seit langem war die Wettervorhersage mal wieder unzuverlässig. Eigentlich dachten wir, mit dem Mittelmeer hätten wir diese unzutreffenden Wettervorhersagen hinter uns gelassen, doch die großen Tiefdruckgebiete, die zur Zeit über dem Atlantik ziehen, scheinen ein wenig unberechenbar zu sein.

Nebel über Muros
Nebel über Muros
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Am frühen Abend liegt dann endlich Muros vor uns. Der Hafenmeister Pedro begrüßt uns freundlich, hilft uns mit den Leinen und legt uns sogar unser Landstromkabel. Man merkt ihm richtig an, dass er seinen Job gerne macht.

Nebelschwaden über Muros
Nebelschwaden über Muros
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Wir sind gerade fertig mit den Leinen, da haben wir auch schon den ersten Besuch. Hans hat unser Boot schon in der Einfahrt als Reinke identifiziert und will gleich mal „Hallo“ sagen. Er liegt einen Steg weiter und fährt ebenfalls eine Reinke, allerdings eine Taranga. Er ist auch erst heute angekommen, doch im Gegensatz zu uns kommt er von Norden vom Kap Finisterre. Auch er hatte mit den Wellen und dem unsteten Wind zu kämpfen. So haben wir zu unserem Anlegerbier gleich nette Gesellschaft und werden für den Abend noch auf ein Gläschen Wein auf seine Taranga SY Snowball eingeladen. Ein rundum schöner Empfang in Muros.

San Pedro Kirche in Muros
San Pedro Kirche in Muros
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln