Schlagwort-Archive: Atlantik

Launisches Tief

Mit Spannung verfolgen wir das aufziehende Tief über dem Atlantik. Vor ein paar Tagen sah es so aus, als würde für uns den besten Segelwind mit sich bringen: Südwestliche Winde mit 4-5 Windstärken für 3-4 Tage. Das wäre genau das, was wir uns für unsere Biskaya-Überquerung wünschen. Doch das Tief scheint recht launenhaft zu sein. Seit wir in Muxia angekommen sind, sieht die Zugrichtung des Tief jeden Tag ein kleines bisschen anders aus. Die 3-4 guten Segeltage sind heute auf 2 Tage geschrumpft und der vorhergesagte Wind hat deutlich abgenommen. Nach jetziger Lage würde uns mitten auf der Biskaya der Wind einschlafen und im Anschluss auf Nord oder gar Nordost drehen, was wir in dieser Position nun gar nicht gebrauchen könnten. Das Tief steht viel zu weit südlich. Zudem soll sich danach das Azorenhoch immer mehr über der Biskaya ausweiten und lässt so keinen Platz für guten Wind.

Während wir das Wetter beobachten und hoffen, dass sich doch noch ein Fenster für uns ergibt, beschäftigen wir endlich mal mit dem Teil unseres Equipments, den wir bisher noch gar nicht richtig nutzen konnten – SSB-Funkgerät und Pactro-Modem.

aktives Pactor-Modem
aktives Pactor-Modem beim Empfang von Wetterdaten
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Wir suchen uns die Frequenzen und die Sendezeiten der für uns relevanten Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes heraus, stellen das Funkgerät ein, starten das Pactor-Modem und empfangen dann über Funk ein aktuelles Wetterfax, dass uns direkt auf dem Navigationslaptop angezeigt wird. Die Prozedur dauert zwar ein paar Minuten, doch auf diese Weise können wir auch mitten auf der Biskaya aktuelles Wetter empfangen. Wir sind überrascht, wie einfach die Sache funktioniert. Bisher war das Empfangen von aktuellem Wetter auf diesem Wege nicht notwendig, doch bei voraussichtlich 3-4 Tagen auf der Biskaya mit bisher täglich wechselnden Vorhersagen, werden wir sicher noch froh sein, zwischendurch ein Update empfangen zu können.

SSB Funkgerät beim Empfang von Wetterdaten
Empfang von aktuellem Wetter über SSB Funk
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Navigations-Laptop beim Empfang von Wetterdaten
Navigations-Laptop beim Empfang von Wetterdaten
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Grau in Grau

Gerne wären wir noch den ein oder anderen Tag länger in San Vincente do Mar geblieben, hätten uns an einen der unzähligen kleinen Strände gelegt und die schöne Gegend genossen. Doch die Wettervorhersage drängt uns weiter. Nur heute noch soll der Wind aus südlicher Richtung wehen, zwar schwach, doch gerade noch ausreichend zum Segeln. Danach soll der Wind hier wieder für längere Zeit auf Nord drehen und wir müssten gegenan motoren.

Also verlassen wir beizeiten den kleinen Hafen von San Vincente do Mar und machen uns auf nach Muros. Doch was uns hinter der geschützten Hafeneinfahrt erwartet, ist alles andere als das Vorhergesagte. Der Wind hat bereits westlich gedreht und wir müssen erst einmal nach West, um von der steinigen Küste und diversen Untiefen frei zu kommen.

Auf dem Weg nach Muros
Grauer Himmel zwischen San Vincente do Mar und Muros
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Dazu kommt eine unangenehme Welle von guten zwei Metern. Der Himmel ist wolkenverhangen, alles grau in grau, und der erste Schauer lässt nicht lange auf sich warten. Auch als wir dann den Kurs auf Nord ändern können, wird es nicht besser. Der Wind dreht ständig. Zusammenfassend kann man sagen, wir hatten den Wind von vorn, die Welle von der Seite und das schlechte Wetter mit Regen von hinten.

Doch wir schaukeln uns immer weiter nach Norden und am Nachmittag wird das Wetter endlich besser. Der Schwell lässt nach und die Sonne zeigt sich noch zaghaft. Der Wind allerdings schläft ganz ein. Seit langem war die Wettervorhersage mal wieder unzuverlässig. Eigentlich dachten wir, mit dem Mittelmeer hätten wir diese unzutreffenden Wettervorhersagen hinter uns gelassen, doch die großen Tiefdruckgebiete, die zur Zeit über dem Atlantik ziehen, scheinen ein wenig unberechenbar zu sein.

Nebel über Muros
Nebel über Muros
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Am frühen Abend liegt dann endlich Muros vor uns. Der Hafenmeister Pedro begrüßt uns freundlich, hilft uns mit den Leinen und legt uns sogar unser Landstromkabel. Man merkt ihm richtig an, dass er seinen Job gerne macht.

Nebelschwaden über Muros
Nebelschwaden über Muros
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Wir sind gerade fertig mit den Leinen, da haben wir auch schon den ersten Besuch. Hans hat unser Boot schon in der Einfahrt als Reinke identifiziert und will gleich mal „Hallo“ sagen. Er liegt einen Steg weiter und fährt ebenfalls eine Reinke, allerdings eine Taranga. Er ist auch erst heute angekommen, doch im Gegensatz zu uns kommt er von Norden vom Kap Finisterre. Auch er hatte mit den Wellen und dem unsteten Wind zu kämpfen. So haben wir zu unserem Anlegerbier gleich nette Gesellschaft und werden für den Abend noch auf ein Gläschen Wein auf seine Taranga SY Snowball eingeladen. Ein rundum schöner Empfang in Muros.

San Pedro Kirche in Muros
San Pedro Kirche in Muros
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Abgehoben

Zur Zeit zieht eine Front nach der anderen durch Portugal. Jeder Winddreher lässt erneut die Hoffnung aufkeimen, dass ein Tief endlich durchgezogen und nun für einige Tage Ruhe ist. Doch nur nach Tagen ist bereits das nächste Tief über den Atlantik herangefegt.

Begleitet werden die diversen Tiefs von meist recht kräftigen Regenschauern, die einen, wenn man nicht Acht gibt, innerhalb von wenigen Minuten vollkommen durchnässen.

Heute haben wir nun eine der Regenpausen abgepasst in der Hoffnung, trocken bis in die Stadt zu kommen. Doch wir sind noch mitten auf der Strandpromenade, als ein heftiger Regenschauer mit Hagelkörnern auf uns hernieder prasselt. Glücklicherweise sind wir nur wenige Schritte von einer Bushaltestelle entfernt, unter der wir leidlich Schutz finden.

Abgestürztes Festzelt
Ruine des Festzeltes von Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Während wir an der Haltestelle warten, dass der Schauer vorüber zieht, sehen wir mit einem Mal eines der großen Festzelte, die für Veranstaltungen zu Weihnachten und Silvester am Strand aufgebaut worden waren, abheben. Das Zelt wird mehrere Meter in die Luft gehoben und landet dann mit lautem Getöse gute 30 Meter entfernt auf dem Strand. Eine kleine Holzhütte wird dabei mit umgeworfen und die Stromversorgung der Weihnachtsbeleuchtung an der Strandpromenade wird mit heruntergerissen. Die recht stabil wirkenden Metallstützen des Zeltes liegen abgeknickt und durcheinander im Sand, darüber und außenherum die Plastikwände. Ein einziger Blick der Verwüstung.

Kaputtes Festzelt
Zerstörtes Festzelt am Südstrand von Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Man kann von Glück reden, dass sich niemand in dem Zelt aufgehalten hat und dass aufgrund des unangenehmen Wetters kaum Menschen am Strand unterwegs waren. So ist niemand von dem Zelt oder den Metallstangen getroffen worden.