Man kann es mögen oder nicht, doch für Portugal ist es einfach typisch: bemalte Fliesen, genannt Azulejos. In Lissabon haben wir ganze Häuser gesehen, die mit diesen bemalten Fliesen verklinkert waren. Teilweise war das Gesamtbild wirklich schön oder zumindest sehr originell, manchmal war es einfach nur kitschig.
Auch hier in Nazaré finden sich immer wieder Häuser, die mit Azulejos verziert sind. Manchmal sind es Heiligenbilder, dann wieder einmal nur eine Art Bordüre oder die einfachste Variante: Straßennamen und Hausnummern auf bemalten Fliesen.
Doch was wir nun innerhalb der Wintermonate in den vielen kleinen Nebenstraßen so nach und nach entdeckt haben, sind kleine Bilder an manchen Hauswänden, die ein wenig der Ortsgeschichte von Nazaré festhalten, also vorwiegend über die Fischerei und die Seefahrt, meist mit dem markanten Leuchtturm von Nazaré im Hintergrund. Dieses Vermengen von Geschichte und Tradition ist eine schöne Idee und so kann man einige Zeit in den kleinen Gassen von Nazaré verbringen auf der Suche nach alten Azulejos an Hauswänden, die etwas zu Erzählen haben.
Seit zwei Tagen haben wir richtig schlechtes Wetter. Es stürmt ununterbrochen, eine Böe jagt die nächste, die Leinen zerren kräftig und im Boot ist es richtig unruhig.
Selbst die großen Fischtrawler liegen bereits seit drei Tagen im Hafen. Das ist ungewöhnlich, denn normalerweise gönnen diese sich höchstens einmal an einem Sonntag eine Ruhepause. Dann wurde gestern der Hafen von Nazaré als geschlossen erklärt und kein Schiff fährt mehr raus oder rein.
Das Hafenbecken ist voll von Wellen und Schaumkronen und die Hafeneinfahrt sieht ebenfalls mehr als ungemütlich aus. Vielleicht wäre ein Passieren mit starkem Motor noch möglich, doch auf jeden Fall riskant.
Heute morgen erleben wir nun, dass der Schwell im Hafenbecken auch den großen Fischtrawlern Probleme bereitet. Eine der dicken Festmacherleinen des Trawlers Fiuza ist unter der Belastung von Wind und Wellen gerissen. Hinter dem betroffenen Schiff liegen zwei weitere große Fischtrawler im Päckchen und das losgerissene Schiff treibt seitlich auf die beiden anderen.
Ein kleines Fischerboot aus Nazaré ist gleich zur Stelle um unter Anleitung der Polícia Maritima zu helfen. Der große Fischertrawler muss gegen den Wind wieder an den Pier gezogen werden. Es ist kaum vorstellbar, dass das kleine Fischerboot die Kraft aufbringen soll, das große, schwere Schiff durch den doch sehr kräftigen Wind zu ziehen.
Doch die Rettungsaktion gelingt gut und der Trawler Fiuza kann wieder sicher am Pier festmachen.
So langsam juckt es uns in den Fingern, die Leinen zu lösen und weiter zu segeln. Auf der Strecke nach Norden warten noch Porto und mehrere Rias auf uns, die landschaftlich wunderschön sein sollen.
Doch kaum entwickeln sich unsere Pläne, so erhalten wir Mahnungen von Wind und Wetter. Die Brandung an der Küste können wir auch im Hafen deutlich hören und wenn wir dann über die Dünen Richtung Strand gehen, erwarten uns brechende Wellen und Schaumkronen so weit das Auge reicht.
Auf dem Atlantik sieht es mehr als ungemütlich aus und die Häfen an der portugiesischen Küste sind zum größten Teil erneut geschlossen, wenn nicht ganz, so doch zumindest für Schiffe unter 35 Meter Rumpflänge.
Wenn man also erst einmal unterwegs ist, so hat man kaum die Möglichkeit, den nächsten Hafen anzulaufen, da hilft nur draußen bleiben und abwarten. Zudem ist erstmals seid wir hier sind, auch Nazaré selbst für die ganze Schiffahrt gesperrt. Normalerweise gilt der Hafen als sicher und jederzeit anlaufbar, doch auch davon scheint es Ausnahmen zu geben.
Auch aus der Biskaya, von der wir ja nun nicht mehr allzu weit entfernt sind, ist nichts Gutes zu hören. Der Frachter „Modern Express“ ist kürzlich im Wellengang havariert und fast gekentert. Über Tage war aufgrund der Wetterlage keine Rettung möglich. Im Gegenteil, der Frachter musste sogar noch von der Küste weggeschleppt werden, um nicht auf die Felsen zu treiben und an Land Schaden anzurichten.
Julian, ein Segelfreund aus England, der sein Schiff hier in Nazaré liegen hat und nun mit dem Auto per Fähre von England nach Frankreich und Portugal will, berichtet von 14 Meter Welle in der Biskaya. Ob die Fähre noch fährt, ist fraglich. Wir möchten gar nicht wissen, wie es uns mit unserem verhältnismäßig kleinen Schiff unter diesen Konditionen in der Biskaya ergehen würde.
Zuerst wartet zwar noch Galizien auf uns, doch selbst die Überfahrt nach Porto und im Anschluss zu den Rias von Galizien ist momentan kaum möglich. Zur Zeit haben wir selten bis nie 2 Tage, die wir für die Strecke benötigen würden, am Stück Ruhe vor Stürmen und hohen Wellen. Zudem hat sich dann an den besseren Tagen der Atlantikschwell besonders hoch aufgebaut.
So beobachten wir die Wetterlage und hoffen, dass sich uns bald ein Fenster bietet, um weiter zu ziehen.