Vor kurzem haben wir uns bei Heinz, dem Erbauer unserer THO, erkundigt, ob das Deck stark genug für einen Haltepunkt eines zweiten Vorstags sei. Witzigerweise erreichte ihn unsere Mail in Portimao, wo er sich damals selbst mit der Problematik eines zweiten Vorstags beschäftigt hatte. Da er für seine Lösung damals Backstagen fahren musste, hat er allerdings kurzerhand wieder auf das zweite Stag verzichtet.
Doch mit dieser Wiederholung nicht genug. Auch in punkto Motor scheint es Parallelen zu geben. So haben wir als Reaktion auf den langen Heimaturlaub des Motors, bzw. der Verzögerung durch die Spedition, erfahren, dass unser Motor bereits vor Jahr und Tag auf dem Weg nach Martinique für 6 Wochen verschollen war. Dann ist er in Florida in einem Container nach Martinique wieder aufgetaucht. Scheinbar genießt er es, durch die Welt zu streunern und sich gelegentlich eine Auszeit zu gönnen. Auch sein Timing bei der Rückkehr nach Rom ist gut gewählt. Pünktlich zu einer Schlechtwetterfront steht er wieder auf dem Werftgelände und kann sich noch ein paar Tage Ruhe gönnen, bis der Regen vorbei ist. Doch lange wird sich unser Streuner wohl nicht mehr vor dem Einbau drücken können.
Noch immer warten wir auf unseren revisionierten Motor. Nachdem die im Maximum für den Rücktransport des Motors veranschlagten 4 Tage sich nun den 4 Wochen nähern, haben wir bereits angefangen, das Deck zu streichen. Gerne hätten wir damit gewartet, bis keine Handwerker mehr über unser Deck laufen müssen, doch der dringende Wunsch, mit einem gestrichenen Deck aus Rom absegeln zu können, hat gesiegt.
Wenn man, wie wir, mit dem Bug zum Steg hin liegt, ist es gar nicht so einfach, die zu streichenden Stellen richtig einzuteilen. Schließlich müssen wir mehrfach am Tag über das Deck nach vorn laufen, um unser Schiff verlassen zu können. So ist auf unserem Deck ein regelrechter Parcours entstanden und wir können beim Verlassen des Bootes einen Hindernislauf veranstalten. Teils haben wir an einem Tag die Backbord- am nächsten die Steuerbordseite gestrichen. Doch teils mussten wir das Deck auch in Rechtecke aufteilen, um die Stellen, die sonst von der Rettungsinsel, dem Dinghi etc. blockiert sind, zum Streichen freizubekommen. Dann heißt es wirklich aufpassen, wo man hintreten darf und wo nicht. Doch natürlich blieb es nicht aus, dass wir unsere Füße gründlich mit Aceton von frischer Farbe reinigen mussten.
Wir haben das Deck nun mit zwei Anstrichen vorgestrichen, um eine gute Grundlage zu schaffen. Der dritte und letzte Anstrich soll nun wirklich aber erst erfolgen, wenn der Motor wieder an seinem Platz ist. Das Ergebnis kann sich unseres Erachtens bereits jetzt sehen lassen.
Wer Samuel Becketts Stück „Warten auf Godot“ mal im Theather erlebt hat, wird sich erinnern, dass dessen Aufführung nicht nur recht lange dauert, sondern auch durchaus ermüdend ist. Zumal Godot ja auch nicht ankommt, das Warten auf Godot also vergeblich war. Wir warten auf unseren Motor. Die von der Reparaturfirma beauftragte Spedition Nörpel braucht nach eigenem Bekunden zwischen 1 und 4 Tagen für jeweils eine Strecke. Auf dem Weg zur Reparatur hat es mehr als 2 Wochen gedauert und jetzt sind auch schon wieder 2 Wochen verflossen. Aber noch haben wir Hoffnung, dass der Motor vielleicht in der nächsten Woche ankommt.
Dieweil sind wir natürlich nicht untätig. Die Mannschaft will beschäftigt werden, sonst droht bekanntlich: Meuterei. Gott sei Dank, dass wir nicht gerade auf Tahiti sind. Jedenfalls haben wir unsere überschüssigen Energien in Arbeit umgesetzt. Hier mal eine kleine Liste unserer Tätigkeiten und auch ein paar Photos dazu.
– Falz der Motorraumabdeckung teilweise neu geschweißt, rostbehandelt und gestrichen
– Motorraumbilge gestrichen
– achtere Bilge gestrichen
– Ruderkoker rostbehandelt und gestrichen
– „Keller“ (Stauraum unter der Sitzecke im Salon) rostbehandelt und gestrichen
– Bilge in der Pantry gestrichen
– Abdeckung des Niedergangsluks saniert (Rostbehandlung, gestrichen, mit Sikaflex neu abgedichtet)
– Luk zur Achterkoje bearbeitet (mit Holzöl gestrichen, Scharnier saniert)
– Halterung der Treppe im Niedergang bearbeitet (Verriegelung)
– Schwalbennester geölt
– Deckslicht funktionsfähig gemacht
– Autopilot repariert (hoffentlich…)
– Windgeneratoren bearbeitet (12V mit Funktion, 24V Erfolg ungewiss)
– neue Lippklampen geschweißt
– neue Positionslaterne samt entsprechender Halterung (Schaden aus der Gouvia Marina, unser Dank dafür an die Firma Technomarine auf Korfu)
– Haltepunkt/Befestigung für das 2. Vorstag hinter dem Vorluk geschweißt
– Bugbereich vor dem Ankerkasten innen rostbehandelt und gestrichen
Was noch fehlt, aber eigentlich erst gemacht werden soll, wenn hier kein Durchgangsverkehr von Mechanikern, Schweißern etc. mehr herrscht:
Mal sehen, ob uns die Zeit für diese Arbeiten noch reichen wird oder der quasi mediterrane Arbeitsethos der Spedition uns dazu keine Zeit mehr lassen wird.