Nachdem wir in den vergangenen Wochen richtig Gas gegeben haben, gönnen wir uns mal ein paar Tage Pause.
Die Marina de Lagos ist, obwohl sie sehr touristisch angehaucht ist, ruhig und bietet sich für eine kleine Verschnaufpause gut an. Die nächsten Etappen werden aller Voraussicht nach rauer werden. Die vorherrschende Windrichtung auf der Strecke ist Nord bis Nordwest, genau die Richtung, in die wir segeln wollen. Wir beobachten täglich die Windverhältnisse. Spätestens ab den frühen Mittagsstunden bläst und pfeift es sogar im Hafen konstant und ganz sicher werden wir uns in den kommenden Wochen nicht über zu wenig Wind beklagen können. So genießen wir die Ruhe noch ein wenig, bevor die nächsten längeren Schläge gen Norden folgen.
Nicht weit von der Marina findet man einen tollen Sandstrand und sogar kleine Buchten zwischen Felsgrotten, die zum Baden einladen. So fühlt sich unser Aufenthalt hier wie Urlaub an und wir genießen den strahlenden Sonnenschein. Man will gar nicht glauben, dass bereits der Herbst vor der Tür steht, der uns doch langsam aber beharrlich zum Aufbruch drängt.
Den Hafentag in Lagos nutzen wir, um unseren Motor mal wieder etwas zu pflegen. Da wir nun doch einiges an Strecke mit Motorunterstützung zurückgelegt haben, steht mal wieder ein Ölwechsel auf dem Programm. Außerdem wollen wir den Öldruck kontrollieren lassen. Wir haben das Gefühl, dass unser altes Instrument, welches diesen Zweck erfüllen soll, zu wenig Druck für einen frisch revisionierten Motor anzeigt. Vermutlich liegt diese Unstimmigkeit jedoch an dem im Zuge der Revision getauschten Geber, bzw. einer Inkompatibilität des Gebers zum Instrument und nicht am Druck selbst. Die Werft hier in Lagos wird im Hafenhandbuch sehr gelobt und als wir dort vorstellig werden, sagen sie uns zu, gleich nach der Mittagspause jemanden bei uns vorbei zu schicken.
Gerade haben wir das alte Öl abgelassen, frisches aufgefüllt und den Peilstab zwecks Kontrolle in der Hand, da klopft es am Boot. Wir werden auf Deutsch gegrüßt. Ganz überrascht wenden wir uns unserem in blau gekleideten Besucher zu, den wir für den erwarteten Mechaniker halten. Bisher haben wir noch nicht erlebt, dass ein Handwerker auf unserer Reise deutsch gesprochen hätte.
Doch es klärt sich schnell, dass es sich bei dem netten Herren nicht um einen Mitarbeiter der Werft handelt, sondern um einen britischen Langfahrtsegler, der in seinem „früheren Leben“ Deutschlehrer gewesen ist. Das Gesprächsthema dreht sich trotzdem um die hiesigen Handwerker. Auch an seinem Boot stehen kleinere Reparaturen auf dem Programm.
Unser Boot hat er sich ganz offensichtlich gezieht ausgeguckt. Da die Handwerker hier etwas teuer sein sollen, will er ein paar Kleinigkeiten an Bord selbst reparieren. In diesem Zusammenhang befindet er sich auf der Suche nach einer Stichsäge. Bei einem Blick durch die Marina war wohl unser Boot diesbezüglich am Vielversprechensten. Wir enttäuschen ihn nicht – ein Griff in den Werkschrank und wir können ihm unsere Stichsäge leihen. An Werkzeug herrscht bei uns an Bord nun wirklich kein Mangel. Auch wenn die Lorbeeren in diesem Punkte eigentlich unserem Voreigner Timm gebühren, der das Boot mit Werkzeug bestückt hat, so ist es nett wenn man im Hafen als der Kandidat ausgewählt wird, der bezüglich bestimmter Werkzeuge weiterhelfen kann.
Unser Mechaniker taucht dann am späten Nachmittag auf, hat gleich alles notwenige Werkzeug dabei und misst mechanisch unseren Öldruck. Wie erwartet zeigt unsere Anzeige zu wenig Druck an, um genau zu sein, etwa 3 bar weniger als tatsächlich vorhanden. Diese Werte passen nun auch zu einem frisch revisionierten Motor und wir können diese Unstimmigkeit abhaken.
Etwa 150 Seemeilen lang ist unsere nächste Etappe nach Lagos/Portugal und wir rechnen, da wir abends starten, mit zwei Nachtfahrten und eineinhalb Tagen. Gleich am ersten Abend zücken wir endlich einmal rechtzeitig die Kamera, um einen Delfin zu erwischen. Zwar taucht dieser gerade unter unser Boot ab, doch gerade so haben wir ihn noch erwischt.
Die erste Nacht ist recht rau. Es zieht eine Kaltfront dicht nördlich von uns durch; der Wind ist stärker als vorhergesagt, aber sehr wechselhaft und die See entsprechend aufgewühlt. Beim Runden des Kap Trafalgar, von welchem man sich wegen eines langgestreckten Flachs gut freihalten sollte, zieht ein Gewitter über uns hinweg, so dass die Nachtfahrt nicht langweilig wird.
Am nächsten Morgen ist das raue Wetter überstanden. Der Wind bleibt aber ebenso unbeständig wie im Mittelmeer. Innerhalb weniger Stunden dreht er auf alle Richtungen und die Stärke schwankt zwischen 0 bis 22 Knoten Wind. Mehrfach ziehen wir die Segel hoch, nur um sie nach wenigen Stunden wieder herunter zu nehmen, bis das Spiel von Neuem beginnt. Auch unsere Geschwindigkeit schwankt mehr als je zuvor. Von unter 2 Knoten bis zu 6 Knoten ist alles dabei, wobei das Mittel am Ende unter 4 Knoten liegt.
Nach 44 Stunden sind wir dann endlich in Lagos. Die Einfahrt zum Hafen liegt in einem kleinen Fluss und sieht richtig nett aus. Vor der Marina spannt sich eine Fußgängerbrücke über den Fluss und bevor diese für ein Boot öffnet, muss man an einem Wartesteg festmachen und die Formalitäten klären. Nachdem der offizielle Teil geklärt ist, funken wir die Brücke an und dürfen unter dieser hindurchfahren. Der Hafen macht einen netten Eindruck und wir sehen an den Stegen durchaus den ein oder anderen Langfahrtsegler. Hier werden wir uns erst einmal von der letzten Etappe ausruhen und uns unser nächstes Ziel überlegen.