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Hafenkino

Seit zwei Tagen haben wir richtig schlechtes Wetter. Es stürmt ununterbrochen, eine Böe jagt die nächste, die Leinen zerren kräftig und im Boot ist es richtig unruhig.

Selbst die großen Fischtrawler liegen bereits seit drei Tagen im Hafen. Das ist ungewöhnlich, denn normalerweise gönnen diese sich höchstens einmal an einem Sonntag eine Ruhepause. Dann wurde gestern der Hafen von Nazaré als geschlossen erklärt und kein Schiff fährt mehr raus oder rein.

Das Hafenbecken ist voll von Wellen und Schaumkronen und die Hafeneinfahrt sieht ebenfalls mehr als ungemütlich aus. Vielleicht wäre ein Passieren mit starkem Motor noch möglich, doch auf jeden Fall riskant.

Leinenübergabe vom Fischtrawler an kleines Fischerboot
Leinenübergabe vom losgerissenen Fischtrawler Fiuza an das kleine helfende Fischerboot aus Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Heute morgen erleben wir nun, dass der Schwell im Hafenbecken auch den großen Fischtrawlern Probleme bereitet. Eine der dicken Festmacherleinen des Trawlers Fiuza ist unter der Belastung von Wind und Wellen gerissen. Hinter dem betroffenen Schiff liegen zwei weitere große Fischtrawler im Päckchen und das losgerissene Schiff treibt seitlich auf die beiden anderen.

Hilfeleistung für den Fischtrawler Fiuza in Nazaré
Hilfeleistung für den Fischtrawler Fiuza in Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Ein kleines Fischerboot aus Nazaré ist gleich zur Stelle um unter Anleitung der Polícia Maritima zu helfen. Der große Fischertrawler muss gegen den Wind wieder an den Pier gezogen werden. Es ist kaum vorstellbar, dass das kleine Fischerboot die Kraft aufbringen soll, das große, schwere Schiff durch den doch sehr kräftigen Wind zu ziehen.

Verbringung des Fischtrawlers Fiuza zurück an den Pier von Nazaré
Verbringung des Fischtrawlers Fiuza zurück an den Pier von Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Doch die Rettungsaktion gelingt gut und der Trawler Fiuza kann wieder sicher am Pier festmachen.

Fischtrawler Fiuza wieder am Pier in Nazaré in korrekter Position
Geglückte Hilfestellung für den Fischtrawler Fiuza in Nazaré

Weiter… warten?

So langsam juckt es uns in den Fingern, die Leinen zu lösen und weiter zu segeln. Auf der Strecke nach Norden warten noch Porto und mehrere Rias auf uns, die landschaftlich wunderschön sein sollen.

Aufgewühltes Wasser am Strand von Nazaré
Aufgewühltes Meer am Strand von Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Doch kaum entwickeln sich unsere Pläne, so erhalten wir Mahnungen von Wind und Wetter. Die Brandung an der Küste können wir auch im Hafen deutlich hören und wenn wir dann über die Dünen Richtung Strand gehen, erwarten uns brechende Wellen und Schaumkronen so weit das Auge reicht.

Düne am Strand von Nazaré
Düne am Strand von Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Auf dem Atlantik sieht es mehr als ungemütlich aus und die Häfen an der portugiesischen Küste sind zum größten Teil erneut geschlossen, wenn nicht ganz, so doch zumindest für Schiffe unter 35 Meter Rumpflänge.

Hafeninformation zu den Häfen an der portugiesischen Küste
Hafeninformation zu den Häfen an der portugiesischen Küste
Quelle: http://www.marinha.pt/pt-pt/servicos/informacao-maritima/Paginas/Estado-Barras.aspx, abgerufen am 14.02.2016

Wenn man also erst einmal unterwegs ist, so hat man kaum die Möglichkeit, den nächsten Hafen anzulaufen, da hilft nur draußen bleiben und abwarten. Zudem ist erstmals seid wir hier sind, auch Nazaré selbst für die ganze Schiffahrt gesperrt. Normalerweise gilt der Hafen als sicher und jederzeit anlaufbar, doch auch davon scheint es Ausnahmen zu geben.

Welle am Strand von Nazaré
Welle am Strand von Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Auch aus der Biskaya, von der wir ja nun nicht mehr allzu weit entfernt sind, ist nichts Gutes zu hören. Der Frachter „Modern Express“ ist kürzlich im Wellengang havariert und fast gekentert. Über Tage war aufgrund der Wetterlage keine Rettung möglich. Im Gegenteil, der Frachter musste sogar noch von der Küste weggeschleppt werden, um nicht auf die Felsen zu treiben und an Land Schaden anzurichten.

Gischt in Nazaré am Strand
Gischt am Strand von Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Julian, ein Segelfreund aus England, der sein Schiff hier in Nazaré liegen hat und nun mit dem Auto per Fähre von England nach Frankreich und Portugal will, berichtet von 14 Meter Welle in der Biskaya. Ob die Fähre noch fährt, ist fraglich. Wir möchten gar nicht wissen, wie es uns mit unserem verhältnismäßig kleinen Schiff unter diesen Konditionen in der Biskaya ergehen würde.

Hafeneinfahrt von Leuchtturm von Nazaré
Hafeneinfahrt von Nazaré vom Strand aus gesehen
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Zuerst wartet zwar noch Galizien auf uns, doch selbst die Überfahrt nach Porto und im Anschluss zu den Rias von Galizien ist momentan kaum möglich. Zur Zeit haben wir selten bis nie 2 Tage, die wir für die Strecke benötigen würden, am Stück Ruhe vor Stürmen und hohen Wellen. Zudem hat sich dann an den besseren Tagen der Atlantikschwell besonders hoch aufgebaut.

So beobachten wir die Wetterlage und hoffen, dass sich uns bald ein Fenster bietet, um weiter zu ziehen.

Strand von Nazaré
Strand von Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Farewell SY Blue Calypso

Heute heißt es Abschied nehmen von Lauren & Nathan von der SY Blue Calypso.

Farewell SV Blue Calypso
Abschied von der SY Blue Calypso
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Die beiden waren noch vor uns im August hier in Nazaré angekommen. Eigentlich wollten sie nur 48 Stunden bleiben und dann weiter Richtung Kanaren und in die Karibik segeln. Doch obwohl Nathan in England 5 Jahre lang an seinem Schiff gearbeitet hat, war er noch nicht so ganz zufrieden. Schon auf der Strecke von England nach Portugal musste er feststellen, dass die Segelfläche zu klein ist.

So entschied er sich, die Möglichkeiten in Nazaré zu nutzen, das Rigg zu verändern und organisierte sich in England einen neuen, größeren Mast. Das Stellen den neuen Mastes hat dann den halben Hafen beschäftigt und auch wir konnten uns ein Bild davon machen, mit welchen Arbeiten ein solches Projekt verbunden ist.

Während Nathan mit den notwendigen Folgearbeiten an den Wanten etc. beschäftigt war, schmiedeten wir gemeinsame Pläne. Sobald sich ein Wetterfenster öffnen würde, wollten Nathan und Lauren zu den Kanarischen Inseln segeln. Da wir hingegen notgedrungen bis Ende Februar oder gar Ende März warten müssen, bis es für uns sicher wird gen Norden zu segeln, war die Überlegung, ob wir nicht Mitte Januar einfach zu viert mit der SY Blue Calypso zu den Kanaren segeln könnten. Nathan wären ein paar Hände an Bord ganz recht gewesen und für uns wäre es eine schöne Abwechslung geworden, mal wieder unterwegs zu sein. Ein Rückflug von den Kanaren nach Lissabon wäre zudem auch sehr preiswert zu haben. Für uns gab es also nicht viel zu Überlegen. Ein kleiner Abstecher in den Süden, ins Warme auf einem Segelboot – natürlich wären wir da mit dabei.

So warteten wir den Januar über gemeinsam auf das passende Wetterfenster um gen Süden zu segeln und den neuen Mast auszuprobieren. Doch dieses Fenster kam einfach nicht. Beständiges Wetter mit Wind aus der richtigen Richtung und annehmbarem Schwell für wenigstens eine Woche war nicht in Sicht.

So vergingen die Wochen und die Pläne der beiden wurden gezwungenermaßen einer intensiven Prüfung unterzogen. Nach einigem Hin und Her haben sie sich dann entschieden, erst einmal nach Lissabon zu fahren. Der Törn zu Kanarischen Inseln ist erstmal auf unbestimmte Zeit verschoben.

Und heute nun bietet sich das Fenster, um wenigstens Strecke nach Lissabon zu machen. Mäßige Winde aus Ost, vertretbarer Schwell und dazu noch Sonnenschein.

Bevor die beiden sich auf den Weg machen, trinken wir noch einen letzten Kaffee zusammen. Dann heißt es Farewell Lauren & Nathan, SY Blue Calypso und für uns auch Kanarische Inseln.

 

SV Blue Calypso beim Verlassen von Nazaré
SY Blue Calypso beim Verlassen von Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln