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Warten auf…

Wer Samuel Becketts Stück „Warten auf Godot“ mal im Theather erlebt hat, wird sich erinnern, dass dessen Aufführung nicht nur recht lange dauert, sondern auch durchaus ermüdend ist. Zumal Godot ja auch nicht ankommt, das Warten auf Godot also vergeblich war. Wir warten auf unseren Motor. Die von der Reparaturfirma beauftragte Spedition Nörpel braucht nach eigenem Bekunden zwischen 1 und 4 Tagen für jeweils eine Strecke.  Auf dem Weg zur Reparatur hat es mehr als 2 Wochen gedauert und jetzt sind auch schon wieder 2 Wochen verflossen. Aber noch haben wir Hoffnung, dass der Motor vielleicht in der nächsten Woche ankommt.

Dieweil sind wir natürlich nicht untätig. Die Mannschaft will beschäftigt werden, sonst droht bekanntlich: Meuterei. Gott sei Dank, dass wir nicht gerade auf Tahiti sind. Jedenfalls haben wir unsere überschüssigen Energien in Arbeit umgesetzt. Hier mal eine kleine Liste unserer Tätigkeiten und auch ein paar Photos dazu.

–    Falz der Motorraumabdeckung teilweise neu geschweißt, rostbehandelt und gestrichen
–    Motorraumbilge gestrichen
–    achtere Bilge gestrichen

Achtere Bilge
Achtere Bilge vorderer Teil
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Achtere Bilge mit Stevenrohr
Achtere Bilge hinterer Teil
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

–    Ruderkoker rostbehandelt und gestrichen
–    „Keller“ (Stauraum unter der Sitzecke im Salon) rostbehandelt und gestrichen

Keller
Keller und Stauraum
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

–    Bilge in der Pantry gestrichen

Pantry-Bilge
Bilge Pantry
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

–    Abdeckung des Niedergangsluks saniert (Rostbehandlung, gestrichen, mit Sikaflex neu abgedichtet)
–    Luk zur Achterkoje bearbeitet (mit Holzöl gestrichen, Scharnier saniert)
–    Halterung der Treppe im Niedergang bearbeitet (Verriegelung)
–    Schwalbennester geölt
–    Deckslicht funktionsfähig gemacht
–    Autopilot repariert (hoffentlich…)
–    Windgeneratoren bearbeitet (12V mit Funktion, 24V Erfolg ungewiss)
–    neue Lippklampen geschweißt

Neue Bug-Klampen
Klampen am Bug
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Mittelklampe
Mittelklampe
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Mittelklampe mit Rollen
Neue Mittelklampe
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

–    neue Positionslaterne samt entsprechender Halterung (Schaden aus der Gouvia Marina, unser Dank dafür an die Firma Technomarine auf Korfu)

Positionslaterne
Positionslaterne mit neuer Halterung
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

–    Haltepunkt/Befestigung für das 2. Vorstag hinter dem Vorluk geschweißt

Haltepunkt
Haltepunkt für 2. Vorstag
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

–    Bugbereich vor dem Ankerkasten innen rostbehandelt und gestrichen

Was noch fehlt, aber eigentlich erst gemacht werden soll, wenn hier kein Durchgangsverkehr von Mechanikern, Schweißern etc. mehr herrscht:

–    komplettes Deck streichen
–    Abdeckung Motorraum streichen
–    Cockpit streichen

Mal sehen, ob uns die Zeit für diese Arbeiten noch reichen wird oder der quasi mediterrane Arbeitsethos der Spedition uns dazu keine Zeit mehr lassen wird.

Shining

Seit der Schweißer seine Arbeit aufgenommen hat, geht es zügig voran. Die Motorraumkante ist mittlerweile geschweißt und bedarf nun nur noch einiger malerischer Zuwendungen. Als Grundlage pinselt der Schweißer noch eine gute Schicht Rostschutz auf den Falz. Diesen lassen wir gut eintrocknen, dann dürfen wir eine Schicht Versiegelung auftragen, die uns der Schweißer empfohlen hat und verdächtig nach Epoxy riecht. Diese Versiegelung müssen wir mit einer Art Katalysator anrühren und gut vermischen.

Dabei kommt es zu einem kleinen sprachlichen Missverständnis. Mangels ausreichender Italienisch-Kenntnisse übersetzen wir, dass das Gemisch nach 10 Minuten verarbeitbar ist. Dummerweise lautet die korrekte Übersetzung aber wohl, dass die Substanz 10 Minuten lang verarbeitbar ist. Nach 8 Minuten stellen wir beim Rühren der Masse fest, dass diese immer zäher wird. Im Eiltempo gießen wir das Gemisch nun in den Falz und verteilen sie mit dem Pinsel. Glücklicherweise lässt sich die Masse auf der schmalen geraden Fläche noch gut verstreichen. Doch länger hätten wir wirklich nicht warten dürfen.

ungestrichener Motorraum
Motorraum ungestrichen
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Auch den Motorraum haben wir mittlerweile endlich fertig streichen können. Da sowohl  Rostschutz als auch Farbe deutlich länger zum Trocknen gebraucht haben, als in der Produktbeschreibung angegeben, sind wir froh, dass zumindest der Motorraum nun noch ein paar Tage Zeit zum Austrocknen hat, bevor unser überholter Motor wieder seinen Dienst an Bord antreten soll.

Motorraum - bright shining
Motorraum – bright shining
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Novum

Und es gibt ihn doch: den italienischen Handwerker, der noch arbeiten möchte und nicht wegen Reichtum geschlossen hat. Seit Wochen suchen wir hier nach einem Schweißer, der sich ein paar Stellen vornimmt, an denen geschweißt werden muss. Doch entweder gibt es gar keine Reaktion auf unsere Anfrage, oder wir erhalten einen skurrilen Kostenvoranschlag, wie den von der im Hafen ansässigen Werft.

Am Freitag vergangene Woche haben wir endlich noch einen Stahlarbeiter aufgetan, der dann auch zusagte, am Montag morgen, also heute, bei uns vorbei zu kommen und sich unsere offenen Baustellen anzusehen. Nach unseren bisherigen Erfahrungen waren wir das Wochenende über natürlich recht skeptisch, ob wir von dem Handwerker überhaupt nochmal etwas hören würden.

Doch heute Morgen wurden wir positiv überrascht. Sogar überpünktisch steht der Schweißer vor unserem Boot. Allein, ohne Handlanger oder Besserwisser, kommt er an Bord und in einem Kauderwelsch aus Spanisch und Italienisch erklärt Stefan ihm, was getan werden soll.

Dann folgt die nächste Überraschung. Der Handwerker fragt, ob er gleich heute noch loslegen soll, oder erst morgen. Da wir erst einmal wissen wollen, was der Spaß kosten soll, begibt sich Stefan gleich mit ihm zum Office und klärt die Formalitäten. Und bereits eine halbe Stunde später erscheint der Schweißer wieder mit seinem Werkzeugkoffer bei uns an Bord – diesmal allerdings dann doch mit einem Hilfsarbeiter.

Die Kante, auf der die Motorraumabdeckung aufsitzt, muss erneuert werden. Dort blüht der Rost mittlerweile doch recht ordentlich und wir nutzen die Gelegenheit, dass im Motorraum Platz zum Stehen und Arbeiten ist. Mit der Flex wird die angegriffene Kante, bzw. das was von ihr noch übrig ist, heraus geschnitten. Bei der Gelegenheit landet selbstredend wieder eine gute Ladung Schmutz und Stahlspäne in unserem frisch gestrichenen Motorraum. Wir sind heilfroh, dass der letzte Anstrich noch fehlt. So steht zwar nochmals eine Großputzaktion an, doch wenigstens ist der neue Anstrich noch zu retten.

Zwischendurch wird der Hilfsarbeiter wieder in die Werkstatt geschickt, um die Stahlkanten anzufertigen. Nach etwa einer Stunde ist er zurück und hat dieses Mal selbst einen Hilfsarbeiter dabei. Nun ist das obligate Trio wieder komplett. Es wird noch überprüft, ob die neuen Teile passen. Der Rest soll dann morgen erledigt werden. Diesmal glauben wir sogar daran.