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Errikousa

Endlich geht es weiter. Die THO ist wieder startklar und wir sind voller Tatendrang. Es fällt uns nicht schwer, die Gouvia Marina zu verlassen. Auf dem Weg in den Korfu Channel, der zwischen der Insel Korfu und Albanien verläuft, treffen wir wieder auf Michael, unseren Flottillenkameraden von der Beluga, jetzt wieder in Begleitung seiner Frau Bärbel. Über Funk besprechen wir das nächste Ziel. Erst ist eine Bucht an der Nordspitze Korfus in unserem Visier. Doch da wir gut voran kommen und es genießen, wieder auf dem Wasser unterwegs zu sein, segeln wir weiter bis Errikousa, einer kleinen Insel nordwestlich von Korfu.

Am späten Nachmittag machen wir dort mit Heckanker und Landleinen in einem kleinen Hafen fest. Um uns herum sind bereits dicke Wolken aufgezogen und deuten auf das vorhergesagte Gewitter hin. Das Unwetter beginnt dann in der Nacht. Blitze zucken am Himmel und starker Regen zwingt uns dazu, die Luken zu verschließen.

Auch am Morgen ist es noch nicht besser. Im Gegenteil, der Regen entwickelt sich zu einer wahren Sintflut und an den Lehmhügeln an Land bilden zum Teil richtige Wasserfälle. Vom Cockpit aus betrachten wir das Hafenpanorama, über das der Regen hinwegpeitscht. Wir sind ganz froh, bei dem Wetterchen nicht unterwegs zu sein und warten darauf, dass das Unwetter vorüberzieht. Gerne würden wir uns an Land ein wenig die Beine vertreten und uns die Insel ansehen.

Am frühen Abend hört der Regen endlich auf und wir rudern mit dem Dinghi an Land. Der Weg bis zu dem kleinen Ort ist lehmig und überschwemmt, wir fühlen uns fast wie bei einer Wattwanderung. Doch es lohnt sich. Es gibt noch ein paar kleine Buchten und die Aussicht auf das Meer hinaus ist herrlich. Das Unwetter ist bereits wieder vergessen. Morgen oder übermorgen soll es dann weitergehen nach Italien – unser erster „längerer Schlag“ mit der THO.

Fischerboot vor Errikousa
Fischerboot vor Errikousa
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Aufziehendes Unwetter auf Errikousa
Aufziehendes Unwetter auf Errikousa
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Fischerboot im Regen vor Errikousa
Fischerboot im Regen vor Errikousa
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

End Bay – Sivota

Das große Thema des Vorabends ist das Ablegemanöver im Acheron. Der Fluss ist kaum so breit wie unser Schiff lang ist und an den Ufern reichlich mit Schilf bewachsen. Ein Wendemanöver ist selbst für erfahrene Segler nicht ganz ohne. Da wir Stress am frühen Morgen vermeiden wollen, überlegen wir uns ein elegantes Drehen des Bootes am Steg mit Leinen. Am Heck bleibt die THO die ganze Zeit über fest und wird von einem Helfer gehalten. Die Strömung erledigt des Rest indem sie unseren Bug um 180 Grad dreht. Nun liegen wir ein Schiff weiter vorn im Päckchen und können ganz einfach vorwärts ablegen. Wir sind zufrieden.

Vom Acheron aus geht es weiter an der griechischen Festlandküste nach Sivota. Michael kennt dort eine schöne kleine Bucht, die in der Mitte durch eine Sandbank geteilt wird – die End Bay. Vor der Einfahrt müssen wir mehrere Untiefen umschiffen und haben teilweise kaum mehr 5 Meter Wasser unter dem Kiel. Beständig haben wir den Tiefenmesser im Blick. Wir müssen noch um einen Felsen herum, dann erblicken wir die Bucht. Sie sieht wirklich toll aus, allerdings auch sehr voll. Überall sind Surfer, Schwimmer und Paddler und zu allem Überfluss ankert auch noch ein Touristenausflugsdampfer in der Bucht.

Michael hat bereits per Heckanker und Landleinen festgemacht und das ausgerechnet hinter dem Touristendampfer. Es ist kaum zu erkennen, wie er dort hingekommen ist, aber wir folgen ihm trotzdem. Unser Heckankermanöver klappt diesmal super und wir liegen genau richtig.

Am Abend kehrt in der Bucht Ruhe ein, wir sind fast für uns. Über uns ein klarer Sternenhimmel, um uns herum Wasser und sonst nichts…

Mit Muskelkater nach Levkas

Vor dem heutigen Ablegen graut uns etwas. Irgendwie müssen wir den blöden Heckanker mit seiner 60m langen Leine bzw. Kette wieder an Bord bekommen. Bereits am gestrigen Tage haben wir fleißig hin und her überlegt, wie wir den Heckanker am besten und ökonomischsten wieder einholen sollen und kamen dabei auf die wildesten Ideen. Entscheiden tun wir uns jedoch für den simpelsten Weg über Heckklampe. Das ist zwar nicht gerade kräfteschonend, sollte aber zumindest gesichert funktionieren. Einer fiert vorne die Landleine, der andere holt parallel den Heckanker auf. Dummerweise verhakt sich die Landleine zwischen den Steinen und einer muss nochmal an Land um sie zu befreien. Glücklicherweise haben wir das Dinghi noch nicht wieder an Deck verstaut.

 

Wir kommen frei, der Heckanker ist wieder an Bord, aber wir beschließen sogleich, den Heckanker von seiner 20m langen Kette zu befreien. Das Gewicht von Anker und 20m Kette nur mit reiner Muskelkraft aus einer Wassertiefe von – wie hier – etwa 15m an Bord zu zerren, ist auf Dauer zu Kräfte zehrend und nicht gerade Rücken schonend.

 

Wir segeln in nordwestlicher Richtung zur Insel Levkas. Der Kanal zwischen der Insel und dem Festland ist abenteuerlich. Das Fahrwasser ist mit diversen Stecken in den unterschiedlichsten Farben und Größen abgesteckt. Zeitweilig findet man auch eine rote Backbordtonne an der Steuerbordseite. Das Handbuch besagt, der Kanal dürfe nur bei Tage befahren werden. Wir wundern uns kein bisschen darüber, warum.

 

Da nicht ganz klar ist, wie man in Levkas festmachen kann, machen wir uns für alle Varianten bereit. Eigentlich wollen wir in den Stadthafen hinter der Marina, doch dann lacht uns die Außenseite des Marina Steges entgegen. Dort können wir längsseits gehen. Allerdings kommt uns gleich ein Marinero entgegen und meint, wir können dort nicht liegen, bzw. müssen bezahlen. Da haben wir prinzipiell nichts dagegen, als wir jedoch den Preis von 50 € für die Nacht hören, kommen wir ins Grübeln. Da wir jedoch bereits so schön angelegt haben und Strom + Wasser direkt am Steg haben, beschließen wir, uns diesen Luxus für eine Nacht zu gönnen.

 

Wir nutzen Strom und Wasser bestmöglich aus, machen unseren Wassertank nochmals bis obenhin voll und zaubern dann für uns und Michael ein leckeres Abendessen: Hühnchen auf normannische Art mit Äpfeln und einem Schuss Calvados – in unserem Fall ein Schuss Rum.