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Belgische Eule

Whisky und Schottland – das gehört irgendwie zusammen; Whisky und Belgien, das passt irgendwie nicht so recht. Man mag sich nicht vorstellen, dass vom Hochland Belgiens und seinen torfigen Mooren guter Whisky stammen könnte – schon deswegen nicht, weil es Belgien an Hochland und dort angesiedelten Mooren mangelt. Trotzdem wird in Belgien Whisky gebrannt: „The Belgian Owl“. Wir wissen dies genau, weil wir ein Fläschchen dieses Tropfens von unserem Stegnachbarn geschenkt bekommen haben.

Unser Stegnachbar ist, was ja jetzt nahe liegt, Belgier und während seiner Abwesenheit haben wir versprochen, ein Auge auf sein Boot zu werfen. Wir haben dann vor einiger Zeit bemerkt, dass sich seine Festmacher mit den Ruckdämpfern – ohne unser Zutun –  begannen aufzudröseln. Wir haben Philippe, so heißt unser Stegnachbar, informiert und er ist kurzerhand hergejettet, um die Sache zu fixen. Zum Dank hat er uns die die „Belgische Eule“ verehrt.

Nun ist unsere Expertise in Sachen Whisky nicht allzu ausgeprägt und wir wollen auch weder unsere schottischen, noch unsere belgischen Blogleser verärgern. Wir lassen deshalb offen, ob der belgische Whisky den schottischen Whisky einholt oder übertrifft. Gemundet aber hat uns das Tröpfchen. Und während wir früher in der Ausübung der von uns übernommenen Pflichten vielleicht etwas säumig waren, so wachen wir jetzt mit Argusaugen über das Boot von Philippe.

Radikales Gedankengut

Sonnenschein und Windstille begrüßen uns am Morgen. Da unsere Rückfahrt nach Deutschland auch schon vor der Tür steht, verlegen wir bereits heute unsere Landleinen winterfest. Sage und schreibe 9 Leinen halten im Anschluss die THO mit der Backbordseite am Steg. Diese sollten nun auch dem griechischen Winter im Januar/Februar trotzen können.

Im Anschluss geht es endlich zur Port Police, um die Formalitäten zu klären. Unser schlechtes Gewissen, diesen Gang so lange vor uns her geschoben zu haben ist völlig unbegründet. Im Gegenteil, die Beamten sind ganz überrascht, dass mal jemand freiwillig bei ihnen vorbei schaut. Und als sie dann unseren Ordner mit Klarsichthüllen und schon fertigen Kopien unserer Unterlagen sehen, sind sie endgültig beeindruckt. Nun sind wir zwar um unsere Kopien ärmer, doch dafür wissen wir auch, dass vor allem das Flaggenzertifikat, die Versicherungspolice und der Kaufvertrag von Interesse sind. Die deutsche Ordnungsliebe wird wohl nach unserem Besuch für den ein oder anderen Scherz gesorgt haben.

Auch das Vorluk wird heute endgültig fertig. Alle Schrauben werden nochmals nachgezogen und die letzten Silikonränder werden versäubert. Beim Aufsetzen der Luke und dem Verschließen muss sich dann einer an Deck auf die Scheibe stellen. Das zusätzliche Gewicht ist notwendig, damit der andere von unten die Verschlusskappen aufsetzen und zudrehen kann.

Danach folgt der Härtetest. Ein kräftiger Schwung Wasser soll zeigen, ob wir unsere Arbeit ordentlich erledigt haben und die Luke nun dicht ist. Ergebnis: Wir haben zwar sauber gearbeitet und alle von uns neu verklebten Stellen halten dicht. Dummerweise leckt das Luk trotzdem. Beim genauen Hinsehen entdecken wir ein kleines Loch zwischen dem an Deck aufgeschweißten Rahmen und dem von uns bearbeiteten Lukenaufsatz. Unsere Pläne für das Vorluk werden immer radikaler. Nun denken wir sogar an vollständiges Zuschweißen.

Festmacheritis

Der neue Tag begrüßt uns zur Abwechslung mal mit Windstille und Sonnenschein. Und die frohe Kunde für uns – wir liegen sogar noch samt Boot am Steg. Nachts hatte sich das teilweise anders angefühlt. Die Windgeschwindigkeit soll – laut eines unseres Stegnachbarn – in den Böen bei 9 Beaufort gelegen haben.

 

Unsere Stegverbindung hingegen ist erneut baden gegangen. Doch dieses Mal hatten wir sie zuvor angeleint und deshalb konnten wir sie mühelos wieder heranziehen.

 

Da für die nächsten Tage schon wieder Starkwind angekündigt ist, steht unser Programm schon von vornherein fest: wir holen die neuen Festmacher ab. Wir nehmen gleich vier Stück.

 

Satte drei Stunden verbringen wir mit der Perfektionierung unserer Landleinen. Ganz offensichtlich sind die letzten zwei Tage nicht ohne Auswirkungen auf unser Nervenkostüm geblieben. Normalerweise hätte uns bei dieser Arbeit längst die Geduld verlassen.

 

Die altersschwache Leine funktionieren wir zu einer Spring um und statt eines ruckartigen Knarzens gibt sie nun nur noch ein zufriedenes Brummen im Wind von sich. Dieses Geräusch nun klingt zur Abwechslung nahezu beruhigend. Auch an den Vor- und Achterleinen ist Ruhe eingekehrt. Es klingt zwar nicht gerade nach viel Arbeit, ein paar Leinen auszubringen, trotzdem sind wir heute endlich mal mit unserem Tagewerk zufrieden. Es ist ein gutes Gefühl, Vertrauen in seine Leinen zu haben. Ob dieses Vertrauen gerechtfertigt ist, wird sich wohl schon in Kürze herausstellen, denn das nächste Tief mit Starkwind ist ja bereits angekündigt.

 

Jupp hat uns für den Abend zum Essen eingeladen. Es gibt einen leckeren griechischen Salat und Kotletts; wir steuern zum Nachtisch einen frischen Obstsalat aus Orangen, Bananen, Äpfeln und Joghurt bei. So lässt es sich aushalten.