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Polka am Steg

Wir haben eine sehr unruhige Nacht hinter uns. Kräftig anhaltendes Schaukeln, Ruckeln und Knarzen die ganze Nacht über haben uns kaum schlafen lassen. Nach dem Aufstehen kontrollieren wir gleich alle Leinen und müssen dabei feststellen, dass der Verbindungssteg, der das T-Stück des Steges mit dem Längssteg verbindet, einfach verschwunden ist. Wind und Wellengang haben die Verschraubung herausgerissen und das gute Stück einfach hinweg gefegt. Wir sind, da wir am Ende des Stegs liegen, vom Land abgeschnitten.

 

Michael und Jupp stellen unsere Verbindung zur Außenwelt wieder her. Sie haben den durch das Hafenbecken treibenden Steg eingesammelt und helfen nun bei der erneuten Befestigung. Die Suche nach der Bohrmaschine und dem passenden Aufsatz gestaltet sich bei uns an Bord etwas chaotisch, da weder das eine noch das andere an dem Platze ist, wo wir es vermuten und wir, wie gesagt, noch keine aktualisierte Stauliste in Papierform besitzen.

 

Nach getaner Arbeit kommen wir endlich zum verdienten Kaffee trinken und beschließen, zur Feier des Tages uns eine Dusche zu gönnen. Die Dusche ist der Ort, an dem der Segler wieder zum Menschen wird.

 

Da das Wetter weiterhin recht ungemütlich ist, durchwühlen wir unsere letzten Vorräte und finden dort tatsächlich noch einen unbenutzten Festmacher. Wir beschließen, damit der Vorleine, die in der vergangenen Nacht unter beständigem Knarzen ihre Seele ausgehaucht hat, ihren Kampf zu erleichtern. Zusätzlich legen wir weitere Hilfsleinen achtern: Außer Schnürsenkeln und Schoten haben wir nun alle Leinen, die wir haben, ausgebracht. Und natürlich tanzt trotzdem das Boot eine muntere Polka am Steg.

Insider klar im Vorteil

Heute ist Samstag und das Marina-Büro somit ganztägig geschlossen. Wieder können wir unsere Marina-Karte nicht aufladen, so befürchten wir.

 

Noch vor dem Frühstück bringen wir Jupp mit dem Auto zum Busbahnhof. Er will einen Freund in Paxos besuchen. Er weiß Rat und gibt uns den Tipp, dass einer der Marineros einen Schlüssel für das Büro hat und die Karten auch am Wochenende auflädt. Wir machen den sehr hilfsbereiten Marinero ausfindig und er rettet unser Wochenende – zumindest was den Strom anbelangt.

 

Das Wetter ist erneut recht windig, unser Boot schaukelt stark und der Wind zerrt gewaltig an den alten Festmachern. Es knarzt wieder zum Davonlaufen. Diesmal gehen wir zum Ship Shop und ordern gleich zwei neue Festmacher. Leider hat er die gewünschten Festmacher nicht im Laden, sondern in seinem Lager und muss sie dort erst holen. Wir vereinbaren, später am Nachmittag wiederzukommen.

 

Als wir dann wieder bei ihm vor der Tür stehen, hat er allerdings bereits geschlossen und wir müssen das Knarzen das ganze Wochenende über aushalten. Das mit den Öffnungszeiten ist in Griechenland auch so eine Sache für sich. Einheitliche Ladenöffnungszeiten gibt nicht. Nachmittags zwischen 13 und 17 Uhr sind fast alle Läden geschlossen und wie lange danach noch geöffnet ist, variiert durchaus.

 

Abends weihen wir endlich unsere neuen Kochplatten ein. Es gibt Hähnchenschenkel. Jupp, wieder wohlbehalten zurück, kommt mit einer Flasche Wein vorbei und darf gleich testen – Ergebnis: Essen gut gelungen. Das Fleisch ist durch und trotzdem saftig – genau richtig. Ohne ihn und seinen hilfreichen Hinweis auf den Marinero hätten es bei uns das Wochenende über wohl wieder kalte Küche gegeben. So jedoch sind wir optimistisch, zumindest was unser leibliches Wohl anbelangt.