Kraftakt auf Meganisi

THO kokkino vor Heckanker, Ormos Kapali, Meganisi
THO kokkino vor Heckanker, Ormos Kapali, Meganisi
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Heute geht es weiter nach Meganisi. Wir motoren aus der Inselgruppe heraus, dann können wir bereits das Großsegel setzen. Ein paar weiter Meilen setzen wir auch die Fock, müssen aber feststellen, dass wir ohne Motorunterstützung zu langsam werden würden. Wir haben den freien Tag in Nisis Petalas zwar dazu genutzt, mal den Muschelbewuchs von der THO zu kratzen, doch Michaels „Beluga“ segelt dank größerer Segelfläche einfach schneller. Erst als wir nach Norden drehen und parallel zu Insel Meganisi segeln, können wir bei akzeptabler Segelgeschwindigkeit für eine Weile den Motor abstellen und die Stille genießen.

Unser Ziel ist die Bucht Ormos Kapali. Sie soll sehr malerisch sein. Allerdings sollte man dort mit Heckanker und Landleine festmachen. Die Bucht ist insgesamt recht tief und wird dann am Ufer schnell sehr flach. Nichts, um mit dem Heck Richtung Land zu liegen.

Den Heckanker haben wir die Tage bereits einsatzbereit gemacht. An ihm befinden sich 20m Kette und 40m Leine. Allerdings muss der Anker per Hand bedient werden, da wir am Heck keine Ankerwinsch o.ä. haben. Wir lassen uns auf das Wagnis ein, werfen den Anker allerdings etwas zu zeitig und kommen nicht nah genug an Land heran. Wir müssen die Ankerleine wieder hochhieven und schuften dabei ordentlich. Das Gewicht ist unglaublich. Beim zweiten Anlauf klappt es dann und als wir endlich fest sind, sind wir total geschafft. Der Muskelkater ist vorprogrammiert. Das Patent des Heckankers müssen wir auf jeden Fall nochmal überarbeiten.

Nach einem Kaffee auf der „Beluga“ paddeln wir mit dem Dinghi ans Ende der Bucht und gehen an Land. Wir wollen zu dem Dorf Vathy spazieren, um dort ein wenig einzukaufen. Den nächsten Tag wollen wir auf jeden Fall noch in dieser Ankerbucht verbringen. Sie ist wirklich sehr schön, das Wasser ist herrlich und zudem wollen wir unseren Muskelkater ein wenig kurieren.

Ablegen

Heute ist der große Tag, wir lösen die Leinen und verlassen Messolonghi. Wir wollen mit Michael von der „Beluga“ erstmal ein Stück Flottille segeln. Michael segelt einhand und ist dankbar für Gesellschaft und wir können einen erfahrenen Segler in unserer Nähe auch gut gebrauchen.

Wir motoren aus dem Kanal von Messolonghi heraus und können leider danach auch keine Segel setzen. Der Wind ist zu schwach und kommt zudem auch noch genau von vorn. Unser erstes Ziel ist die Bucht östlich von Nisis Petalas in der Nähe der Insel Oxia. Wir sind umgeben von schönen kleinen Inseln und herrlich blauem Wasser. Zwischendurch ist Vorsicht geboten, denn es wird gewaltig flach. Ein ins Meer mündender Fluss schwemmt eine Menge Sand ins Meer und die Wassertiefe ändert sich beständig. Wir kommen überall gut durch und erreichen bereits am frühen Nachmittag Nisis Petalas. Es liegen bereits einige Segler in der Bucht und wir halten lieber ein wenig Sicherheitsabstand. Nachdem unser Anker sitzt, gönnen wir uns ein erfrischendes Bad im klaren Wasser der Bucht. Danach machen wir unser Dinghi und den Außenborder klar, um Michael auf der „Beluga“ zu besuchen. Wir haben doch etwas viel Sicherheitsabstand gehalten und müssen uns entsprechend mit dem Dinghi durch die Bucht zur „Beluga“ vorkämpfen. Zum Ausgleich gibt es dort leckeren Kaffee und Kekse.

Wieder auf unserer THO, machen wir es uns gemütlich. Der Wind hat deutlich aufgefrischt, im Mast messen wir 7 Beaufort. Eigentlich ganz angenehm nach der Hitze des Tages, doch dazu gesellt sich der Eindruck, dass wir uns immer weiter vom Ankerfeld entfernen. Unser Boot hat sich auf Drift begeben und wir müssen erneut unser Ankermanöver fahren. Wir nutzen die Gelegenheit, den Abstand zur „Beluga“ zu verkürzen. Ein Rundumblick zu den anderen Booten sagt uns, dass wir nun wohl wieder fest sind. Nun kann hoffentlich der ruhige Teil des Abends beginnen.

Rückwärts anlegen

SY Blue Clipper beim Anlegemanöver in der Marina Messolonghi
SY Blue Clipper beim Anlegemanöver in der Marina Messolonghi
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Unsere THO ist leider keine reine Freude, wenn es darum geht rückwärts zu fahren. Das liegt zum einen an der etwas hakeligen Zweihebelschaltung vor allem aber eben am Radeffekt.Wenn wir rückwärts Gas geben, wird unser Heck unmittelbar und stetig nach Backbord versetzt. Und wir ahnen jetzt schon, dass uns der doch recht deutliche Radeffekt des Schiffes in engen Häfen oder Marinas mindestens einige Schweißperlen auf die Stirn treiben wird.

Umso ehrfürchtiger und auch neidischer bewundern wir daher all diejenigen, die mit ihrem Schiff sauber rückwärts fahren können. Wenn es denn, wie auf unserem Bild oben, ein 3 Mast Gaffelschoner ist, der rückwärts in der Marina anlegt, dann ist das auch ein ästhetischer Genuss. Das Schiff ist übrigens die „Blue Clipper“ mit Registrierung in Valletta, Malta.

Für uns stehen im Moment noch Routinearbeiten an, u.a. Motorcheck etc., aber dann soll es bald auch für uns losgehen. Und wer weiß, vielleicht erfreut sich eines fernen Tages mal jemand an unserem Anlegemanöver – rückwärts. Wir haben halt noch Träume…