Wir rocken den Steg

Langsam wird das Wetter wieder etwas besser und damit kehrt unser Tatendrang zurück. Die vergangenen Wochen haben wir vor allem mit Lesen verbracht und uns im Bootsinneren verkrochen. Doch die Sonnenstrahlen locken uns nun wieder ans Tageslicht, wir schmieden Pläne für die Weiterfahrt und fassen zusammen, was vor der Abfahrt unbedingt noch erledigt werden muss. So steht noch ein Ölwechsel an und unsere Vorräte an Wasser und Konserven müssen auch wieder aufgefüllt werden.

Am Abend sind wir guter Dinge und packen endlich mal unsere CD-Sammlung aus. Es hat durchaus Vorteile, wenn ein Hafen (zumindest abends) wie ausgestorben ist. Wir bringen unsere Lautsprecher an ihre Grenzen und hören seit langem mal wieder ausgiebig Musik. Songs aus den 70er und 80er Jahren schallen bis spät in die Nacht durch den Porto di Roma und erinnern an Studienzeiten und Disco-Besuche in grauer Vorzeit. Wir rocken den Steg und keinen stört es. Ihr habt sicher Verständnis dafür, dass es davon keine Beweisphotos gibt.

Zwischendurch muss Stefan daran erinnert werden, die Außenbeleuchtung auszuschalten, nicht dass wir noch unerwünschten Besuch auf dem einzigen Partyschiff im Hafen bekommen.

Mit uns die Sintflut

Wie oft haben wir uns den vergangenen Monaten seit Griechenland über zu wenig Wind zum Segeln beklagt und uns gelegentlich sogar beinahe ein Motorboot gewünscht. Tja, und nun bekommen wir bereits seit 3 Wochen den bisher vermissten Wind auf einmal in geballter Ladung. Dazu sintflutartigen Regen und Gewitter, die sich gewaschen haben.

Nebel im Hafen Porto di Roma
Nebel im Hafen von Rom
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Wir liegen jedenfalls immer noch in Rom fest, ein Wetterfenster zum Weitersegeln hat sich bisher noch nicht geboten. Der Wellengang im Hafen und der kräftig pfeifende Wind, der an den Leinen zerrt und alle Boote im Hafen in ständiger Bewegung hält, will einfach nicht nachlassen. Wenn sich gelegentlich mal einer unserer einheimischen Stegnachbarn sehen lässt und seine eigenen Leinen kontrolliert, können wir wieder mit Sicherheit davon ausgehen, dass der Wind erneut zuzunehmen gedenkt und uns eine unruhige Nacht bevorsteht.

Wir sind wirklich gespannt, wann dem Wind hier die Puste ausgehen wird und wir mit unserem Boot, das momentan eher als Arche fungiert, weiter können.

Abschied von der SY Beluga

Nun ist es soweit, die Wege der SY Beluga und unsere trennen sich. Bärbel und Michael legen nun eine Winterpause ein und wollen derweil ihr Schiff in einem sicheren Hafen wissen. Diesen haben sie in Nettuno gefunden, gute 25 sm südlich von Rom.

Zum Abschied wollen wir die beiden nochmal mit unseren Bord-Kochkünsten beeindrucken und fahren sogar ein Drei-Gänge-Menü auf. Mit Landstrom und Elektrokochplatten kein Problem. Mit dem Petroleumherd wäre das wahrscheinlich kein Spaß geworden. Es gibt eine sehr leckere, frisch zubereitete Hühnerbrühe. Das tut richtig gut bei den mittlerweile doch recht kühlen Abenden. Als Zwischengericht folgt dann Stefans neuer Lieblingssalat: Rucola mit Schinken und Mozzarella. Als Hauptgericht servieren wir ein originelles Gulasch mit geraspelten Apfelspalten und einem Schuß Rum. Für die zum Abschluss vorgesehene Käseauswahl hat keiner mehr Platz.

Nach einem netten letzten Abend heißt es dann erstmal Abschied nehmen. Bestimmt treffen wir uns aber nochmals in Rom, denn nach Hause fliegen wollen Bärbel und Michael vorerst noch nicht. Wer braucht schon einen grauen und regnerischen November in Deutschland.

Wir wünschen den beiden jedenfalls alles Gute, bedanken und für die schöne, gemeinsame Zeit und alles, was wir unterwegs von ihnen lernen durften und freuen uns auf ein Wiedersehen.

SY Beluga vor Anker
SY Beluga vor Anker in Bova Marina
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln