Alle Beiträge von Ulrike Engeln

Shining

Seit der Schweißer seine Arbeit aufgenommen hat, geht es zügig voran. Die Motorraumkante ist mittlerweile geschweißt und bedarf nun nur noch einiger malerischer Zuwendungen. Als Grundlage pinselt der Schweißer noch eine gute Schicht Rostschutz auf den Falz. Diesen lassen wir gut eintrocknen, dann dürfen wir eine Schicht Versiegelung auftragen, die uns der Schweißer empfohlen hat und verdächtig nach Epoxy riecht. Diese Versiegelung müssen wir mit einer Art Katalysator anrühren und gut vermischen.

Dabei kommt es zu einem kleinen sprachlichen Missverständnis. Mangels ausreichender Italienisch-Kenntnisse übersetzen wir, dass das Gemisch nach 10 Minuten verarbeitbar ist. Dummerweise lautet die korrekte Übersetzung aber wohl, dass die Substanz 10 Minuten lang verarbeitbar ist. Nach 8 Minuten stellen wir beim Rühren der Masse fest, dass diese immer zäher wird. Im Eiltempo gießen wir das Gemisch nun in den Falz und verteilen sie mit dem Pinsel. Glücklicherweise lässt sich die Masse auf der schmalen geraden Fläche noch gut verstreichen. Doch länger hätten wir wirklich nicht warten dürfen.

ungestrichener Motorraum
Motorraum ungestrichen
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Auch den Motorraum haben wir mittlerweile endlich fertig streichen können. Da sowohl  Rostschutz als auch Farbe deutlich länger zum Trocknen gebraucht haben, als in der Produktbeschreibung angegeben, sind wir froh, dass zumindest der Motorraum nun noch ein paar Tage Zeit zum Austrocknen hat, bevor unser überholter Motor wieder seinen Dienst an Bord antreten soll.

Motorraum - bright shining
Motorraum – bright shining
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Novum

Und es gibt ihn doch: den italienischen Handwerker, der noch arbeiten möchte und nicht wegen Reichtum geschlossen hat. Seit Wochen suchen wir hier nach einem Schweißer, der sich ein paar Stellen vornimmt, an denen geschweißt werden muss. Doch entweder gibt es gar keine Reaktion auf unsere Anfrage, oder wir erhalten einen skurrilen Kostenvoranschlag, wie den von der im Hafen ansässigen Werft.

Am Freitag vergangene Woche haben wir endlich noch einen Stahlarbeiter aufgetan, der dann auch zusagte, am Montag morgen, also heute, bei uns vorbei zu kommen und sich unsere offenen Baustellen anzusehen. Nach unseren bisherigen Erfahrungen waren wir das Wochenende über natürlich recht skeptisch, ob wir von dem Handwerker überhaupt nochmal etwas hören würden.

Doch heute Morgen wurden wir positiv überrascht. Sogar überpünktisch steht der Schweißer vor unserem Boot. Allein, ohne Handlanger oder Besserwisser, kommt er an Bord und in einem Kauderwelsch aus Spanisch und Italienisch erklärt Stefan ihm, was getan werden soll.

Dann folgt die nächste Überraschung. Der Handwerker fragt, ob er gleich heute noch loslegen soll, oder erst morgen. Da wir erst einmal wissen wollen, was der Spaß kosten soll, begibt sich Stefan gleich mit ihm zum Office und klärt die Formalitäten. Und bereits eine halbe Stunde später erscheint der Schweißer wieder mit seinem Werkzeugkoffer bei uns an Bord – diesmal allerdings dann doch mit einem Hilfsarbeiter.

Die Kante, auf der die Motorraumabdeckung aufsitzt, muss erneuert werden. Dort blüht der Rost mittlerweile doch recht ordentlich und wir nutzen die Gelegenheit, dass im Motorraum Platz zum Stehen und Arbeiten ist. Mit der Flex wird die angegriffene Kante, bzw. das was von ihr noch übrig ist, heraus geschnitten. Bei der Gelegenheit landet selbstredend wieder eine gute Ladung Schmutz und Stahlspäne in unserem frisch gestrichenen Motorraum. Wir sind heilfroh, dass der letzte Anstrich noch fehlt. So steht zwar nochmals eine Großputzaktion an, doch wenigstens ist der neue Anstrich noch zu retten.

Zwischendurch wird der Hilfsarbeiter wieder in die Werkstatt geschickt, um die Stahlkanten anzufertigen. Nach etwa einer Stunde ist er zurück und hat dieses Mal selbst einen Hilfsarbeiter dabei. Nun ist das obligate Trio wieder komplett. Es wird noch überprüft, ob die neuen Teile passen. Der Rest soll dann morgen erledigt werden. Diesmal glauben wir sogar daran.

Farbenlehre

Nach dem Ausbau unseres Motors wollen wir den gewonnenen Platz in der Bilge dazu nutzen, diese mal zu streichen. Wer weiß, wann sich eine solche Gelegenheit mal wieder bietet – wir hoffen, nicht allzu bald.

Zuerst ist einmal Putzen angesagt. Da der Motor natürlich den größten Teil des Platzes im Motorraum einnimmt, sammelt sich dort einiges an Schmutz, an den man normalerweise nicht heran kommt. Wir befolgen einen Tipp von Rolf von der SY Schnorki, und besorgen uns zum Reinigen einen Kaltreiniger. Mit diesem lassen sich problemlos Spuren von Motoröl etc. entfernen. Die schmutzigen Lappen wandern tütenweise von Bord, der Kaltreiniger wirkt wahre Wunder.

Dann kommt der zweite Gang. Der Einfachheit halber entscheiden wir uns dafür, den ersten Anstrich mit Owatrol C.I.P. zu probieren, was sowohl als Rostkonservierer, wie auch als Primer wirken soll. Außerdem hat es den Vorteil, dass es sich hinterher mit Ein- wie auch Zweikomponentenfarbe überstreichen lassen soll. So schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe und ersparen uns gleichzeitig das Anrühren eines Zweikomponenten-Primers.

Erster Anstrich Motorraum
Stefan beim Primern
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Nach 6 Stunden soll das Owatrol soweit trocken sein, dass man es gefahrlos anfassen kann; nach etwa 48 Stunden soll es überstreichbar sein, je nach Außentemperatur. Doch wie wir feststellen dürfen, entspringen diese Angaben anscheinend einer blühenden Phantasie. Nach zwei Tagen können wir die gestrichenen Partien gerade mal anfassen, ohne hinterher Farbe an den Händen zu haben. Um zu Überstreichen müssen wir mindestens 4 Tage warten.

Da doppelt ja bekanntlich besser hält, brauchen wir so über eine Woche, um die Bilge zweimal zu primern. Da nun auch noch zwei Farbanstriche folgen sollen, sind wir ganz dankbar, dass die Motorreparatur insgesamt ihre 4 Wochen dauern soll. So hat der Motorraum vielleicht noch genügend Zeit zum Trocknen.