Alle Beiträge von Stefan Engeln

Routenplanung

Wir haben von der Werkstatt bereits die Ankündigung bekommen, dass unser Motor Ende des Monats wieder an die Spedition zum Versand an uns übergeben wird. Wir machen uns daher bereits Gedanken über unsere weitere Route.

Wir wollen nach derzeitigem Stand im Herbst einen Liegeplatz in NL oder in D nehmen, so dass wir drei Optionen für unsere Route haben:

Wir könnten zum einen außen rum über Gibraltar und die Biskaya segeln. Das würde bedeuten, dass wir im Sommer an der portugiesischen Küste entlang nordwärts segeln müssten. Unsere diversen Handbücher vermelden dazu: „Winds in spring and summer are mostly from the north, and this tends to set up a continous south-flowing surface drift. Heading north is an exhausting struggle.“ „Making the passage northwards is tedious.“ Irgendwie klingt es für uns nicht so reizvoll, wenn man immer mit Sonnenaufgang, wenn der Wind noch nicht so stark bläst, unter Motor nordwärts tuckern muss, um dann unter der gebotenen Beachtung von Schwell aus dem Atlantik und der Tide rechtzeitig zur Mittagszeit über eine Sandbarre in den Hafen oder auf einen Ankerplatz schlüpfen muss, damit man nicht draußen von starken Nordwind oder – noch schlimmer – auflandigem Seewind erwischt wird…

Bleiben als Alternativen zwei Routen durch die Kanäle, nämlich durch die Rhone und die Saone direkt nach NL oder D oder aber durch den Canal du Midi und den Canal Lateral a la Garonne in die Biskaya. Im ersten Falle rechnen wir mit etwa 40 Tagen Motorfahrt durch die Kanäle und im zweiten Falle sind es auch noch etwa 20 Tage. Nicht eingerechnet etwaige Tage für Landgang, Sight Seeing und Entspannung. Und wir müssten den Mast legen und ggf. den Geräteträger abbauen. Zumindest im Canal du Midi werden wir mit dem Geräteträger nicht unter flachen Brücken durchfahren können. Und zudem hat Ulrike auch schon klar gemacht, dass durch die Kanäle motoren für sie nicht die erste Präferenz wäre.

Tja, es ist schwierige Routenplanung und Entscheidung für uns.

 

Relingssalat

Heute gab es an unserem Steg gegenüber Salat aus Anker und ausgewählten Relingsstützen, angemacht mit knapp 40 Knoten West, dazu noch Raspel von feinem Kunstoffheck und strichweise Regen.

Relingssalat CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Relingssalat
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Relingssalat CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Relingssalat
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Relingssalat CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Relingssalat
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Wir waren zeitig aufgestanden, da uns starker Wind und entsprechende Welle aus den Federn getrieben hatten und noch kaum das wir unsere erste Tasse Frühstückskaffee getrunken hatten, fiel Stefan auf, dass das Boot uns gegenüber sich schräg, ja bedenklich schräg auf das Nachbarboot legte. Wir haben dann per Funk die Marineros alarmiert, die auch binnen weniger Minuten erschienen. Allerdings war Schaden an beiden Booten nicht mehr zu verhindern. Der Anker des seitlich abgetriebenen Bootes hatte schon Seezaun und Relingsstützen des Nachbarbootes demoliert. Zugleich wurde das schöne, weiße Kunstoffheck am Betonsteg aufgeraspelt. Die Marineros waren gute 1 1/2 Stunden beschäftigt den Relingssalat zu entwirren und das Boot wieder sicher an seinen Liegeplatz zu verholen. Es hat sich dann herausgestellt, dass die durch Korrosion angegriffene Kette der Mooring unter dem Winddruck gebrochen war.

Apropos Wind (und Wetter) – wir haben hier noch immer fast konstant starke bis stürmische Winde, sowie Regen und Gewitter. Die klaren Tage mit Sonnenschein können wir an einer Hand abzählen und das selbst wenn uns Finger an derselben amputiert wären. Man kann sich dem nähern, wenn man sich den Monsun in Bangladesch imaginiert – dies allerdings bei insgesamt niedrigeren Außentemperaturen.

Da an ein Fortkommen derzeit also nicht zu denken ist, geschweige denn, dass wir dies unter den obwaltenden Umständen tatsächlich wollen würden, so werden wir wohl hier in Rom eine Winterpause einlegen. Die Zeit werden wir zu Arbeiten am Boot nutzen. Dazu besteht ja immer zureichende Veranlassung.

Abendstimmung im Hafen von Rom mit Gewitterwolken CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Abendstimmung im Hafen von Rom mit Gewitterwolken
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Abendstimmung im Hafen von Rom mit Gewitterwolken CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Abendstimmung im Hafen von Rom mit Gewitterwolken
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Auf zum Hades

Endlich sind die Bedingungen günstig die Leinen zu lösen und sich einem neuen Ziel zuzuwenden. Wind genau von vorn und Gewitterankündigungen haben uns am Vortag unseren Aufbruch nochmal verschieben lassen. Nun soll es nach Ammoudia gehen. Dieses idyllische Örtchen liegt an der Mündung des Flüsschen Acheron. Der Acheron bildet im alten Griechenland das Tor zum sagenumwobenen Hades und einen Abstecher dorthin können wir uns kaum entgehen lassen. Wir schippern gemütlich an der Küste des griechischen Festlandes entlang bis zu der Einfahrt des Flusses. Der Wind könnte besser sein, doch immerhin haben wir ihn nicht gegen uns. Michael, unser Flottillengenosse, hatte sich von den schlechten Wetterbedingungen nicht beirren lassen und ist bereits zwei Tage vor uns zum Acheron aufgebrochen. Von Preveza hatte er schon längst die Schnauze voll – viel zu laut und zu überlaufen. Er erwartet uns nun in Badehose an der Einfahrt und will uns hinein lotsen. Seiner Meinung nach ist die Einfahrt gar kein Problem, doch als wir das bisschen Wasser zwischen der felsigen Einfahrt sehen, sind wir da anderer Meinung. Wir ankern sicherheitshalber erstmal in der Bucht neben der Einfahrt und betrachten das Ganze in Ruhe. Michael schwimmt zu uns an Bord und es gibt eine Lagebesprechung. Er hat uns einen guten Liegeplatz am Steg reserviert und wir entschließen uns, die Einfahrt zu riskieren.

Wir machen die THO klar zum Anlegen im Fluss und holen den Anker wieder auf. Dann steuern wir auf die Einfahrt zu. Auch bei näherem Herankommen sieht sie beim besten Willen nicht breiter aus. Doch das Passieren ist problemlos und wir versuchen, trotz unserer Bedenken die schöne Landschaft zu genießen. Der Acheron hat etwa 2 Knoten Strömung und circa 2 Meter Tiefe. Wir müssen uns quasi auf das Boot am Steg zutreiben lassen, an welchem wir längsseits anlegen sollen. Anderenfalls würden wir vertreiben und querschlagen. Das Anlegen klappt gut und wir liegen sicher an der Seite einer anderen Reinke. Wenn wir irgendwann mal das Boot nach Hause bringen und vor unsere Tür an die Oste legen wollen, wird dieser Fluss hoffentlich wohl kein Problem mehr für uns sein.

Am Abend grillen wir gemütlich am Steg und lassen es uns gut gehen. Es sind noch einige andere Deutsche und ein Schweizer mit am Steg und wir schließen nette neue Bekanntschaften. Morgen werden wir auf jeden Fall noch hier bleiben.

THO kokkino am Steg im Acheron
THO kokkino am Steg im Acheron
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln