Stille Post im Quintett

Handwerker, soweit wir es bisher haben beobachten können, scheinen hier in Italien, wie auch in Griechenland, immer mindestens im Duo, meist sogar im Trio zu arbeiten. Ein typisches Arbeitsteam besteht z.B. aus einem Senior, der die Arbeiten beaufsichtigt, aber – außer ggf. einer Endkontrolle – nicht selbst Hand anlegt, einem erfahreneren Mitarbeiter, der die Arbeiten hauptsächlich ausführt und zum guten Schluss einem ungelernten „Hilfsbremser“, der untergeordnete Tätigkeiten ausführt, wie zum Beispiel Werkzeug anzureichen.

Das führt manchmal zu fast skurrilen Situationen. Wenn etwa die Arbeit nahezu beendet ist und quasi nur noch das letzte Schräubchen reingedreht werden muss, dann kann es passieren, dass das Werkzeug die Hände wechselt und die letzte Schraube vom Hilfsarbeiter reingedreht wird. Für uns eine ungewohnte Art zu arbeiten, etwa in der gleichen Effizienzklasse wie Ostfriesen beim Glühbirne wechseln.

Gesprochen wird mit uns als Auftraggeber typischerweise „entlang der Befehlskette“. Meist spricht nur der Senior mit uns und erteilt dann dem Mitarbeiter Anweisung, was zu tun ist, und dieser wiederum tut desgleichen mit dem Hilfsarbeiter. Das alles noch verbunden mit der typischen Sprachbarriere; Spanisch ist hier wesentlich hilfreicher als Englisch.

Die Werft hier hat einen kaufmännischen Chef, einen Dispatcher, der die Leute zur Arbeit einteilt, und dann natürlich das obligate Arbeitstrio. Wir hatten bei Ausbau des Motors noch nach einem Kostenvoranschlag für einige kleinere Arbeiten gefragt. Zwischenzeitlich waren fast alle der Beteiligten deswegen hier an Bord, teils auch mehrfach. Heute hat uns der Chef der Werft dann mitgeteilt, dass ein Kostenvoranschlag nicht erstellt werden könne, weil die benötigten Teile nach entstehendem Aufwand abgerechnet werden müssten. Wir waren etwas verwundert, weil es hautsächlich um Stahlarbeiten geht (Lippklampe schweißen), wo keine Ersatzteile in dem Sinne benötigt werden. Stellt sich heraus: Der Kostenvoranschlag, der nicht erstellt werden kann, bezieht sich auf Arbeiten, die wir auch  gar nicht in Auftrag geben wollen.

Belgische Eule

Whisky und Schottland – das gehört irgendwie zusammen; Whisky und Belgien, das passt irgendwie nicht so recht. Man mag sich nicht vorstellen, dass vom Hochland Belgiens und seinen torfigen Mooren guter Whisky stammen könnte – schon deswegen nicht, weil es Belgien an Hochland und dort angesiedelten Mooren mangelt. Trotzdem wird in Belgien Whisky gebrannt: „The Belgian Owl“. Wir wissen dies genau, weil wir ein Fläschchen dieses Tropfens von unserem Stegnachbarn geschenkt bekommen haben.

Unser Stegnachbar ist, was ja jetzt nahe liegt, Belgier und während seiner Abwesenheit haben wir versprochen, ein Auge auf sein Boot zu werfen. Wir haben dann vor einiger Zeit bemerkt, dass sich seine Festmacher mit den Ruckdämpfern – ohne unser Zutun –  begannen aufzudröseln. Wir haben Philippe, so heißt unser Stegnachbar, informiert und er ist kurzerhand hergejettet, um die Sache zu fixen. Zum Dank hat er uns die die „Belgische Eule“ verehrt.

Nun ist unsere Expertise in Sachen Whisky nicht allzu ausgeprägt und wir wollen auch weder unsere schottischen, noch unsere belgischen Blogleser verärgern. Wir lassen deshalb offen, ob der belgische Whisky den schottischen Whisky einholt oder übertrifft. Gemundet aber hat uns das Tröpfchen. Und während wir früher in der Ausübung der von uns übernommenen Pflichten vielleicht etwas säumig waren, so wachen wir jetzt mit Argusaugen über das Boot von Philippe.

Nachtsschlaf

Wir haben seit gestern wieder starke bis stürmische Winde, gestern mit Regen heute dagegen in Verbindung mit strahlendem Sonnenschein. Da es aus östlichen Richtungen weht, werden wir bei stärkeren Böen immer mal wieder auf den „großen weißen Plastikfender“, der neben uns liegt, gedrückt. Das ist, da wir auch gut ausgefendert haben, nicht nur kein Problem sondern eher praktisch. Wenn der Winddruck zu stark wird, nehmen wir so indirekt die Mooringleinen unseres Stegnachbarn mit in Anspruch. Genieren müssen wir uns deswegen nicht, bei dem Wind ist das nahezu unvermeidbar.

Paradoxerweise hat der starke Wind unserem Nachtschlaf eher gut getan. Die Leinen nach Backbord sind durch den Winddruck quasi ständig straff durchgesetzt. In den Tagen zuvor, war es teilweise recht windarm und trotzdem stand noch eine kleine Welle im Hafenbecken. Dann werden die Leinen immer mal wieder entlastet, um dann in der nächsten Welle ein bisschen einzurucken. Das produziert mehr Lärm im Schiff, als wenn die Leinen, wie jetzt, ständig durchgesetzt sind. Der Preis dafür, dass wir heute so ausgeschlafen sind, ist allerdings, dass unsere Leinen mehr strapaziert werden.