Wiedererweckung

Heute rücken wir unserem streikenden Motor zu Leibe. Bevor wir jedoch den Dieselfilter tauschen können, den wir als Ursache für unser Problem vermuten, brauchen wir frischen Diesel. Nachdem dieser besorgt ist, suchen wir uns das nötige Werkzeug, ein paar Lappen und eine Schüssel zum Unterstellen zusammen. Dann machen wir uns ans Werk. Da wir einen solchen Filtertausch bereits mit dem Voreigner gemacht haben, ist das Ganze kein Hexenwerk. Nun müssen wir den neuen Filter nur noch entlüften, dann können wir den Motor erneut starten. Als wir das nun versuchen, tut sich leider gar nichts. Öl- und Kühlwasserstand hatten wir zuvor auch schon kontrolliert, daran kann es nicht liegen. Wir messen die Starterbatterie, doch auch diese ist okay. Da wir zwei Dieselfilter haben und bequem von einem auf den anderen umschalten können, versuchen wir es noch mit dem zweiten Dieselfilter. Wieder nichts. Wenigstens haben wir den neuen also auch nicht falsch eingebaut.

Jupp, der darauf wartet, dass die neue Grundierung seines Bootes trocken wird, schaut uns derweil interessiert über die Schulter. Als er merkt, dass wir mit unserem Latein langsam am Ende sind, steigt er einfach in unseren Motorraum und beginnt, die verschiedenen Leitungen der Kraftstoffzufuhr zu überprüfen. Wir entlüften mit seiner Unterstützung die Kraftstoffpumpe. Beim Anlassen pumpt Jupp noch mit einigen Stößen der manuellen Pumpe zusätzlichen Kraftstoff in den Motor. Siehe da, der Diesel erwacht langsam und etwas klopfend zu neuem Leben. Ohne Jupps tatkräftige Hilfe hätten wir das Problem sicher nicht so schnell beheben können oder sogar einen Techniker kommen lassen. Danke Jupp!

Jupp hat nach eigenem Bekunden Spaß dabei an Motoren rumzuschrauben. Deshalb will er auch gleich mit unserem Außenborder weitermachen. Da wir ein luftgekühltes Exemplar haben, können wir ihn direkt an seiner Aufhängung ausprobieren, ohne ihn ins Wasser heben zu müssen. Allerdings will er nicht anspringen, der Anlasser greift nicht einmal. Wir setzen das Bord-Allheilmittel WD 40 ein. Zwar läuft der Außenborder immer noch nicht, aber der Anlasser greift nun wieder. Wir kontrollieren noch die Zündkerze. Da es aber noch zu hell ist, können wir nicht erkennen, ob Funken zu sehen sind oder nicht. Optisch jedenfalls sieht die Zündkerze in Ordnung aus. Wir vertagen für heute die weitere Untersuchung des Außenborders und gehen zum Abend gemütlich in der Stadt essen.

Hoher Besuch

Heute steht als erstes die Bilge in der Achterkoje auf unserem Programm. Mit einer Spritze und mehreren Lappen machen wir uns daran, die Bilge zu säubern. Im Nachhinein müssen wir sagen, das Ganze sah schlimmer aus, als es dann war. Gerade mal einen halben Liter Flüssigkeit holen wir aus der Bilge, kaum der Rede wert. Auch diesen Punkt können wir nun von unserer Liste streichen, auch wenn wir die Bilge weiterhin im Auge behalten wollen.

Danach machen wir uns endlich daran, unsere Rettungsinsel zu verstauen. Diese hatten wir bei unserem letzten Aufenthalt nur provisorisch ins Cockpit gelegt, da wir keinen geeigneten Platz haben finden können. Wir überlegen hin und her, wo dieses sperrige Ding wohl am Besten unterzubringen sei. Doch wie wir es auch drehen und wenden, der einzige Platz scheint vor dem Mast zu sein. Also schleppen wir die 50 Kilo schwere Insel dorthin und befestigen sie u.a. mit Spanngurten. Bei der Befestigung der Rettungsinsel zur Seite hin, verkünsteln wir uns dann noch mit verschiedenen Knotenkombinationen. Da diese jedoch alle keine rechte Spannung auf die Konstruktion bringen, geben wir bald auf und zweckentfremden stattdessen zwei Schäkel. Nun sitzt die Geschichte und wir haben wieder ein freies Cockpit.

Während wir am Abend mit Jupp in unserem Salon beim Kartenspielen sitzen, klopft es an der Bordwand und auf englisch ertönt die Frage, ob jemand an Bord sei. Prominenter Besuch wartet am Steg. Hanneke Boon stellt sich vor und erzählt, sie würde von gegenüber seit geraumer Zeit unser Boot bewundern und wollte es sich nun mal aus der Nähe ansehen. Gegenüber steht der Wharram Katamaran „Spirit of Gaia“ an Land und wird dort seit geraumer Zeit restauriert. Dann gesellt sich auch James Wharram hinzu und erklärt unsere THO zu einem mehr als tauglichen und soliden Schiff. Wir fühlen uns geschmeichelt und verbringen den restlichen Abend mit einem regelrechten Hochgefühl.

Luxusprobleme und Schöner Wohnen

Nach dem Erfolg des letzten Tages verbringen wir eine innerlich deutlich ruhigere Nacht und können den neuen Tag entspannt angehen. Wir machen uns erst einmal daran, den Wagen fertig zu entladen. Danach erstellen wir eine Liste mit Dingen, die wir in den nächsten Tagen und Wochen erledigen wollen bzw. müssen und mit welcher Priorität. So bekommen wir einen Überblick und etwas Ordnung in die nächsten Wochen.

Ansonsten verbringen wir den Tag recht unspektulär mit Stauen, Putzen, Polieren und Einkaufen. Zwischendurch statten wir auch Jupp einen kleinen Besuch ab. Er steht mit seiner „Walkabout“ noch an Land, um ein paar Arbeiten zu erledigen. Deshalb sieht man sich nicht so häufig wie im Herbst, als er noch mit uns am gleichen Steg gelegen hat.

Am Abend sitzen wir dann gemütlich in unserem Salon und beschäftigen uns damit, wie und wo wir unsere aus Deutschland mitgebrachte Glasenuhr und das Barometer befestigen wollen. Dabei kommen wir über die verschiedenen Holzsorten an Bord zu den Polsterbezügen und der Farbgebung. Unserer Meinung nach würden die Polster in beige oder hellblau sehr gut aussehen und gut zu dem sonst dunklen Holz im Salon gut passen. Bisher sind die Polster grün, orange und braun – nicht so ganz unsere Farben. Beim Weiterspinnen fällt uns jedoch auf, dass beige Polster wieder nicht zu den weißen Resopalplatten der Salondecke passen würden. Kurzhand werden diese in Gedanken nun auch beige gestrichen. Doch dann fällt uns auf, mit welchen Luxusproblemen wir uns da gerade beschäftigen. Es ist gerade mal ein Tag her, da haben wir uns riesig gefreut, dass unsere Seewasser-Fußpumpe wieder funktioniert. Dabei hatten wir das Problem auch noch selbst verschuldet.

Wir beschließen also, uns über die Farbgebung erst wieder Gedanken zu machen, wenn wir das Boot einigermaßen im Griff haben. Wenn wir uns bis dahin nicht nur noch mit nutzenorientierten Veränderungen beschäftigen, dann ist der Zeitpunkt gekommen, im Sinne von „Schöner Wohnen“ aktiv zu werden.