Hoher Besuch

Heute steht als erstes die Bilge in der Achterkoje auf unserem Programm. Mit einer Spritze und mehreren Lappen machen wir uns daran, die Bilge zu säubern. Im Nachhinein müssen wir sagen, das Ganze sah schlimmer aus, als es dann war. Gerade mal einen halben Liter Flüssigkeit holen wir aus der Bilge, kaum der Rede wert. Auch diesen Punkt können wir nun von unserer Liste streichen, auch wenn wir die Bilge weiterhin im Auge behalten wollen.

Danach machen wir uns endlich daran, unsere Rettungsinsel zu verstauen. Diese hatten wir bei unserem letzten Aufenthalt nur provisorisch ins Cockpit gelegt, da wir keinen geeigneten Platz haben finden können. Wir überlegen hin und her, wo dieses sperrige Ding wohl am Besten unterzubringen sei. Doch wie wir es auch drehen und wenden, der einzige Platz scheint vor dem Mast zu sein. Also schleppen wir die 50 Kilo schwere Insel dorthin und befestigen sie u.a. mit Spanngurten. Bei der Befestigung der Rettungsinsel zur Seite hin, verkünsteln wir uns dann noch mit verschiedenen Knotenkombinationen. Da diese jedoch alle keine rechte Spannung auf die Konstruktion bringen, geben wir bald auf und zweckentfremden stattdessen zwei Schäkel. Nun sitzt die Geschichte und wir haben wieder ein freies Cockpit.

Während wir am Abend mit Jupp in unserem Salon beim Kartenspielen sitzen, klopft es an der Bordwand und auf englisch ertönt die Frage, ob jemand an Bord sei. Prominenter Besuch wartet am Steg. Hanneke Boon stellt sich vor und erzählt, sie würde von gegenüber seit geraumer Zeit unser Boot bewundern und wollte es sich nun mal aus der Nähe ansehen. Gegenüber steht der Wharram Katamaran „Spirit of Gaia“ an Land und wird dort seit geraumer Zeit restauriert. Dann gesellt sich auch James Wharram hinzu und erklärt unsere THO zu einem mehr als tauglichen und soliden Schiff. Wir fühlen uns geschmeichelt und verbringen den restlichen Abend mit einem regelrechten Hochgefühl.

Luxusprobleme und Schöner Wohnen

Nach dem Erfolg des letzten Tages verbringen wir eine innerlich deutlich ruhigere Nacht und können den neuen Tag entspannt angehen. Wir machen uns erst einmal daran, den Wagen fertig zu entladen. Danach erstellen wir eine Liste mit Dingen, die wir in den nächsten Tagen und Wochen erledigen wollen bzw. müssen und mit welcher Priorität. So bekommen wir einen Überblick und etwas Ordnung in die nächsten Wochen.

Ansonsten verbringen wir den Tag recht unspektulär mit Stauen, Putzen, Polieren und Einkaufen. Zwischendurch statten wir auch Jupp einen kleinen Besuch ab. Er steht mit seiner „Walkabout“ noch an Land, um ein paar Arbeiten zu erledigen. Deshalb sieht man sich nicht so häufig wie im Herbst, als er noch mit uns am gleichen Steg gelegen hat.

Am Abend sitzen wir dann gemütlich in unserem Salon und beschäftigen uns damit, wie und wo wir unsere aus Deutschland mitgebrachte Glasenuhr und das Barometer befestigen wollen. Dabei kommen wir über die verschiedenen Holzsorten an Bord zu den Polsterbezügen und der Farbgebung. Unserer Meinung nach würden die Polster in beige oder hellblau sehr gut aussehen und gut zu dem sonst dunklen Holz im Salon gut passen. Bisher sind die Polster grün, orange und braun – nicht so ganz unsere Farben. Beim Weiterspinnen fällt uns jedoch auf, dass beige Polster wieder nicht zu den weißen Resopalplatten der Salondecke passen würden. Kurzhand werden diese in Gedanken nun auch beige gestrichen. Doch dann fällt uns auf, mit welchen Luxusproblemen wir uns da gerade beschäftigen. Es ist gerade mal ein Tag her, da haben wir uns riesig gefreut, dass unsere Seewasser-Fußpumpe wieder funktioniert. Dabei hatten wir das Problem auch noch selbst verschuldet.

Wir beschließen also, uns über die Farbgebung erst wieder Gedanken zu machen, wenn wir das Boot einigermaßen im Griff haben. Wenn wir uns bis dahin nicht nur noch mit nutzenorientierten Veränderungen beschäftigen, dann ist der Zeitpunkt gekommen, im Sinne von „Schöner Wohnen“ aktiv zu werden.

Klopfzeichen

Wir verbringen eine unruhige Nacht. Zu vieles geht uns durch den Kopf. Lange bevor der Wecker klingelt, können wir nicht mehr richtig einschlafen und lauschen den Möwen, die über unser Deck tapern. Aufstehen wollen wir allerdings noch nicht. Den irgendwann klingelnden Wecker und ein kurz darauf klingelndes Handy versuchen wir ebenfalls noch zu ignorieren. Als es jedoch an unser Boot klopft, schälen wir uns doch aus den Federn. Der liebe Jupp steht vor unserem Boot und will uns kurz begrüßen. Er ist gerade in Messolonghi angekommen, nachdem er die Nacht am Athener Flughafen verbracht hat. Er hat den ersten Bus in der Frühe nach Messolonghi genommen und verabschiedet sich gleich wieder ins Bett. Wir hingegen sind nun wach.

Erst einmal muss frischer Kaffee auf den Tisch. Dank Wasserkocher und Landstrom kein Problem. Danach beschäftigen wir uns mit unserer Salzwasser-Fußpumpe. Quasi über nacht ist uns die an sich mehr als naheliegende Idee gekommen, dass der Salzwasser-Zulauf für die Pumpe möglicherweise mit am Zulauf für den Motor hängt. Das Seeventil für den Motor haben wir aber bisher noch nicht geöffnet. Wir hoffen inständig, dass wir am gestrigen Abend nicht die Fußpumpe geschrottet haben und schlängeln uns durch den Motorraum, um das entsprechende Ventil zu öffnen. Kaum ist das geschehen, funktioniert unsere Fußpumpe wieder 1a. Wieder was gelernt.

Im Anschluss beschäftigen wir uns mit unserem klemmenden Ruder. Mit dem Bootshaken bewaffnet, klopfen wir kräftig auf den Bewuchs ein, bis dieser ins Wasser zu rieseln beginnt. Den Unterwasseranstrich werden wir wohl bald erneuern müssen, denn das Ruder lässt bei dieser Aktion auch etwas Farbe. Das Ruder lässt sich nun aber wieder in beide Richtungen bewegen und wir werden optimistisch, dass wir unsere Probleme in den Griff bekommen. Heute jedenfalls haben wir gleich zwei Probleme auf einmal gelöst.