Faul sein mal anders

Beim Aufstehen herrscht regelrechte Sonntagsruhe in der Marina. Bei uns entstehen ernsthafte Skrupel, uns heute wieder an den lärmenden Außenborder zu machen, sollte er denn laufen. Hinzu kommt das Gefühl, dass wir es uns eigentlich auch verdient hätten, einfach mal die Füße hochzulegen, nichts tun und ein Buch zu lesen.

Jupp schaut vorbei und erkundigt sich nach unseren Plänen. Er lässt sich vom Nichtstun anstecken und zieht sich zu einer Siesta zurück.

Dann nimmt das Schicksal seinen Lauf. Aus einem kurzen „etwas in die Achterkoje zurücklegen“, wird eine richtige Aufräumaktion. Hinterher ist die Achterkoje sozusagen segelklar. Ähnliches geschieht in der Pantry. Bis auf ein paar Dinge des täglichen Bedarfs steht dort nun nichts mehr herum.

Dann fällt uns unser Sextant ins Auge. Für diesen haben wir auch immer noch keinen Platz gefunden. Was wir bisher auch probiert haben, er war immer zu sperrig, zu breit, zu tief. Unser Blick fällt nun auf die Werkbank – dort wird doch wohl noch ein Plätzchen zu finden sein. Allerdings bedeutet das auch erst einmal aufräumen. Alles aus den Schränken raus, Ordnung machen, sortieren. Doch bald ist der Platz gewonnen, den wir für den Sextanten brauchen. Und die Werkschränke sehen aufgeräumt und sortiert aus.

Beim Aufräumen fallen uns dann auch noch die richtigen Schrauben in der richtigen Farbe in die Hände, um unsere Uhr und das Barometer zu befestigen. Wir schnappen uns die Schiebeleere und einen Schraubenzieher, prüfen, ob wir keine Kabel beschädigen und schrauben unsere Uhren in die Salonwand. Nun sind wir mit unserem Tagewerk zufrieden. Dafür, dass wir nichts haben tun wollen, war der Tag sehr effektiv. Nur ein Buch gelesen haben wir immer noch nicht.

Trockenübung

Wir wollen drei Leinen an Bord tauschen: Das Spifall, die Großschot und den Baumniederholer. Die Längenangaben der Leinen finden wir zwar in unseren Unterlagen, doch sicherheitshalber messen wir nochmal selbst nach. Es wäre zu ärgerlich, wenn uns am Ende ein Meter fehlen würde.

Um das Spifall auszumessen, klettert Stefan in den Mast. Ulrike und Jupp, mittlerweile auch wieder mit an Bord, sichern ihn über das Großfall. Stefan nimmt ein dünnes Seil mit nach oben, mit welchem wir dann die entsprechende Länge des Spifalls nachmessen können. Aus dem Mast herausziehen wollen wir das Fall noch nicht, da wir es benutzen wollen, um das neue durch den Mast nach oben zu ziehen.

Nachdem Stefan auf seinem Weg auch das Rigg kontrolliert hat und wieder sicher auf dem Boden steht, nutzen wir die Windstille, um am Steg die Segel zu setzen. Wir setzen die Fock und das Großsegel, Reffen zur Übung auch und verstauen dann zufrieden die Segel wieder an ihrem Platz. Alles hat wunderbar geklappt.

Dann geht es zum Ship Shop, neue Leinen besorgen. Seine Siesta müsste dieser mittlerweile beendet haben. Leider hat er bis auf den Baumniederholer unsere Wunschleinen nicht auf Lager. Das Bestellen dauert ein paar Tage. Schade, dabei waren wir gerade so gut dabei.

Wiedererweckung

Heute rücken wir unserem streikenden Motor zu Leibe. Bevor wir jedoch den Dieselfilter tauschen können, den wir als Ursache für unser Problem vermuten, brauchen wir frischen Diesel. Nachdem dieser besorgt ist, suchen wir uns das nötige Werkzeug, ein paar Lappen und eine Schüssel zum Unterstellen zusammen. Dann machen wir uns ans Werk. Da wir einen solchen Filtertausch bereits mit dem Voreigner gemacht haben, ist das Ganze kein Hexenwerk. Nun müssen wir den neuen Filter nur noch entlüften, dann können wir den Motor erneut starten. Als wir das nun versuchen, tut sich leider gar nichts. Öl- und Kühlwasserstand hatten wir zuvor auch schon kontrolliert, daran kann es nicht liegen. Wir messen die Starterbatterie, doch auch diese ist okay. Da wir zwei Dieselfilter haben und bequem von einem auf den anderen umschalten können, versuchen wir es noch mit dem zweiten Dieselfilter. Wieder nichts. Wenigstens haben wir den neuen also auch nicht falsch eingebaut.

Jupp, der darauf wartet, dass die neue Grundierung seines Bootes trocken wird, schaut uns derweil interessiert über die Schulter. Als er merkt, dass wir mit unserem Latein langsam am Ende sind, steigt er einfach in unseren Motorraum und beginnt, die verschiedenen Leitungen der Kraftstoffzufuhr zu überprüfen. Wir entlüften mit seiner Unterstützung die Kraftstoffpumpe. Beim Anlassen pumpt Jupp noch mit einigen Stößen der manuellen Pumpe zusätzlichen Kraftstoff in den Motor. Siehe da, der Diesel erwacht langsam und etwas klopfend zu neuem Leben. Ohne Jupps tatkräftige Hilfe hätten wir das Problem sicher nicht so schnell beheben können oder sogar einen Techniker kommen lassen. Danke Jupp!

Jupp hat nach eigenem Bekunden Spaß dabei an Motoren rumzuschrauben. Deshalb will er auch gleich mit unserem Außenborder weitermachen. Da wir ein luftgekühltes Exemplar haben, können wir ihn direkt an seiner Aufhängung ausprobieren, ohne ihn ins Wasser heben zu müssen. Allerdings will er nicht anspringen, der Anlasser greift nicht einmal. Wir setzen das Bord-Allheilmittel WD 40 ein. Zwar läuft der Außenborder immer noch nicht, aber der Anlasser greift nun wieder. Wir kontrollieren noch die Zündkerze. Da es aber noch zu hell ist, können wir nicht erkennen, ob Funken zu sehen sind oder nicht. Optisch jedenfalls sieht die Zündkerze in Ordnung aus. Wir vertagen für heute die weitere Untersuchung des Außenborders und gehen zum Abend gemütlich in der Stadt essen.