Trizonia

Heute geht es weiter nach Trizonia. Der Anker hat prima gehalten und wir haben eine relativ ruhige Nacht hinter uns. Nur ein paar Fischerboote haben in den frühen Morgenstunden für Wellengang gesorgt und unser Boot zum Schaukeln gebracht.

Wir holen den Anker auf und motoren das erste Stück, um aus der Landabdeckung herauszukommen. Als wir dann Segel setzen können, entwickeln wir recht gute Fahrt. Zeitweise stehen bis zu 6,5 Knoten auf der Uhr. Es macht richtig Spaß. Dann nimmt der Wind sogar so zu, dass wir sicherheitshalber lieber ein Reff ins Großsegel binden.

Wir sind so gut unterwegs, dass wir bereits am frühen Nachmittag Trizonia vor uns haben. Als wir uns dann zwischen dem Festland und der Insel befinden, verlässt uns der Wind schlagartig. Geahnt hatten wir dies bereits und vorsorglich den Motor schon gestartet. Wir motoren um die letzte Ecke und in den kleinen Hafen von Trizonia.

Im Hafen suchen wir uns wieder ein Plätzchen zum längsseits anlegen. Wir werden zwar beim Anlegen ein wenig abgetrieben, trotzdem klappt das Manöver ganz gut und wir können zufrieden sein.

Trizonia ist eine idyllische kleine Insel. Es gibt dort keinerlei Hafenformalitäten zu klären, dafür aber auch keinen Landstrom oder ähnliches. Es ist ruhig und malerisch. Zudem gibt es noch einen kleinen Fischerhafen mit ein paar Restaurants.

Nach dem Anlegen lernen wir Dieter kennen, einen Freund von Jupp. Er liegt schon seit einem Jahr auf Trizonia. Mit einem Getriebeschaden musste er damals sein Boot per Dinghi in den Hafen schleppen und sich dann an die Reparaturen machen.

Wir gehen gemeinsam in eines der kleinen Restaurants zum Essen und machen danach noch einen gemütlichen Spaziergang über die Insel. So sehen wir wenigstens ein bisschen was von Trizonia, denn morgen soll es bereits zurück nach Messolonghi gehen.

Nafpaktos

Endlich starten wir nach Trizonia. Wir sind richtig motiviert, lassen uns aber mit dem Ablegen Zeit, da nahezu Windstille herrscht und es erst gegen Nachmittag besser werden soll.

Das Ablegen klappt hervorragend. Beim Motoren im Kanal von Messolonghi führt uns ein Fischer vor Augen, wie empfehlenswert es ist, im Fahrwasser zu bleiben. Er steht dicht an der Fahrrinne im Wasser. Doch das Wasser reicht ihm nicht einmal annähernd bis zu den Knien. Wir achten auf unseren Kurs.

Als wir dann tiefes Wasser erreichen, setzen wir gleich Segel und schauen, was der Wind so hergibt. Viel ist es nicht gerade, vorerst müssen wir uns mit 2 Knoten Fahrt begnügen. Doch wir segeln und genießen es.

Bereits jetzt sind wir froh, dass Jupp uns begleitet. So viele Handgriffe sind zu tun, einer steht immer am Ruder und ist unabkömmlich. Solange die Handgriffe nicht gelernt sind, sind zwei Leute fast zu wenig.

Der Wind fällt genau von achtern ein und bald gehen wir zum Schmetterlingssegeln über. Wir baumen die Fock zur einen Seite hin aus, das Großsegel befestigen wir auf der anderen. So treiben wir gemütlich und müssen bald akzeptieren, dass wir es nicht bis Trizonia schaffen werden. Zumindest nicht ohne eine Nachtfahrt. Auf diese sind wir nun bei unserem ersten Törn nicht scharf und sehen uns deshalb in der Seekarte nach einer Alternative um. Wir entscheiden uns für Nafpaktos hinter der Brücke von Patras.

Um die Brücke passieren zu dürfen, setzen wir unseren ersten Funkspruch von Bord ab und bekommen das Okay für die südliche Durchfahrt. Als wir uns die THO zum ersten Mal angesehen haben, sind wir über diese Brücke gefahren. Wer hätte damals gedacht, dass wir auch unter ihr hindurch segeln werden.

Nachdem wir die Brücke passiert haben, können wir schon Kurs Nafpaktos anlegen. Es liegt zwar noch ein gutes Stück entfernt, doch das liegt eher an unserer Geschwindigkeit als an der Distanz.

Der Hafen von Nafpaktos soll sehr idyllisch, aber leider auch sehr klein und eng sein. Eher etwas für Fischerboote als für Yachten. So lange wir nicht ausreichend geübt sind, wollen wir das lieber nicht riskieren und ankern stattdessen vor dem Hafen.

Das Ankermanöver klappt ganz gut, auch wenn sich der Anker erst beim zweiten Versuch eingräbt. Nun können wir einen ruhigen Abend mit einem tollen Blick auf die beleuchtete Brücke von Patras auf der einen Seite und der Burg über Nafpaktos auf der anderen genießen.

Bucht vor Nafpaktos mit Blick auf die Burg
Bucht vor Nafpaktos mit Blick auf die Burg
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Manöverübungen

Da unsere Toilette seit unserem letzten Reparaturversuch etwas tropft, nehmen wir das Ganze heute nochmal in Angriff. Wir schauen uns erneut die Explosionszeichnung an und stellen dabei fest, dass just an der Stelle, an der es nun tropft, eine Dichtung sitzen sollte. Zuvor war uns dort aber kein Dichtungsring aufgefallen. Beim erneuten Öffnen ist auch tatsächlich keiner da. Da muss man sich über das Tropfen nicht wundern, eher darüber, dass es zuvor nicht getropft hat. Wir setzen einen neuen Dichtungsring ein, fetten diesen ordentlich mit Marinefett und schrauben alles wieder zu. Das Tropfen ist weg.

Danach beschäftigen wir uns mit unserer Welle. Mit Boots- und Motorkunde-Büchern machen wir uns auf die Suche nach der Stopfbuchse. Bisher wussten wir nicht einmal, wie diese aussieht. Doch mit Hilfe der Bücher haben wir sie bald gefunden und ihre Komponenten auch leidlich verstanden. Ob sie allerdings eine neue Packung braucht oder nur angezogen werden muss, wissen wir noch nicht.

Jupp schaut bei uns vorbei und fragt, ob wir das schöne Wetter und den günstigen Wind nicht nutzen wollen, um vom Steg abzulegen. Wir könnten doch ein paar Runden in der Lagune drehen und die THO ein wenig ausprobieren. Kurzerhand machen wir das Boot klar zum Ablegen.

Beim Eindampfen in die Vorspring kommt das Boot zwar nicht so recht vom Steg weg, doch dank weniger Wind gelingt das Ablegen. Wir ziehen unsere Kreise in der Lagune und üben das Aufstoppen. Wir testen, wie lange wir noch in Fahrt bleiben, wenn der Gang ausgekuppelt ist und üben das Heranfahren an den Steg. Insgesamt gewinnen wir das Gefühl, dass sich die THO besser steuern lässt, als wir es von unserer Probefahrt vor dem Kauf in Erinnerung haben.

Womit wir allerdings nicht so recht zurecht kommen ist das Schalten. Gas- und Ganghebel sind auf der THO getrennt und müssen separat bedient werden. Vor dem Schalten muss das Gas fast vollständig weggenommen werden, sonst lässt sich der Gang nicht bewegen. Nimmt man jedoch zu viel Gas weg, so geht der Motor aus. Genau das passiert uns auch das ein oder andere Mal. Dieses Mal ist das zwar unproblematisch, doch bei Manövern sollte einem das besser nicht passieren.

Wir legen wieder am Steg an und wissen, diese Gas-und-Gang-Geschichte müssen wir im Auge behalten. Entweder wir gewöhnen uns an das Konstrukt, oder es muss eine Einhebelschaltung her.

Als letzte Tat des Tages holen wir endlich unsere neuen Leinen im Ship Shop ab. Dieses Mal sind sie wirklich da. Für den morgigen Tag planen wir  nach Trizonia zu starten. Das Wetter jedenfalls soll gut sein.