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End Bay – Sivota

Das große Thema des Vorabends ist das Ablegemanöver im Acheron. Der Fluss ist kaum so breit wie unser Schiff lang ist und an den Ufern reichlich mit Schilf bewachsen. Ein Wendemanöver ist selbst für erfahrene Segler nicht ganz ohne. Da wir Stress am frühen Morgen vermeiden wollen, überlegen wir uns ein elegantes Drehen des Bootes am Steg mit Leinen. Am Heck bleibt die THO die ganze Zeit über fest und wird von einem Helfer gehalten. Die Strömung erledigt des Rest indem sie unseren Bug um 180 Grad dreht. Nun liegen wir ein Schiff weiter vorn im Päckchen und können ganz einfach vorwärts ablegen. Wir sind zufrieden.

Vom Acheron aus geht es weiter an der griechischen Festlandküste nach Sivota. Michael kennt dort eine schöne kleine Bucht, die in der Mitte durch eine Sandbank geteilt wird – die End Bay. Vor der Einfahrt müssen wir mehrere Untiefen umschiffen und haben teilweise kaum mehr 5 Meter Wasser unter dem Kiel. Beständig haben wir den Tiefenmesser im Blick. Wir müssen noch um einen Felsen herum, dann erblicken wir die Bucht. Sie sieht wirklich toll aus, allerdings auch sehr voll. Überall sind Surfer, Schwimmer und Paddler und zu allem Überfluss ankert auch noch ein Touristenausflugsdampfer in der Bucht.

Michael hat bereits per Heckanker und Landleinen festgemacht und das ausgerechnet hinter dem Touristendampfer. Es ist kaum zu erkennen, wie er dort hingekommen ist, aber wir folgen ihm trotzdem. Unser Heckankermanöver klappt diesmal super und wir liegen genau richtig.

Am Abend kehrt in der Bucht Ruhe ein, wir sind fast für uns. Über uns ein klarer Sternenhimmel, um uns herum Wasser und sonst nichts…

Abenteuer Acheron

Der Fluss gefällt uns so gut und sieht so schnuckelig  aus, dass wir ihn mit dem Dinghi ein Stück entlang fahren wollen. Mit dem Schiff kann man wohl nur wenige Meter weiter hineinfahren, als wir das bereits getan haben. Mit einem Dinghi geht es angeblich noch 3 Kilometer weiter ins Inland. Wir fahren den Acheron entlang und können eine wunderschöne Flusslandschaft bewundern. Überall schwirren Libellen in den schillernsten Farben um uns herum und Bäume ragen in den Fluss hinein. Nach etwa 2 Kilometern wird der Fluss immer enger und immer mehr Äste und Baumstämme ragen aus dem Wasser. Wir fahren Schlangenlinien und versuchen, die Stämme leidlich zu umkurven, doch das wird immer schwieriger. Das Wasser wird flacher und wir müssen unsere Fahrt beenden.

Nochmal 2 Kilometer weiter soll es ein Hades-Museum geben. Wir wollen das letzte Stück dorthin zu Fuß gehen. Wir binden das Dinghi an einem Baum fest und machen uns auf den Weg. Allerdings sind wir noch nicht weit gekommen, da fängt es an zu donnern und von den Bergen ziehen schwarze Wolken zu uns herüber. Dummerweise haben wir auf dem Boot alle Fenster aufgelassen und müssen ohne Museumsbesuch umkehren. Ein durchnässtes Schiff wollen wir dann doch nicht riskieren. Mit Außenborder und mitlaufender Strömung sind wir rasch wieder am Boot. Bisher ist kein Tropfen Regen gefallen und bis auf das Donnern passiert auch nichts mehr. Beim nächsten Mal werden wir uns sicher gut überlegen, ob wir mit offenen Fenstern irgendwelche Ausflüge unternehmen.

Am Abend lernen wir noch einen anderen Bewohner des Flusses kennen. Ein Biberpärchen schwimmt den Fluss auf und ab und sucht sich eine nette Behausung im Schilf am Ufer. Wir beobachten die beiden und hätten ihnen gerne länger zugesehen, doch sie sind scheu und entziehen sich rasch wieder unseren Blicken.

Mut zur Lücke

Nach den Wuchergebühren in Levkas machen wir uns gleich weiter auf nach Preveza. Das Ablegen wird etwas kompliziert, weil der Wind uns genau auf den Steg drückt und vor uns ein breiter Katamaran liegt. Wir beratschlagen uns am Steg, was zu tun sei. Währenddessen kommt ein deutscher Skipper vom Nachbarboot vorbei, erkennt unser Problem und will helfen. Während wir unsere Leinen zum Ablegen klarmachen, legt der Kat vor uns plötzlich ab. Glück gehabt, so können wir noch pünktlich ablegen, um die Brückenöffnungszeiten der Brücke hinter Levkas einzuhalten.

Unter Motor tuckern wir Richtung Brücke. Hinter der Brücke nehmen wir eine Warnung der „Schnorki“ ernst und halten uns deutlich backbord im Fahrwasser. Die „Schnorki“ ist vor nicht allzu langer Zeit auf der Steuerbordseite auf einen Stein gelaufen und wir wollen ihr Schicksal nicht teilen. Dankbar für den Tipp halten wir an besagter Stelle eine „Schnorki-Gedenkminute“ ab.

Wieder ist der Wind zu schwach zum Segeln und wir motoren die paar Meilen bis Preveza. Immerhin kann man dort im Stadthafen am Wochenende umsonst liegen. Michael ergattert zwei Plätze hintereinander am Steg und überredet uns, mit der eher ungeliebten Steuerbordseite hinter ihm längsseits zu gehen. Hätte uns vor zwei Wochen jemand diese „Parklücke“ gezeigt und gesagt, da passen wir rein, wir hätten ihn für verrückt erklärt.

Mit etwas Mühe schaffen wir es jedoch tatsächlich, hinter Michael anzulegen, doch als wir hinterher von der Straße aus unser Schiff betrachten, können wir es selbst kaum glauben, dass wir es in diese Lücke geschafft haben…