Man kann es mögen oder nicht, doch für Portugal ist es einfach typisch: bemalte Fliesen, genannt Azulejos. In Lissabon haben wir ganze Häuser gesehen, die mit diesen bemalten Fliesen verklinkert waren. Teilweise war das Gesamtbild wirklich schön oder zumindest sehr originell, manchmal war es einfach nur kitschig.
Auch hier in Nazaré finden sich immer wieder Häuser, die mit Azulejos verziert sind. Manchmal sind es Heiligenbilder, dann wieder einmal nur eine Art Bordüre oder die einfachste Variante: Straßennamen und Hausnummern auf bemalten Fliesen.
Doch was wir nun innerhalb der Wintermonate in den vielen kleinen Nebenstraßen so nach und nach entdeckt haben, sind kleine Bilder an manchen Hauswänden, die ein wenig der Ortsgeschichte von Nazaré festhalten, also vorwiegend über die Fischerei und die Seefahrt, meist mit dem markanten Leuchtturm von Nazaré im Hintergrund. Dieses Vermengen von Geschichte und Tradition ist eine schöne Idee und so kann man einige Zeit in den kleinen Gassen von Nazaré verbringen auf der Suche nach alten Azulejos an Hauswänden, die etwas zu Erzählen haben.
Der portugiesische Winter hat uns nach wie vor fest im Griff. Alle paar Tage stürmt es kräftig, die ganze Steganlage gerät in Bewegung und am Morgen erwarten einen dann am Steg müde und unausgeruhte Gesichter.
Eigentlich würden wir langsam wirklich gerne weiterziehen, doch das Wetter ist immer noch zu rau und unbeständig. Selbst Hélène und André, die mit ihrer SY Allegra in die entgegengesetzte Richtung wollen, wollen bei den derzeitigen Wetterbedingungen den sicheren Hafen nicht verlassen. Und aus der Algarve, die doch um Einiges südlicher liegt, hören wir von Uli und Dirk von der SY Mariposa, dass es dort auch immer wieder recht ungemütlich und ungewöhnlich stürmisch ist. Normalerweise ist in der Algarve von den meisten Tiefdruckgebieten, die uns in Nazaré tangieren, nichts mehr zu spüren. Uli und Dirk waren vergangenen Herbst in Nazaré und sind dann weitergezogen in die vermeintlich wärmere und ruhigere Algarve.
Um die Zeit, die wir sozusagen notgedrungen noch ausharren müssen bevor wir die Leinen lösen können, doch noch zu nutzen, machen wir einen gründlichen Segelcheck. Einige unserer Segel, vor allem die Sturmsegel, haben wir im Mittelmeer nie einsetzen müssen und sie liegen deshalb gut verstaut in ihren Säcken. Für den Fall, dass wir sie demnächst auf unserem Weg nach Norden vielleicht doch einmal einsetzen müssen, wollen wir sie uns lieber einmal gründlich anschauen.
Also breiten wir die Segel an einem der etwas ruhigeren Tage an Land aus und inspizieren sie von oben nach unten. Dabei bekommen wir Unterstützung von Dody von der SY Tonga, die schon so manches Segel repariert hat.
Das Tuch selbst ist jeweils in gutem Zustand, nur die Augen, in welche die Stagreiter eingehakt werden, sind über die Jahre etwas brüchig geworden. Dody hat dank ihres eigenen Restaurierungsprojekt an ihrer SY Tonga alle notwendigen Werkzeuge und Materialien zur Hand. So verfrachten wir die Segel gleich in ihren Workshop und Dody zeigt uns, wie man einem Segel neue Augen verpasst. Wir nutzen die Gelegenheit, gleich auch noch einen neuen Kantenschutz mit anzubringen, damit die neuen Augen samt dem Vorliek besser geschützt werden und verstärken zudem sicherheitshalber das Schothorn.
Nach getaner Arbeit sehen die Segel gleich doppelt so gut aus und wir sind mit unserem Tagewerk mehr als zufrieden. Natürlich hoffen wir, dass wir die Sturmsegel nach wie vor nicht brauchen werden, doch es ist gut zu wissen, dass diese einsatzbereit an Bord sind.
Seit zwei Tagen haben wir richtig schlechtes Wetter. Es stürmt ununterbrochen, eine Böe jagt die nächste, die Leinen zerren kräftig und im Boot ist es richtig unruhig.
Selbst die großen Fischtrawler liegen bereits seit drei Tagen im Hafen. Das ist ungewöhnlich, denn normalerweise gönnen diese sich höchstens einmal an einem Sonntag eine Ruhepause. Dann wurde gestern der Hafen von Nazaré als geschlossen erklärt und kein Schiff fährt mehr raus oder rein.
Das Hafenbecken ist voll von Wellen und Schaumkronen und die Hafeneinfahrt sieht ebenfalls mehr als ungemütlich aus. Vielleicht wäre ein Passieren mit starkem Motor noch möglich, doch auf jeden Fall riskant.
Heute morgen erleben wir nun, dass der Schwell im Hafenbecken auch den großen Fischtrawlern Probleme bereitet. Eine der dicken Festmacherleinen des Trawlers Fiuza ist unter der Belastung von Wind und Wellen gerissen. Hinter dem betroffenen Schiff liegen zwei weitere große Fischtrawler im Päckchen und das losgerissene Schiff treibt seitlich auf die beiden anderen.
Ein kleines Fischerboot aus Nazaré ist gleich zur Stelle um unter Anleitung der Polícia Maritima zu helfen. Der große Fischertrawler muss gegen den Wind wieder an den Pier gezogen werden. Es ist kaum vorstellbar, dass das kleine Fischerboot die Kraft aufbringen soll, das große, schwere Schiff durch den doch sehr kräftigen Wind zu ziehen.
Doch die Rettungsaktion gelingt gut und der Trawler Fiuza kann wieder sicher am Pier festmachen.