Löcher im Schiff

Der Plan für heute: Weiß streichen. Doch während wir darauf warten, dass es etwas kühler wird, was nicht nur für uns, sondern auch für das Verarbeiten der Farbe besser ist, hämmert plötzlich jemand an unserem Rumpf herum. Endlich lassen sich die Handwerker mal wieder bei uns blicken. Wir haben schon befürchtet, dass sie uns vergessen haben. Sie setzen unsere neue Welle ein, samt unserem Propeller. Diesen haben sie gründlich von Seepocken gereinigt und auf Hochglanz gebracht.

Weit kommen sie allerdings mit dem Einbau der Welle nicht. Kaum dass sie das andere Ende in der Achterkoje anschließen wollen, bemerken sie, dass dort das Ende des Stevenrohrs nicht nur verrostet, sondern durchgerostet ist. Ein fingerdickes Loch klafft auf der Unterseite. Nun verwundert es uns nicht mehr, dass die Stopfbuchse trotz mehrfachen Anziehens ständig getropft hat.

Kurzerhand greift einer der beiden Handwerker zur Flex und schneidet das Stück Stevenrohr einfach ab. Es bietet einfach nicht die Arbeitsgrundlage, die er für den Einbau der Welle und des neuen Stopfbuchsensystems braucht. Er versichert uns aber, dass er dort problemlos einen Ersatz montieren kann.

Da er jedoch nun an dieser Stelle heute nicht weiterarbeiten kann, widmet er sich nun unseren Seeventilen. Zwei davon sind mehr als veraltet, man könnte sagen, antiquiert, und sollen ersetzt werden. Kein einfacher Job und wir beneiden ihn kein bisschen. Die guten Stücke sitzen an schwer zugänglichen Stellen im Bad und in der Pantry. Interessiert sehen wir ihm bei der Arbeit zu und sind heilfroh, dass wir nicht auf die Idee gekommen sind, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Die Seeventile sind nicht nur schwer zugänglich, sondern quasi auch bereits mit dem Boot verwachsen. Nur mit Müh und Not bekommt der Handwerker die Seeventile herausgeschnitten. Bei einem geht dabei auch noch das Gewinde kaputt, weil es stark verrostet ist und dem Druck des Ausbauens nicht standhält. Wir sind uns nicht sicher, wer von uns glücklicher über den überstandenen Ausbau ist: wir oder der Handwerker.

Wo zuvor die Seeventile gesessen haben, haben wir nun zwei offene Löcher, durch die wir nach draußen gucken können. Doch bei der Hitze hier in Griechenland ist man fast froh über jede Öffnung, die Luft ins Schiff bringt. Hauptsache, dort sitzen zwei dichte und funktionierende Seeventile, wenn wir wieder ins Wasser kommen.

Epoxy und Spachtelmasse

In den vergangenen Tagen haben wir unser Unterwasserschiff kräftig mit Primer bearbeitet, der Grundierung für das spätere Antifouling. Die zuvor abgeschliffenen Stellen haben wir großzügig bestrichen und mittlerweile ist das Unterwasserschiff mehr weiß als grün. Farblich gefällt uns das recht gut, doch später einmal wird es blau werden. Das Antifouling selbst dürfen wir erst ganz zum Schluss streichen, da das Schiff dann innerhalb von 48 Stunden ins Wasser muss. Sonst ist der ganze Effekt des Antifoulings hinüber.

Nach diesen anfänglichen Erfolgen beim Schleifen und Streichen, trauen wir uns nun auch an die Roststellen am Rumpf. Mit einem Schwingschleifer rücken wir den Stellen auf den Pelz und schleifen diese großzügig ab. Da dadurch sichtbare Unebenheiten im Rumpf entstehen, die außerdem versiegelt gehören, wartet schon die nächste Erfahrung auf uns. Das Epoxy besteht aus zwei Komponenten, die wir nun im richtigen Verhältnis anrühren müssen. Mit einer Waage bewaffnet achten wir darauf, dass das Mischverhältnis auf das Gramm genau stimmt. Dann tragen wir die entstandene Masse gleichmäßig auf die abgeschliffenen Stellen auf. Wir sind positiv überrascht, wie gut sich diese harzige Masse verarbeiten lässt. Anders verhält es sich mit der Spachtelmasse, die wir, nachdem das Epoxy trocken ist, quasi als Füllmasse auftragen müssen. Der Spachtelmasse wird ein wenig Härter beigemischt und dieser ist so effektiv, dass sich die Spachtelmasse nicht mal eine Minute lang verarbeiten lässt. Sie trocknet schon beim Verteilen und lässt uns kaum Zeit, mit einem Spachtel von einer Seite der Lücke zur anderen zu kommen.

Doch nach zwei, drei Versuchen haben wir auch diese Hürde genommen. Nachdem auch diese Schicht getrocknet ist, muss die Schleifmaschine erneut her. Mit feinem Schleifpapier glätten wir die behandelten Stellen und fahren mit der Hand neugierig über die Flächen. Ergebnis: Richtig schön glatt. Wir würden sagen: Der Aufwand hat sich gelohnt und die Farbe kann kommen.

Mehr Arbeit als Vergnügen

Heute geht es richtig los mit den Arbeiten am Boot. Wir schleifen das Unterwasserschiff an den Stellen, wo das Antifouling bereits beschädigt ist, mit groben Sandpapier ab. Die Vibrationen der Schleifmaschine spüren wir am Abend noch deutlich in unseren Armen. Zudem sind wir über und über mit grünen Farbkrümeln bedeckt und sehen richtig nach Arbeit aus.

Während wir kräftig am Schleifen sind, macht sich der bestellte Handwerker über unser Ruder und die Welle her. Die Welle hat Lochfraß und sieht recht mitgenommen aus. Doch um sie auszubauen, muss erst einmal das Ruder abgebaut werden. Während der Handwerker in unserem Boot sitzt und die Welle abmontiert, haben wir irgendwie ein ungutes Gefühl. Doch auch wenn wir ihm auf die Finger schauen würden, könnten wir auch nicht recht beurteilen, ob er alles richtig macht.

Als er dann sein Tagewerk beendet, wird uns erst recht mulmig. Er lädt nicht nur die zerfressene Welle, sondern auch gleich die davor montierte Dämpferscheibe, unsere neue Distanzscheibe Marke Eigenbau aus Preveza und unseren Propeller in seinen Kofferraum. Die Distanzscheibe sei keine sonderlich gute Lösung meint er, er will einfach die neue Welle entsprechend länger ordern. Die anderen Dinge braucht er dann zum Anpassen. Spätestens jetzt leben wir auf einer echten Baustelle.