Zu Beginn unserer Segelei haben wir durch unsere Segelschule in Kiel unter anderem die Schlei kennen und schätzen gelernt. Damals waren wir etwas beeindruckt, wie man 10 Meilen lang auf eine kleine Baumgruppe zusteuern kann und am Ende Schleimünde findet. Und wunderschön hatten wir die kleinen schmucken Orte dort entlang des Ufers in Erinnerung.
Bärbel und Jörg waren noch nicht in der Schlei und genießen die Landschaft. Uns jedoch fallen die vielen Veränderungen auf, und das leider nicht nur im positiven Sinne. Auf der gegenüber liegenden Seite zu der einsamen Baumgruppe ragen nun hässliche Hochhäuser in die Luft, die bald noch mehr Gesellschaft bekommen sollen. Und Kappeln, wo wir anno dazumal einen von ca. 5 Liegeplätzen am Kai vor der Brücke ergattert hatten, hat nun eine Marina, der Stadtkai ist um 500 % gewachsen, das Ufer ist zugebaut mit Werften und Bootszubehör-Geschäften, bevor sich dann Restaurant an Restaurant präsentiert. Von der urigen und lauschigen Atmosphäre von vor ein paar Jahren ist wenig geblieben – vielleicht liegt es aber auch daran, dass gerade Hochsaison ist.
Die SY Nereide, die uns schon häufiger auf unseren Törn begleitet hat, liegt momentan in Freiburg an der Elbe in der Werft Hatecke. Barbara und Jörg, die Eigner, haben ihrem Schmuckstück eine neue Fuß- und eine neue Scheuerleiste gegönnt. Wir haben das Werk bereits begutachtet – das neue Teak sieht wirklich super aus.
Nun soll die SY Nereide wieder zurück nach Geversdorf, zu ihrem angestammten Liegeplatz. Jörg hat uns angeboten, ihn auf der Fahrt zu begleiten, wozu wir natürlich nicht „Nein“ sagen. Wir sind gespannt auf Freiburg vom Wasser aus. Ein schmales Fleet führt in den Hafen, der nur bei Hochwasser passierbar ist und zur Not durch ein Fluttor vor dem Hochwasser der Elbe geschützt werden kann.
Gemütlich schippern wird durch das Fleet Richtung Elbe und verstehen dabei nur zu gut, warum dazu Hochwasser nötig ist. Das Fleet ist so schmal, dass es kaum vorstellbar ist, dass das Wasser hier tief genug zum Durchfahren ist. An Gegeverkehr möchte man erst gar nicht denken.
Ein paar weidende Kühe schauen uns auch ganz erstaunt an, als ob sie diesen Eindruck nur unterstützen wollten.
Doch die Wassertiefe ist vollkommen ausreichend, der Schein trügt und wir erreichen ohne Probleme das mit Pricken gesäumte Fahrwasser zur Elbe. Hier nun ist jedes Augenpaar hilfreich. Ob die Äste der Pricke nun nach oben oder unten zeigen und ob vor dem jeweiligen Prickenpaar nicht noch ein anderes ein wenig links oder rechts von unserem Schiff liegt, ist oft nur schwer zu erkennen. Und hier ist es nun wirklich wichtig, das Fahrwasser nicht zu verlassen.
Doch auch den Prickenwald passieren wir erfolgreich und allein dieses Abenteuer ist ein Besuch in Freiburg wert.
Die Fahrt auf der Elbe verläuft dann recht unspektakulär. Wind zum Segeln haben wir kaum, das Wetter ist eher trübe und der Frachtverkehr sorgt für ordentlich Wellengang.
So sind wir nicht undankbar als wir die Ostemündung erreichen. In der Oste ist es immer ruhiger, geschützt und entsprechend gemütlich. Bald sind wir vor der Brücke in Geversdorf und die SY Nereide kann ihren Platz zu Hause am Steg einnehmen. Es dauert auch nicht lange, da zieht sie mit ihrer neuen Fußreling und Scheuerleiste bewundernde Blicke auf sich. Die Werft hat wirklich gute Arbeit geleistet.
Warum Rom auch heute noch die „Ewige Stadt“ genannt wird, durften wir in den vergangenen Monaten am eigenen Leibe erfahren – alles dauert ewig. Zwischendurch wurden wir sogar mit Sprüchen aufgemuntert, dass wir zwar wie Odysseus unterwegs seien, doch immerhin nicht verschollen.
Dank unseres Schweißers konnten wir den Kontakt zu einem Mechaniker herstellen, der die noch ausstehenden Arbeiten am Motor und der Elektrik erledigt hat. Die Werft hat sich kurz nach dem Einbau ausgeklingt und fühlte sich nicht mehr zuständig. Da wir mit deren Arbeitsweise und -qualität sowieso nicht sonderlich zufrieden waren, kam uns der Wechsel nicht einmal ungelegen und nun ist wenigstens alles erledigt.
Die gefühlte Ewigkeit, die wir in Rom verbracht haben, hat nun ein Ende. Morgen geht es auf nach Korsika. Eine deutsche Segel-Crew, die wir hier in den vergangenen Tagen noch kennengelernt haben, hat uns empfohlen, auf jeden Fall einen kleinen Abstecher zum Maddalena-Archipel zu machen. Auf dem Weg nach Bonifacio kommen wir dort vorbei und ein Besuch soll sich lohnen. Ein bisschen Insel-Feeling nach dem Leben in der Großstadt wird uns sicher gut tun, gleich, ob es nun das Maddalena-Archipel oder Korsika wird.