Schlagwort-Archive: Transitplatz

Il Commandante

Nachdem wir nun wieder einige Tage Hafengebühren gezahlt haben, was unserer Reisekasse nicht sonderlich gut bekommt, wird es mal wieder Zeit für einen Transitplatz. Diesen finden wir in Terracina. Auf dem Weg dorthin müssen wir um das Kap Miseno, vor dem eine Unzahl an Bojen und Fendern ausliegen, um eine Muschelzucht  zu markieren.

Der Hafen von Terracina liegt in einer Flussmündung und ist zum großen Teil für Fischer reserviert. Ein kleiner abgegrenzter Bereich ist für andere Boote, doch dort ist es zu flach für uns. Für Gäste bzw. für Transit steht somit nur die Kaimauer des Wellenbrechers zur Verfügung. Dort ist allerdings Platz für mindestens eine Fähre zu lassen.

Fähre in Terracina
Fähre an der Flussmündung in Terracina
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Sicherheitshalber erkundigen wir uns vorab bei der Coast Guard, welcher der Hafen unterstellt ist, nach der Wassertiefe. Die Einfahrt neigt stark zur Versandung und mit heruntergelassenem Kiel können wir unmöglich hinein. Also müssen wir mal wieder an die Kurbel und die Muskeln trainieren.

Vor dem Hafen wird es dann sehr ungemütlich. Schwell steht in der Zufahrt und wir schwanken wie verrückt. Unter Deck ist zum Glück alles sicher verstaut. Trotzdem hört man in den Schränken alles kräftig klappern und umher rutschen.

Dann halten wir auf die Kaimauer zu, um dort längsseits anzulegen. Selbst das Ende der Kaimauer ist ganz offensichtlich nur zum Anlegen von Fähren ausgelegt. Die Poller zum Belegen der Leinen stehen soweit auseinander, dass wir trotz unserer 20-Meter-Leinen kaum eine Vor- und eine Achterleine gelegt bekommen. Wir ziehen per Hand die THO an der Kaimauer noch ein Stück nach hinten, bis wir unsere Leinen einigermaßen belegt bekommen. Erst danach fällt uns auf, wie flach es hinter dem Heck unseres Schiffes wird. Mit dem alten Hand-Lot des Vor-Vor-Besitzers Heinz messen wir die Wassertiefe am Ruderblatt: noch 1,5 Meter. Hoffentlich gibt es hier kein Niedrigwasser.

Flach in Terracina
Flaches Wasser an der Kaimauer in Terracina
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Dann geht es auf zur Coast Guard. Wir wollen lieber gleich wissen, ob wir an unserem Plätzchen liegen bleiben dürfen. Sollten wir umlegen müssen, dann besser jetzt als am Abend, wenn es dunkel ist. Es ist ganz offensichtlich, dass die Transitplätze hier nicht häufig in Anspruch genommen werden. Wie wir nun zu verarzten sind, löst ein wenig Ratlosigkeit aus. Klar ist, die Transitplätze sind kostenlos. Trotzdem brauchen wir ein offizielles Dokument, das uns berechtigt, auf diesem Platz zu liegen.

Nachdem das Dokument dann gefunden ist, brauchen wir für die Ausfertigung Steuermarken. Diese gibt es allerdings nicht bei der Coast Guard, sondern nur im Tabakladen. Die Anzahl der benötigten Steuermarken richtet sich nach der Anzahl von Personen an Bord. Ergo, wir benötigen zwei Steuermarken à 16 €.

Wir besorgen die Steuermarken und gehen erneut zur Coast Guard. Die eine Steuermarke kommt auf unser Dokument, auf dem übrigens nur Stefan allein vermerkt ist. Die andere wird dann aus Mangel an Alternativen auf die Zweitausfertigung geklebt, die bei der Coast Guard bleibt. Zum guten Schluss bekommen wir auf unser Dokument noch einen Stempel und eine Unterschrift. Nein, nicht von Mr. Nobody, sondern von Il Commandante persönlich. Wenn einem das keine 32 € wert ist, dann wissen wir auch nicht. Das Papier sieht jedenfalls wirklich nach etwas aus. Bei Gelegenheit werden wir es rahmen lassen und uns an die Wand hängen.

Dokument der Coast Guard von Terracina Vorderseite
Genehmigung von Il Commandante Vorderseite
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Dokument der Coast Guard von Terracina Rückseite
Genehmigung von Il Commandante Rückseite
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Amalfi – gerne von Ferne

Der nächste Golf steht an – nein, kein Mietwagen -, der Golf von Salerno. In einem Rutsch wollen wir bis Amalfi. Michael und Bärbel von der SY Beluga haben eine Telefonnummer von jemandem, bei dem man sich vorab einen günstigen Hafenplatz in Amalfi sichern kann. Doch alles, was wir auf Nachfrage geboten bekommen, ist ein Platz ohne Strom und ohne Wasser für 40 € pro Boot und Nacht. Da es nur wenige Meilen weiter östlich noch einen weiteren kleinen Hafen namens Maiori gibt, drehen wir kurzerhand ab und versuchen dort unser Glück.

Die Einfahrt ist zwar noch enger und abenteuerlicher als Acciaroli, doch auf der linken Seite lachen uns gleich ausgeschilderte Transitplätze an. Kurzerhand nehmen wir diese in Beschlag und als wir uns nach dem Preis erkundigen, werden wir nur erstaunt angesehen. Schließlich handele es sich um Transitplätze.

Am nächsten Morgen gehen wir dann zur Bushaltestelle hinter dem Hafen und fahren für 2,20 € pro Nase nach Amalfi. Endstation ist direkt am Hafen und wir werfen neugierig einen Blick auf die verpassten Anlegemöglichkeiten. Uns kommt das kalte Grausen, ein Platz schlechter als der andere. Ständiger Fährverkehr sorgt für ein unruhiges Hafenbecken. Die Stadt ist überlaufen von Touristen und ein vor dem Hafen ankerndes Kreuzfahrtschiff sorgt für zusätzlichen Trubel. Jetzt sind wir dem Stegvermieter dankbar, dass er sich am Telefon unseren Preisvorstellungen verschlossen hat. So können wir die Küste von Amalfi von einem ruhigen Hafen aus genießen.

Amalfi
Amalfi Hafen mit Blick auf das Friedhofs-Monument
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Leibesertüchtigung

Wir haben den Golf von Policastro gut hinter uns gebracht und wollen nun weiter. Unterwegs hatten wir gehört, der nächstgelegene Hafen von Acciaroli sei angeblich geschlossen. Doch bereits lange vor der direkten Ansteuerung macht der Hafen einen ganz anderen Eindruck. Überall kann man Boote liegen sehen und uns kommt sogar ein Fischerboot aus der Einfahrt entgegen. Wir versuchen also unser Glück.

Hafen von Acciaroli
Hafen von Acciaroli
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Allerdings ist die Einfahrt recht flach und wir freuen uns mal wieder über unseren Schwenkkiel. Der Schwenkkiel sollte ohnehin regelmäßig bewegt werden, um diesen frei von Bewuchs und gängig zu halten. Indessen entwickelt sich in diesen flachen Häfen hier, das Kiel kurbeln zum echten Programm der Leibesertüchtigung. Wir kurbeln also wieder einmal den Kiel nach oben und fahren dann etwas gelassener in den kleinen Hafen. Nach dem Anlegen erfahren wir dann sogar, dass wir auf kostenlosen Transitplätzen liegen, diesmal schon, ohne nochmals umlegen zu müssen. Somit ist unser Ausgangshafen gefunden, von dem aus wir einen Ausflug machen werden. Körperliche Betätigung kann sich lohnen.