Schlagwort-Archive: Marina Menorca

Nachtfahrt

Die nächste Nachtfahrt folgt auf dem Fuße. Unser guter Freund und viel beschäftigter Rentner Hermann, der uns zuletzt in Rom die lange Wartezeit auf den Motor zeitweilig verkürzt hat, hat es tatsächlich geschafft, sich eine Woche „Urlaub“ freizuschaufeln. So müssen wir uns nun sputen, rechtzeitig nach Palma de Mallorca zu kommen, um ihn dort einzusammeln.

Nachdem uns die Marina Menorca mit ihrem Modern-Industrial-Style nicht sonderlich zugesagt hat, sind wir auch gar nicht traurig darüber, unseren Aufenthalt auf Menorca etwas abzukürzen.

So nehmen wir unsere nächste Etappe nach Porto Colom auf Mallorca in Angriff – 61 Seemeilen. Nach den 205 Seemeilen von Sardinien nach Menorca kommt uns das fast wie ein Klacks vor. Da wir es vorziehen, sowohl bei Tageslicht abzulegen, als auch bei Tageslicht wieder anzulegen, wollen wir die Nacht für die Fahrt nutzen.

Tagsüber ruhen wir uns aus und bevor es dunkel wird, legen wir ab. Nachts zu fahren hat den Vorteil, dass von den ganzen Charterern und Segelurlaubern nichts zu sehen ist. Das Meer ist quasi wie leergefegt und wir können in aller Ruhe den Sternenhimmel über uns beobachten. Auch der kühle, wenn auch meist schwache, Nachtwind ist weitaus angenehmer als die sengende Hitze bei Tage. Und das Beste des Ganzen: Wenn wir morgens in den nächsten Hafen einlaufen, brechen die Charterer gerade zu ihrer nächsten Tagestour auf und wir haben Platz.

Hafeneinfahrt Porto Colom
Leuchtturm Porto Colom Mallorca
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

In Porto Colom ergattern wir so einen der wenigen Plätze im kleinen Stadthafen, der zentraler gelegen und dabei und deutlich günstiger als der ortsansässige Club Nautico ist. Die nächste Etappe nach Palma werden wir wohl auf die gleiche Art und Weise zurücklegen.

Hafen Porto Colom
Hafen von Porto Colom Mallorca
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Baguette für 90 Euro

Vor der Überfahrt nach Menorca hatten wir uns eigentlich entschlossen, direkt nach der Einfahrt zum Hafen von Mahon in der Bucht Cala Taulera zu ankern. Das hatte uns Jupp, unser Segelfreund aus Messolonghi, auch empfohlen. Nach der Überfahrt so hatten wir es uns überlegt, wären wir sicherlich müde und um sich eine Suche nach einem günstigen Liegeplatz zu ersparen, wäre es wohl am besten, einfach in der ersten Bucht das Eisen zu schmeißen und sich aufs Ohr zu hauen.

Leider, so muss man sagen, haben wir uns unterwegs eines Anderen besonnen. Wir dachten daran, dass wir für die Weiterfahrt gerne Wetter aus dem Internet ziehen würden. Und an tiefen Schlaf wäre eher am sicheren Steg als in einer ggf. schaukeligen Bucht zu denken.

In unserem Hafenführer wird die Marina Menorca als diejenige Marina beschrieben, die am allerweitesten von der Innenstadt von Mahon entfernt ist. Umso günstiger müsste die Marina doch eigentlich sein – dachten wir uns. Jedoch weit gefehlt! Die Marina berechnet in der Hauptsaison für ein Boot unserer Größe € 88. Schon allein bei den aufgerufenen Tarifen bekommt man Atembeschwerden.

Tristesse Marina Menorca
Marina Menorca Straßenansicht
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Aber richtig bodenlos unverschämt wird der Preis, wenn man sich überlegt, welche „Leistung“ die Marina bietet. Die Sanitäranlagen haben eine Anmutung von Dixieklo. Die Marina fügt sich ganz am Ende der Bucht von Mahon harmonisch ein in ein Ensemble von Reihenhaustristesse mit Straße auf der einen Seite und einer durchaus hörbaren Fabrikanlage auf der anderen Seite. Beim Wifi der Marina kann man jedes eingehende Bit mit Handschlag begrüßen. Ein freies Wifi-Netz, das wir auch reinbekommen, ist bedeutend schneller.

Marina Menorca
Marina Menorca Fabrik
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Mahón Marina Menorca
Tristesse in der Marina Menorca
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Dafür bekommen wir, erstmalig in einer Marina, morgens ein Baguette aufs Boot gelegt. Das versöhnt uns aber keineswegs. Wir stellen uns vor, wie sich die Geschäftsleitung der Marina, Champagner schlürfend, ausmalt, wie wir hier an Bord am trockenen Brot knabbern. Und wie sie dabei  herzlich darüber lacht, wie man hier Segler neppt. Für den Preis hätte man sich wenigstens noch Trüffelpastete zum Baguette gewünscht.