Zu Beginn unserer Segelei haben wir durch unsere Segelschule in Kiel unter anderem die Schlei kennen und schätzen gelernt. Damals waren wir etwas beeindruckt, wie man 10 Meilen lang auf eine kleine Baumgruppe zusteuern kann und am Ende Schleimünde findet. Und wunderschön hatten wir die kleinen schmucken Orte dort entlang des Ufers in Erinnerung.
Bärbel und Jörg waren noch nicht in der Schlei und genießen die Landschaft. Uns jedoch fallen die vielen Veränderungen auf, und das leider nicht nur im positiven Sinne. Auf der gegenüber liegenden Seite zu der einsamen Baumgruppe ragen nun hässliche Hochhäuser in die Luft, die bald noch mehr Gesellschaft bekommen sollen. Und Kappeln, wo wir anno dazumal einen von ca. 5 Liegeplätzen am Kai vor der Brücke ergattert hatten, hat nun eine Marina, der Stadtkai ist um 500 % gewachsen, das Ufer ist zugebaut mit Werften und Bootszubehör-Geschäften, bevor sich dann Restaurant an Restaurant präsentiert. Von der urigen und lauschigen Atmosphäre von vor ein paar Jahren ist wenig geblieben – vielleicht liegt es aber auch daran, dass gerade Hochsaison ist.
Vor wenigen Tagen haben die Sommerferien in Niedersachsen begonnen und wir können es kaum erwarten, uns mit unserer THO kokkino in Bewegung zu setzen.
Um nicht den gleichen Fehler wie im vergangenen Sommer zu machen und zu lange auf das passende Wetter zu warten, wollen wir gleich zu Beginn der Ferien los. Leider zeigt uns das Wetterradar mehr oder weniger nur eine Windrichtung für die nächste Woche voraus: Nord. In der Nordsee mit Ziel Helgoland und Westküste Dänemark kann man diese Windrichtung aber gerade gar nicht gut gebrauchen.
So ringen wir uns dazu durch, erst einmal durch den Nord-Ostsee-Kanal zu fahren in der Hoffnung, dass wir auf der Ostseeseite besser in den Norden Dänemarks gelangen.
Zusammen mit unseren quasi Vereins-Nachbarn Bärbel und Jörg von der SY Nereide, mit denen wir nun zwischenzeitlich viele schöne Touren gemacht haben, passen wir die richtige Tide ab und machen uns auf den Weg nach Brunsbüttel.
Auf der Elbe haben wir einen guten Strom mit uns und sind schnell bei der Schleuse in den Kanal. Kurz vor Niedrigwasser Brunsbüttel versuchen wir ein Plätzchen in einer der Schleusenkammern zu ergattern, doch der Wärter vertröstet uns erst einmal und lässt uns eine Warteposition einnehmen.
So lassen wir uns bei nahezu Stillwasser auf der Elbe treiben und behalten die Lichter für die Einfahrt im Auge. Allmählich gesellen sich immer mehr Schiffe zu uns, die ebenfalls nicht in die Schleuse dürfen.
Fast 1 1/2 Stunden dümpeln wir so auf der Elbe hin und her und sind froh, dass wir kaum Strömung haben. Dann dürfen wir endlich schleusen und finden mit Müh und Not noch einen Liegeplatz in dem kleinen Innenhafen von Brunsbüttel.
Am nächsten Morgen brechen wir dann auf nach Rendsburg. Dort pausieren wir und erkunden den Ort.
Dann legen wir die letzten Kilometer des beinahe 100 Kilometer langen Kanals zurück und machen im Anschluss in Laboe im Nordosten der Kieler Förde fest.
Langsam aber sicher neigt sich die Segel-Saison ihrem Ende zu. Traditionell veranstaltet der die Seglergemeinschaft Oberndorf die Herbstregatta rund Medemgrund.
Zum ersten Mal sind wir zu diesem Zeitpunkt mit unserem Schiff in Oberndorf und wollen an diesem Ereignis teilnehmen, auch wenn unsere THO kokkino aufgrund ihrer Bauweise sicher kein Regattaschiff ist. Dies legt auch im Vorfeld die Suche nach Vergleichswerten für die Regatta-Wertung nahe und die Tatsache, dass solche Werte nicht zu finden sind.
Doch was soll`s: Dabei sein ist schließlich alles. Auch wenn wir zu Teilnahme früh aufstehen müssen. Der Start ist um 10.00 Uhr auf der Elbe, doch da müssen wir erst einmal hin.
Morgens um kurz nach sieben treffen wir uns mit Jörg von der SY Nereide am Steg. Er will uns als dritter Mann begleiten. Es ist so nebelig, dass man kaum die Schiffe sehen kann. Und wie man sich denken kann, gibt es bei einem solchen Nebel auch nicht viel Wind.
Bei völliger Windstille machen wir uns durch die dicke Suppe auf zur Ostemündung, allerdings ohne viel Hoffnung, dass sich die Windbedingungen noch groß ändern werden. Trotzdem wollen wir uns die Lage auf der Elbe wenigstens ansehen und das stimmungsvolle Gleiten durch den Nebel ist das Aufbrechen allein schon wert.
Doch mit Grausen denken wir an die vielen Male auf unserer Reise zurück, als der Wind eingeschlafen ist und die Segel uns mit ihrem müden „Flapp,flapp“ den letzten Nerv raubten und das arme Material bemitleideten. So fällt uns die Entscheidung schon im Vorfeld leicht: Sollte es auf der Elbe genauso windstill sein, segeln wir gar nicht erst los.
Es kommt wie befürchtet, wir haben auch beim Start auf der Elbe keinerlei Wind. Die kleinen, leichten Boote können damit noch umgehen, versuchen es mit Schmetterlingssegeln und wir schonen unsere Segel und unsere Nerven, indem wir uns aufs Zuschauen beschränken.
Toll sehen die Schiffe aus, die in der kleinen Gruppe der Blister-Segler segeln und ihre riesigen bunten Segel hissen. Doch wirklich vorankommen tun auch diese nicht.
Wir machen uns auf den Rückweg und warten am Steg auf die ehrgeizigen Regattateilnehmer. Sie sind lange unterwegs, brauchen teils für die Strecke dreimal so lange wie in den Vorjahren, auch wenn es auf dem Rückweg noch etwas Wind gegeben haben soll, wenn auch nur zum kreuzen, also eher von vorn.
Wir sind froh, dass wir uns das erspart haben, die Siegerparty ist hinterher trotzdem toll und wir begnügen uns mit dem inoffiziellen, nicht anerkannten Titel: First Ship Home.