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Raue Überfahrt

Etwa 150 Seemeilen lang ist unsere nächste Etappe nach Lagos/Portugal und wir rechnen, da wir abends starten, mit zwei Nachtfahrten und eineinhalb Tagen. Gleich am ersten Abend zücken wir endlich einmal rechtzeitig die Kamera, um einen Delfin zu erwischen. Zwar taucht dieser gerade unter unser Boot ab, doch gerade so haben wir ihn noch erwischt.

Delfin am Schiffsrumpf
Delfin unter Wasser
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Die erste Nacht ist recht rau. Es zieht eine Kaltfront dicht nördlich von uns durch; der Wind ist stärker als vorhergesagt, aber sehr wechselhaft und die See entsprechend aufgewühlt. Beim Runden des Kap Trafalgar, von welchem man sich wegen eines langgestreckten Flachs gut freihalten sollte, zieht ein Gewitter über uns hinweg, so dass die Nachtfahrt nicht langweilig wird.

Kap Trafalgar
Cabo Trafalgar
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Am nächsten Morgen ist das raue Wetter überstanden. Der Wind bleibt aber ebenso unbeständig wie im Mittelmeer. Innerhalb weniger Stunden dreht er auf alle Richtungen und die Stärke schwankt zwischen 0 bis 22 Knoten Wind. Mehrfach ziehen wir die Segel hoch, nur um sie nach wenigen Stunden wieder herunter zu nehmen, bis das Spiel von Neuem beginnt. Auch unsere Geschwindigkeit schwankt mehr als je zuvor. Von unter 2 Knoten bis zu 6 Knoten ist alles dabei, wobei das Mittel am Ende unter 4 Knoten liegt.

Fortress Lagos
Fort Lagos
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Nach 44 Stunden sind wir dann endlich in Lagos. Die Einfahrt zum Hafen liegt in einem kleinen Fluss und sieht richtig nett aus. Vor der Marina spannt sich eine Fußgängerbrücke über den Fluss und bevor diese für ein Boot öffnet, muss man an einem Wartesteg festmachen und die Formalitäten klären. Nachdem der offizielle Teil geklärt ist, funken wir die Brücke an und dürfen unter dieser hindurchfahren. Der Hafen macht einen netten Eindruck und wir sehen an den Stegen durchaus den ein oder anderen Langfahrtsegler. Hier werden wir uns erst einmal von der letzten Etappe ausruhen und uns unser nächstes Ziel überlegen.

alte Stadtbefestigung Lagos
Stadtbefestigung von Lagos
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Eingang der Stadtbefestigung Lagos
Eingang der Stadtbefestigung Lagos
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Ausflug ins Inland

Maratea ist umgeben von alten Städtchen, Grotten, Kulturerben und einem Nationalpark. Wir mieten uns einen Wagen, um uns wenigstens einen Teil der Sehenswürdigkeiten anzusehen. Über kurvenreiche Bergstraßen fahren wir ins Landesinnere und machen in verschiedenen kleinen Städtchen Halt. Der Tourismus hat hier noch nicht um sich gegriffen, so sind die Orte eher verschlafen und die alten Häuser stehen vor dem Verfall. In gewisser Weise macht das jedoch gerade den Charme dieser Orte aus. Alles wirkt so ursprünglich und in keinster Weise künstlich oder verfälscht.

Byzantinische Kirche in Papacidero
Byzantinische Kirche in Papacidero
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Jeder Ort hat mindestens eine alte Kirche, eine Festung und/oder einen verfallenen Wachturm aufzuweisen. Besonders reizvoll ist eine byzantinische Kirche in Papasidero. Diese steht gepresst an eine Felswand und vormals soll ein Kloster oberhalb direkt im Felsen existiert haben. Ob heutzutage noch ein Zugang vorhanden ist, konnten wir leider nicht in Erfahrung bringen. Zu der Kirche führt nur eine alte Brücke. Über die ursprüngliche Brücke wurde eine „neuere“ Brücke gebaut, die eine höhere Traglast hat. Doch der alte Brückenbogen ist darunter noch gut erkennbar.

Alte Brücke in Papacidero
Alte Brücke zur byzantinischen Kirche in Papacidero
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Am Straßenrand verführen immer wieder frische Trauben und Feigen zu einer kleinen Zwischenmahlzeit und geben Gelegenheit, sich die Natur ringsherum genauer anzuschauen. Am Abend haben wir fast zu viel gesehen. Wir haben uns mit der Route etwas verschätzt und diese zu großzügig geplant. Geplättet und mit vielen neuen Eindrücken kommen wir am Abend zurück und sinken k.o. in unsere Kojen.

Nafpaktos

Endlich starten wir nach Trizonia. Wir sind richtig motiviert, lassen uns aber mit dem Ablegen Zeit, da nahezu Windstille herrscht und es erst gegen Nachmittag besser werden soll.

Das Ablegen klappt hervorragend. Beim Motoren im Kanal von Messolonghi führt uns ein Fischer vor Augen, wie empfehlenswert es ist, im Fahrwasser zu bleiben. Er steht dicht an der Fahrrinne im Wasser. Doch das Wasser reicht ihm nicht einmal annähernd bis zu den Knien. Wir achten auf unseren Kurs.

Als wir dann tiefes Wasser erreichen, setzen wir gleich Segel und schauen, was der Wind so hergibt. Viel ist es nicht gerade, vorerst müssen wir uns mit 2 Knoten Fahrt begnügen. Doch wir segeln und genießen es.

Bereits jetzt sind wir froh, dass Jupp uns begleitet. So viele Handgriffe sind zu tun, einer steht immer am Ruder und ist unabkömmlich. Solange die Handgriffe nicht gelernt sind, sind zwei Leute fast zu wenig.

Der Wind fällt genau von achtern ein und bald gehen wir zum Schmetterlingssegeln über. Wir baumen die Fock zur einen Seite hin aus, das Großsegel befestigen wir auf der anderen. So treiben wir gemütlich und müssen bald akzeptieren, dass wir es nicht bis Trizonia schaffen werden. Zumindest nicht ohne eine Nachtfahrt. Auf diese sind wir nun bei unserem ersten Törn nicht scharf und sehen uns deshalb in der Seekarte nach einer Alternative um. Wir entscheiden uns für Nafpaktos hinter der Brücke von Patras.

Um die Brücke passieren zu dürfen, setzen wir unseren ersten Funkspruch von Bord ab und bekommen das Okay für die südliche Durchfahrt. Als wir uns die THO zum ersten Mal angesehen haben, sind wir über diese Brücke gefahren. Wer hätte damals gedacht, dass wir auch unter ihr hindurch segeln werden.

Nachdem wir die Brücke passiert haben, können wir schon Kurs Nafpaktos anlegen. Es liegt zwar noch ein gutes Stück entfernt, doch das liegt eher an unserer Geschwindigkeit als an der Distanz.

Der Hafen von Nafpaktos soll sehr idyllisch, aber leider auch sehr klein und eng sein. Eher etwas für Fischerboote als für Yachten. So lange wir nicht ausreichend geübt sind, wollen wir das lieber nicht riskieren und ankern stattdessen vor dem Hafen.

Das Ankermanöver klappt ganz gut, auch wenn sich der Anker erst beim zweiten Versuch eingräbt. Nun können wir einen ruhigen Abend mit einem tollen Blick auf die beleuchtete Brücke von Patras auf der einen Seite und der Burg über Nafpaktos auf der anderen genießen.

Bucht vor Nafpaktos mit Blick auf die Burg
Bucht vor Nafpaktos mit Blick auf die Burg
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln