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Strom allein ist auch keine Lösung

Heute erwartet uns endlich mal ein sonniger Tag. Wir werden von Michael geweckt, der uns mitleidig eine Termoskanne mit heißem Wasser vorbeibringt, damit wir nicht schon vor dem Frühstück Kraftsport an der Luftpumpe treiben müssen, nur um Kaffeewasser zu bekommen. Der Tank des Petroleumherdes muss irgendwo ein Leck haben, denn der Druck sinkt jeden Tag erneut auf unter 0,5 bar. Das kann so nicht normal sein und ist ein prominenter Punkt auf unserer Reparaturliste.

 

Dank des heißen Wassers gibt es Kaffee an Bord und schon schmieden wir große Pläne: Sollen wir vielleicht mal die Toilette reparieren?

 

Während wir aber so überlegen, gesellen sich Michael und Jupp zu uns. Sie sorgen sich um unser Wohlergehen in puncto Stromversorgung. Wir wollen unser Schiff weiter an den Längssteg heranziehen, damit wir so an die dort befindliche Landstrombox kommen können. Dann hätten wir abends Licht und könnten tagsüber auch mit dem Wasserkocher heißes Wasser ansetzen. Also lösen wir die Leinen und ziehen uns einige Meter weiter. Bei der Gelegenheit verlegen wir ein paar der Leinen neu, bzw. tauschen die eine oder andere schon etwas altersschwache Leine aus – hoffentlich knarzt es nun weniger.

 

Unser Landstromkabel ist natürlich immer noch zu kurz; wir liegen ja auch im letzten Winkel der Marina Messolonghi. Die Kabeltrommel finden wir bald an Bord, allerdings fehlt uns der notwendige Adapter. Wir machen uns auf die Suche und werden nach geraumer Zeit auch in der Bilge fündig. (Wir brauchen dringend mal eine neue Stauliste.) Endlich haben wir Landstrom.

 

Doch statt eines Problems weniger haben wir nun ein neues Problem. Die Batterien laden nicht. Nach einigem Suchen in unseren Aufzeichnungen findet sich die Bemerkung, dass die Batterien bei Landstrom über Klemmen separat an den Laderegler angeschlossen werden müssen – also ran an die Batterien. Wir machen uns erst einmal an die 24 V Bank. Uns lachen so viele Kabel entgegen, dass wir erstmal keinen Überblick erlangen können. Zudem macht der Laderegler selbst seltsame Geräusche. Es hilft nichts, Michael muss Händchen halten, was er auch gerne tut. Via Voltmeter überprüfen wir nochmals die Spannung, dann setzen wir die Klemmen auf die Pole. Die gleiche Prozedur wiederholen wir bei der 12 V Bank. Hoffnungsvoll checken wir, ob die Batterien nun Ladestrom aufzeigen, doch die 12 V Batterien sind weiterhin tot und die 24 V laden nur sporadisch. Dazu kommt ein übler Gestank nach faulen Eiern. Die 24 V Batterien gasen. Geistesgegenwärtig tauscht Stefan schnell eines der an die 24 V Batterien angeschlossenen Kabel, schließlich sind diese in Reihe und nicht parallel geschaltet – der Gestank verschwindet. Doch unser Stromproblem bezüglich der Verbraucher- sprich 12 V Batterien ist damit immer noch nicht gelöst und wir können nur hoffen, dass wir morgen etwas anpacken, was danach zur Abwechslung auch mal funktioniert.

Herd sucht Fahrradluftpumpe

Nach dem gefühlten Stress der letzten Tage gönnen wir uns erst einmal ausgiebig Schlaf. Der Wecker ist zwar gestellt, doch als er klingelt gibt es einfach ein kurzfristige Planänderung – länger schlafen…

 

Beim Aufstehen stellen wir dann fest, dass endlich mal wieder die Sonne schön scheint und deshalb soll der weitere Tag auch angenehm gestaltet werden. Wir wollen erstmals den etwas gewöhnungsbedürftigen Petroleumherd in Betrieb nehmen und uns einen frischen Kaffee kochen. Wir gehen die Checkliste für die Inbetriebnahme des Herdes durch und machen uns dann an das Unterfangen, den Herd anzuwerfen. Zum Glück erleidet unser ohnehin eingeschränktes Vertrauen in die technischen Einrichtungen an Bord keinen weiteren Dämpfer, sondern wir können uns nach geraumer Zeit tatsächlich mit dem ersten leckeren Kaffee unseres Aufenthalts in die Sonne setzen.

 

Indessen muss dazu gesagt sein, dass wir uns diesen Kaffee wirklich hart erarbeitet haben. Der Petroleumtank braucht 2 bar Druck zum Arbeiten und als wir den Druck kontrollierten, stand die Anzeige gerade mal knapp unter 0,5 bar. Zum Nachpumpen gibt es eine von Hand zu bedienende Fahrradluftpumpe. Also hieß es, den Tank von 0,5 bar mit einer Fahrradluftpumpe auf 2 bar aufzupumpen. Und für jeden, der uns jetzt noch nicht bemitleidet: 2 bar ist in etwa der Druck, den ein Autoreifen so hat. Wundersamerweise waren wir nach dem Kaffee kochen noch in der Lage, unsere Tassen selbst zu halten.

 

Nach dem Kaffee trinken machen wir uns an das Austauschen der Seenotsignale. Die an Bord befindlichen Exemplare sind allesamt abgelaufen und das größtenteils seit 10 Jahren. Da reicht unser Vertrauen dann doch nicht mehr aus. Ein Blick in die Dinghi-Notfall-Tonne lässt uns dann gleich zum Notizblock greifen, denn auch da ist ein Austausch notwendig. Die Schraubenzieher und -schlüssel werden maximal noch von ein paar Rostteilchen zusammengehalten und würden einem im Fall der Fälle sicher nichts mehr helfen.

 

Danach verkünsteln wir uns an unseren neuen Rettungswesten. Wir haben extra noch Notlichter besorgt, die man an der Weste anbringen kann. Die vorhandenen Befestigungsmöglichkeiten überzeugen uns nicht. Damit kann man die Lampe nicht zugleich zugriffsbereit und sicher an der Weste anbringen. Also basteln wir uns eine Leinenkonstruktion, die zum einen die Lampe sicher mit der Weste verbindet, es erlaubt, die Lampe im Inneren der Weste unterzubringen, wo sie bei Nichtgebrauch nicht stört und es einem zudem ermöglicht, sie im Notfall in Armeslänge von sich zu halten und trotzdem gesichert zu sein. Wir sind mit unserem Werk zufrieden.

 

Wir lassen nochmals den Motor für eine Stunde laufen, um die Batterien zu laden und räumen bei der Gelegenheit die erste Bücherkiste aus, bzw. das erste Bücherregal ein. Wir fühlen uns gleich heimischer an Bord.

Schiffsputz dank Wettschulden

Neuer Tag, neues Glück. Allerdings haben wir am Vorabend bereits Wetten abgeschlossen, was am nächsten Tag nicht funktioniert – Wetteinsatz: Putzen.

 

Programm für heute: Motor anwerfen und ggf. Batterien laden. Wir kontrollieren den Kühlwasser- und den Ölstand, alles in Ordnung, und starten dann den Motor, nicht ohne die Befürchtung, der Dieselfilter könnte sich aufgrund der Standzeit zugesetzt haben. Aber, oh Wunder, der Motor startet ohne Probleme. Endlich haben wir etwas entdeckt das auf Anhieb funktioniert und werden nun mutig. Zum ersten Mal überhaupt wollen wir die Webasto-Heizung anwerfen; diese hatte nicht einmal der Gutachter getestet. Natürlich drehen wir nicht am Startknauf, ohne zuvor wieder Wetten abzuschließen. Dass Timm uns bereits genau erklärt hat, wo wir ein Webasto-Service-Kit zur Fehlersuche herbekommen würden, stärkt auch nicht gerade unser Vertrauen. Doch auch die Heizung tut auf Anhieb ihre Pflicht.

 

Um unser Glück bloß nicht auszureizen, verbringen wir den restlichen Tag damit, die eigentlich gar nicht fälligen Wettschulden einzulösen – sprich: Putzen und Aufräumen.