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Der erste Kratzer

Nach nur knapp einem Tag Aufenthalt auf Trizonia, geht es schon wieder zurück nach Messolonghi. Nach Möglichkeit wollen wir die Strecke dieses Mal an einem Tag schaffen. Entsprechend früh sind wir auf den Beinen und kümmern uns um einen aktuellen Wetterbericht. Wenn die Angaben stimmen, müssen wir zumindet einen Teil der Strecke gegenan kämpfen. Nur am Morgen soll der Wind mit uns sein, am Nachmittag soll er dann drehen und uns genau auf die Nase wehen.

Nach einem kurzen Abschied von Dieter machen wir, dass wir los kommen. Je mehr Strecke wir schaffen, bis der Wind dreht, desto besser. Das Ablegen klappt vorbildlich. Wir dampfen dieses Mal in die Achterspring ein, damit wir mit dem Bug genügend Abstand zu einer Hallberg Rassy gewinnen. Diese hatte sich noch am Abend vor uns gelegt und uns nicht allzu viel Platz zum Ablegen gelassen.

Als wir aus dem Hafen heraus sind, erwartet uns tatsächlich guter Wind. Wir können gleich Segel setzen und uns heute sogar über bis zu 7,7 Knoten Fahrt erfreuen. Messolonghi erscheint tatsächlich in greifbarer Nähe.

Die Strecke bis zur Brücke von Patras vergeht wie im Flug. Vor und hinter der Brücke müssen wir allerdings mit sehr unbeständigem Wind und kräftigen Böen kämpfen. Zeitweise müssen wir das Steuer zu zweit festhalten, um nicht nach Luv gedrückt zu werden. Währenddessen können wir uns aber wieder am Funkverkehr der Brücke mit den verschiedenen Schiffen erfreuen, die teils erheblich Probleme mit rechts und links, West und Ost, sowie dem Buchstabieren ihrer eigenen Bootsnamen haben.

Erst kurz bevor wir den Kanal nach Messolonghi erreichen, dreht der Wind, wie angekündigt, gegen uns. Ein Stück können wir noch unter Fock segeln, dann muss der Motor seine Arbeit aufnehmen. Da wir im Kanal selbst sowieso motoren wollten, ist das nicht weiter schlimm. Wir hätten nicht zu hoffen gewagt, überhaupt so lange so gut voran zu kommen.

In Messolonghi sehen wir gleich, dass unser alter Liegeplatz noch frei ist und steuern diesen wieder an. Wie gewohnt drückt der Wind gegen den Steg. Dieses Mal verschätzen wir uns jedoch und lenken zu früh ein. Wir berühren mit dem Bug den Steg und kommen so zu unserem ersten selbst verursachten Kratzer. Beim zweiten Anlauf klappt das Anlegen und nachdem die Leinen fest sind, bewundern wir unsere Schramme. Sie ist nicht tief, nur ein wenig Farbe ist aufgekratzt. Wir grämen uns auch in keinster Weise. Eher sind wir erleichert, denn diese Schramme haben wir wohl schon viel eher erwartet. So ist der erste Kratzer nur am Rumpf unseres Schiffes, aber nicht im Gemüt.

Manöverübungen

Da unsere Toilette seit unserem letzten Reparaturversuch etwas tropft, nehmen wir das Ganze heute nochmal in Angriff. Wir schauen uns erneut die Explosionszeichnung an und stellen dabei fest, dass just an der Stelle, an der es nun tropft, eine Dichtung sitzen sollte. Zuvor war uns dort aber kein Dichtungsring aufgefallen. Beim erneuten Öffnen ist auch tatsächlich keiner da. Da muss man sich über das Tropfen nicht wundern, eher darüber, dass es zuvor nicht getropft hat. Wir setzen einen neuen Dichtungsring ein, fetten diesen ordentlich mit Marinefett und schrauben alles wieder zu. Das Tropfen ist weg.

Danach beschäftigen wir uns mit unserer Welle. Mit Boots- und Motorkunde-Büchern machen wir uns auf die Suche nach der Stopfbuchse. Bisher wussten wir nicht einmal, wie diese aussieht. Doch mit Hilfe der Bücher haben wir sie bald gefunden und ihre Komponenten auch leidlich verstanden. Ob sie allerdings eine neue Packung braucht oder nur angezogen werden muss, wissen wir noch nicht.

Jupp schaut bei uns vorbei und fragt, ob wir das schöne Wetter und den günstigen Wind nicht nutzen wollen, um vom Steg abzulegen. Wir könnten doch ein paar Runden in der Lagune drehen und die THO ein wenig ausprobieren. Kurzerhand machen wir das Boot klar zum Ablegen.

Beim Eindampfen in die Vorspring kommt das Boot zwar nicht so recht vom Steg weg, doch dank weniger Wind gelingt das Ablegen. Wir ziehen unsere Kreise in der Lagune und üben das Aufstoppen. Wir testen, wie lange wir noch in Fahrt bleiben, wenn der Gang ausgekuppelt ist und üben das Heranfahren an den Steg. Insgesamt gewinnen wir das Gefühl, dass sich die THO besser steuern lässt, als wir es von unserer Probefahrt vor dem Kauf in Erinnerung haben.

Womit wir allerdings nicht so recht zurecht kommen ist das Schalten. Gas- und Ganghebel sind auf der THO getrennt und müssen separat bedient werden. Vor dem Schalten muss das Gas fast vollständig weggenommen werden, sonst lässt sich der Gang nicht bewegen. Nimmt man jedoch zu viel Gas weg, so geht der Motor aus. Genau das passiert uns auch das ein oder andere Mal. Dieses Mal ist das zwar unproblematisch, doch bei Manövern sollte einem das besser nicht passieren.

Wir legen wieder am Steg an und wissen, diese Gas-und-Gang-Geschichte müssen wir im Auge behalten. Entweder wir gewöhnen uns an das Konstrukt, oder es muss eine Einhebelschaltung her.

Als letzte Tat des Tages holen wir endlich unsere neuen Leinen im Ship Shop ab. Dieses Mal sind sie wirklich da. Für den morgigen Tag planen wir  nach Trizonia zu starten. Das Wetter jedenfalls soll gut sein.