Tiefenentspannung

Heute wollen wir Rolf von der Schnorki helfen, seine Solarpanele zu montieren. Sie sollen seitlich an die Seereling geschraubt werden und dazu kann er gut noch ein paar helfende Hände gebrauchen. Die Vorarbeiten hat er schon geleistet und alle Kabel sind bereits verlegt. Wir müssen die Panele nur noch an Bord bringen, die Löcher für die Schrauben an die richtigen Stellen bohren und die Panele montieren.

Nach getaner Arbeit gönnen wir uns einen Kaffee. Im Café gesellt sich bald Thomy von der Tochida zu uns. Er ist ein Freund von Timm, dem Voreigner unseres Bootes, und wir kennen ihn noch aus der Zeit, als wir unser Boot erst noch erwerben wollten. Nach einem längeren Aufenthalt in der Heimat, ist er nun wieder in Messolonghi und wir unterhalten uns über die Eigenheiten unserer Boote.

Wir verabreden uns für den Abend, um unsere Unterhaltung fortzusetzen und machen uns dann an diverse Aufräumarbeiten bei uns an Bord.

Am Abend lernen wir dann von Thomy, was Tiefenentspannung wirklich bedeutet. Thomy wurde heute von einem Bekannten gefragt, wie es denn bei ihm voran gehe und ob sein Tag erfolgreich gewesen sei. Thomy antwortete darauf, er sei zufrieden, er hätte heute zwei Bilder aufgehängt. Erst der zweifelnde Blick seines Gegenüber hat ihn aufmerken lassen, dass das nun in der Tat etwas seltsam geklungen haben mag. In diesem Zusammenhang ist ihm eine ähnliche Begegnung eingefallen. Damals hatte er einen bekannten Segler gefragt, wie denn seine Pläne für die nächste Zeit seien und dieser antwortete: „Ach, ich habe vor, diese Woche eine Schraube zu kaufen.“ Wenn das mal keine Tiefenentspannung ist! Denn diese Entscheidung, ob man denn nun eine Schraube kauft, oder ob man sie vielleicht doch nicht braucht, ist in der Tat gewichtig.

Wir jedenfalls amüsieren uns köstlich bei dieser Geschichte und fragen uns, wie lange es wohl bei uns dauern wird, bis wir den Kauf einer einzelnen Schraube als echtes Projekt betrachten werden.

Mangelware Petroleum

Da der Inhalt unseres Petroleumtanks zur Neige geht, begeben wir uns auf die Suche nach Petroleum – dem Brennstoff, den man bekanntlich überall auf der Welt problemlos kaufen kann.

Ganz bequem beginnen wir unsere Suche direkt im Marina Shop im Hafen, die sind eigentlich ganz gut ausgestattet. Dort werden wir jedoch gleich nach nebenan in den Lebensmittelladen der Marina geschickt. Doch von Petroleum keine Spur. Unser nächster Weg führt uns zu dem Ship Shop in der Stadt, aber auch er hat kein Petroleum. Sein Rat ist es, es mal bei einer ganz normalen Tankstelle zu versuchen.

Wir probieren unser Glück bei allen Tankstellen Messolonghis, insgesamt bei 4-5 Stück. Wieder werden wir nur von einem zum anderen geschickt, der letzte sagt uns, wir sollen es doch mal im Supermarkt versuchen. Wir befolgen den Rat zwar, doch wie erwartet gibt es auch dort kein Petroleum. Das wäre uns sicherlich auch bereits bei einem unserer früheren Einkäufe aufgefallen.

Auf gut Glück fahren wir noch eine Runde durch die Innenstadt, auf der Suche nach einem Geschäft, dass möglicherweise Brennstoffe führen könnte. Tatsächlich stoßen wir auf ein Ofen-/Herd- und Lampengeschäft, das wirklich alles vom Camping-Kocher bis zum Kristall-Kronleuchter im Angebot hat. Was Petroleum anbelangt, ist jedoch auch er überfordert.

Zu guter Letzt klappern wir noch zwei weitere Shops ab, dann geben wir auf. Wir überlegen kurz, wo wir denn in Deutschland Petroleum kaufen würden, doch außer im Internet haben wir da auch keine konkrete Idee. So verschließen wir den Tank ohne neue Füllung und lassen es fürs Erste gut sein.

Fazit

Wieder ist das Wetter schlecht und so widmen wir uns endlich mal unserem bisher ungeliebten Petroleumherd. Schon beim letzten Aufenthalt hat der Tank seinen notwendigen Druck keine 24 Stunden gehalten, was auf ein Leck schließen lässt. Mit Hilfe von Spüli machen wir uns auf die Suche nach diesem Leck. Der Tank ist mit Spüli bestrichen und wir pumpen Luft hinein. So wollen wir sehen, wo ggf. Luftbläschen entstehen – dort ist dann das Leck zu suchen.

Die Ursache ist naheliegend und schnell gefunden. Der Verschluss des Tank selbst ist undicht. Wir lassen den Druck nun ganz entweichen, um den Tank öffnen zu können. Als der Tank bei unter 0,4 bar steht, werden wir ungeduldig und schrauben den Verschluss ab. Bei der letzten Drehung gibt es einen Knall und wir halten den Deckel in der Hand. Beide haben wir das Gefühl, irgendwas sei durch die Gegend geflogen. Möglicherweise ein Dichtungsring, denn im Deckel ist kein solcher zu finden. Wir suchen rund um den Tank, so weit es geht auch darunter, doch ein Dichtungsring ist nicht zu finden.

In unserer Wühlkiste werden wir fündig. Der Dichtungsring gehört zwar nicht zum Herd, sondern vermutlich eher zu einer Bilgenpumpe, doch er passt. Nachdem der Tank gerade offen ist, versuchen wir auch gleich mit einem Zollstock festzustellen, wie viel Inhalt er in etwa noch hat. Nur ein kurzes Stück ist benetzt, viel Petroleum kann also nicht mehr im Tank sein. Da wir an Bord nur knapp einen Liter zum Nachfüllen haben, lassen wir den Tank erstmal offen. Am nächsten Tag wollen wir für Nachschub sorgen.

Rolf von der Schnorki kommt vorbei und wir verbringen einen netten Abend. Mit einer Geschichte aus seiner Studienzeit, liefert er das Fazit zum Tag: „Verwende nicht unbedingt die Dinge, die nach komplizierten Berechnungen genau passen, sondern verwende das, was du überall bekommen kannst.“