6 im Hafen

Um es gleich vorweg zu nehmen, wir reden hier von 6 Windstärken. Dabei handelt es sich zwar noch nicht um einen Sturm, doch immerhin pfeift der Wind mit 50 km/h im Mittel.

Wir liegen mittlerweile im Hafen von Ostia/Rom und können quasi einen ganzen Nachmittag gebannt die Hafeneinfahrt beobachten. Dankbar darüber, dass wir bereits sicher im Inneren des Hafens liegen, können wir das Spektakel genießen. Die Wellen brechen sich in der schmalen Einfahrt und die dort liegenden Felsen tun ihr übriges. Es sieht absolut beeindruckend aus, wie das Wasser über die Wellenbrecher spritzt und ein Passieren der Einfahrt erscheint nun unmöglich. Glücklicherweise haben wir es nicht eilig und wollen sowieso ein paar Tage in Rom bleiben.

Welle in der Hafeneinfahrt Porto di Roma
Welle steht in der Hafeneinfahrt Porto di Roma
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Hafeneinfahrt Porto di Roma bei 6 Beaufort
6 Beaufort in der Hafeneinfahrt Porto di Roma
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Steuerbordseite Einfahrt Porto di Roma
Steuerbordseite der Hafeneinfahrt Porto di Roma bei 6 Beaufort
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Il Commandante

Nachdem wir nun wieder einige Tage Hafengebühren gezahlt haben, was unserer Reisekasse nicht sonderlich gut bekommt, wird es mal wieder Zeit für einen Transitplatz. Diesen finden wir in Terracina. Auf dem Weg dorthin müssen wir um das Kap Miseno, vor dem eine Unzahl an Bojen und Fendern ausliegen, um eine Muschelzucht  zu markieren.

Der Hafen von Terracina liegt in einer Flussmündung und ist zum großen Teil für Fischer reserviert. Ein kleiner abgegrenzter Bereich ist für andere Boote, doch dort ist es zu flach für uns. Für Gäste bzw. für Transit steht somit nur die Kaimauer des Wellenbrechers zur Verfügung. Dort ist allerdings Platz für mindestens eine Fähre zu lassen.

Fähre in Terracina
Fähre an der Flussmündung in Terracina
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Sicherheitshalber erkundigen wir uns vorab bei der Coast Guard, welcher der Hafen unterstellt ist, nach der Wassertiefe. Die Einfahrt neigt stark zur Versandung und mit heruntergelassenem Kiel können wir unmöglich hinein. Also müssen wir mal wieder an die Kurbel und die Muskeln trainieren.

Vor dem Hafen wird es dann sehr ungemütlich. Schwell steht in der Zufahrt und wir schwanken wie verrückt. Unter Deck ist zum Glück alles sicher verstaut. Trotzdem hört man in den Schränken alles kräftig klappern und umher rutschen.

Dann halten wir auf die Kaimauer zu, um dort längsseits anzulegen. Selbst das Ende der Kaimauer ist ganz offensichtlich nur zum Anlegen von Fähren ausgelegt. Die Poller zum Belegen der Leinen stehen soweit auseinander, dass wir trotz unserer 20-Meter-Leinen kaum eine Vor- und eine Achterleine gelegt bekommen. Wir ziehen per Hand die THO an der Kaimauer noch ein Stück nach hinten, bis wir unsere Leinen einigermaßen belegt bekommen. Erst danach fällt uns auf, wie flach es hinter dem Heck unseres Schiffes wird. Mit dem alten Hand-Lot des Vor-Vor-Besitzers Heinz messen wir die Wassertiefe am Ruderblatt: noch 1,5 Meter. Hoffentlich gibt es hier kein Niedrigwasser.

Flach in Terracina
Flaches Wasser an der Kaimauer in Terracina
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Dann geht es auf zur Coast Guard. Wir wollen lieber gleich wissen, ob wir an unserem Plätzchen liegen bleiben dürfen. Sollten wir umlegen müssen, dann besser jetzt als am Abend, wenn es dunkel ist. Es ist ganz offensichtlich, dass die Transitplätze hier nicht häufig in Anspruch genommen werden. Wie wir nun zu verarzten sind, löst ein wenig Ratlosigkeit aus. Klar ist, die Transitplätze sind kostenlos. Trotzdem brauchen wir ein offizielles Dokument, das uns berechtigt, auf diesem Platz zu liegen.

Nachdem das Dokument dann gefunden ist, brauchen wir für die Ausfertigung Steuermarken. Diese gibt es allerdings nicht bei der Coast Guard, sondern nur im Tabakladen. Die Anzahl der benötigten Steuermarken richtet sich nach der Anzahl von Personen an Bord. Ergo, wir benötigen zwei Steuermarken à 16 €.

Wir besorgen die Steuermarken und gehen erneut zur Coast Guard. Die eine Steuermarke kommt auf unser Dokument, auf dem übrigens nur Stefan allein vermerkt ist. Die andere wird dann aus Mangel an Alternativen auf die Zweitausfertigung geklebt, die bei der Coast Guard bleibt. Zum guten Schluss bekommen wir auf unser Dokument noch einen Stempel und eine Unterschrift. Nein, nicht von Mr. Nobody, sondern von Il Commandante persönlich. Wenn einem das keine 32 € wert ist, dann wissen wir auch nicht. Das Papier sieht jedenfalls wirklich nach etwas aus. Bei Gelegenheit werden wir es rahmen lassen und uns an die Wand hängen.

Dokument der Coast Guard von Terracina Vorderseite
Genehmigung von Il Commandante Vorderseite
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Dokument der Coast Guard von Terracina Rückseite
Genehmigung von Il Commandante Rückseite
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Kurzes Vergnügen

Vielleicht nicht das schönste, und sicher nicht das appetitlichste Thema, dem man sich zuwenden kann, doch für uns ein spannendes, ist die Bordtoilette. Seit den ersten Gesprächen zum Thema „Kauf eines eigenen Bootes“ war für Ulrike Bedingung, dass es eine Toilette an Bord geben muss. Vielleicht hätte sie dazu sagen sollen, dass diese auch funktionieren sollte.

Bereits im Winter des vergangenen Jahres, als wir noch in Messolonghi lagen, hat die Toilette von Beginn an ihre Dienste versagt. Die Pumpe lieferte einfach kein Wasser und die Schüssel blieb trocken. Da es in der Marina dort gute und saubere Sanitäranlagen gab, war das jedoch nicht unser dringlichstes Problem und wir haben uns damals zudem noch mit anderen Dingen herumschlagen müssen.

Doch dann war irgendwann der Zeitpunkt gekommen, sich auch dem Projekt Toilette zu widmen. Mit Hilfe der Explosionszeichnung des Apparates haben wir uns eine mögliche Problemstelle nach der anderen vorgenommen und diese quasi im Ausschlussverfahren abgearbeitet. Nachdem die Pumpe, alle Lippenventile, Schläuche und auch das Seeventil geprüft waren stand irgendwann fest, der Zulauf selbst muss verstopft sein. Doch zu diesem Zeitpunkt war das Wasser zum Tauchen bzw. Schwimmen gehen noch viel zu kalt. Also haben wir die Lösung unseres Problems erneut vertagt.

Als wir dann im August in der Gouvia Marina auf Korfu aus dem Wasser geholt wurden, haben wir das Unterwasserschiff reinigen lassen. Mit einem Schraubenzieher haben wir dann nochmal zusätzlich den Seepockenbewuchs bearbeitet, der unseren Zulauf zugesetzt hatte. Nun sollte unsere Bordtoilette endlich und erstmalig seit wir Bootseigner sind, funktionieren. Testen konnten wir dies jedoch erst dann, als wir wieder im Wasser waren.

Ende August ging es dann wieder ins Wasser. Und tatsächlich: die Toilette funktionierte. Sie saugte Wasser an und pumpte es auch wieder ab. Doch dieses Vergnügen währte nur kurz. Denn mittlerweile hat sich der Pumphebel verabschiedet. Das Gewinde der Verschraubung hat sich einfach während des Pumpens gelöst und fasst nun nicht mehr. Es dreht einfach hohl. Korrosion lässt grüßen.

In der Not wird man bekanntlich kreativ. Also dachten wir, am Einfachsten sei es, unter das kaputte Gewinde eine passende Mutter zu schweißen, die dann stattdessen fassen würde. Doch nachdem wir dann nach einigem Suchen endlich einen Schweißer für Edelstahl aufgetan haben, hat uns dieser eines Besseren belehrt. Das kaputte Originalteil sei gar kein Edelstahl. Deshalb ließe es sich auch nicht mit der Mutter verschweißen. Nun sitzen wir also wieder da mit einem kaputten Klo. Doch noch haben wir die Hoffnung nicht aufgegeben eine Möglichkeit zu finden, die Mutter anzubringen. Vielleicht ist es bei Schweißern wie bei Ärzten. Einfach so lange Kollegen kontaktieren, bis man einen gefunden hat, der die eigene Meinung teilt.

Update 15.10.2014

Anders als gedacht, ist unser Problem mit dem kaputten Pumphebel der Bordtoilette gelöst. Wir haben unseren Aufenthalt in der Marina di Nettuno genutzt, den Schweißer der dortigen Werft zu kontaktieren. Ergebnis: Bis zum Nachmittag sollte das Teil geschweißt sein.

Am Nachmittag wollen wir das gute Stück dann abholen. Doch statt unseres Originalteils mit angeschweißter Mutter erhalten wir ein neues. Auch dieser Schweißer war der Auffassung, dass sich die beiden Einzelteile aufgrund unterschiedlicher Materialien nicht miteinander verschweißen lassen würden. Stattdessen hat er also einfach ein neues angefertigt, aus Eisen. Etwas skeptisch gehen wir mit unserer Neuerwerbung zum Boot zurück und hoffen, dass der Gute exakt gearbeitet hat. Schließlich muss das Gewinde ganz genau passen, sonst haben wir in Kürze wieder das gleiche Problem.

Wir probieren das Verbindungsstück sogleich aus. Es passt tatsächlich genau und wir können im Nu unsere Toilette reparieren. Nun kann das Vergnügen weitergehen.