Brandgefährlich

Vor einigen Tagen hat der Brand einer Fähre der Reederei Anek traurige Schlagzeilen gemacht. Die Fähre war unterwegs von Igoumenitsa nach Ancona und ist nordwestlich von Korfu in Brand geraten. Passagiere und Mannschaft wurden in stürmischer See per Hubschrauber evakuiert. Die genaue Zahl der Toten und Vermissten ist zur Stunde noch ungewiss. Ziemlich genau ein Jahr ist es her, als wir zuletzt mit einer Fähre der Anek Line auf der gleichen Strecke von Igoumenitsa nach Ancona gefahren sind. Wir haben damals eine Evakuierungsübung auf der Fähre miterlebt.

Damals hatte sich die Abfahrt verzögert. Erst weit nach Mitternacht durften wir auf die Fähre und in unsere Kabine. Erschlagen von dem langen Tag fiel uns das Einschlafen nicht schwer. Gefühlt mitten in der Nacht und nach nur wenigen Stunden Schlaf riss uns eine Durchsage aus den Federn. In fünf Minuten würde ein Probealarm stattfinden. Eine Teilnahme an der Übung sei für alle Passagiere Pflicht und man solle sich doch bitte warme Sachen anziehen.

Wir haben uns dann widerwillig aus der Koje geschält und als dann der Alarm ertönte, suchten wir erst mal nach einem Plan, wo wir überhaupt hin müssten. Nachdem wir diesen gefunden hatten, begaben wir uns brav zur unserer Sammelstelle. Dort erwartete uns 1 Mitarbeiter vom Fährpersonal, der nur griechisch sprach und verstand, sowie eine italienische Schulklasse von ca. 25 Kindern im Alter von ca. 13 Jahren. Der Mitarbeiter stand lange Zeit nur vor der Tür, hinter der sich die Rettungswesten befanden und tat erstmal gar nichts.

Der Lehrer der Klasse hingegen übte sich lautstark darin, sich Gehör zu verschaffen und sortierte seine Schützlinge mindestens fünfmal: nach Größe, in zwei Reihen, in drei, etc. Dann gesellte sich der Mann vom Fährpersonal noch dazu, und sortierte alle Schüler wieder um. Mittlerweile war mindestens eine halbe Stunde vergangen und eine Rettungsweste hatte noch keiner. Nachdem dann alle Schüler so standen, wie es dem Mitarbeiter der Fähre gefiel, begann er mit dem Austeilen der Westen. Selbstverständlich musste er noch jedem Schüler einzeln helfen, die Weste richtig anzuziehen und festzuschnüren. Der Lehrer wiederum war dann parat, um Verbesserungen an der Verschnürung vorzunehmen. Wieder war einige Zeit verflossen. Als die Schulklasse dann zum Rettungsboot geführt werden sollte, war die schöne Ordnung wieder dahin und wir beide hatten immer noch keine Rettungsweste.

Was uns aber die ganze Zeit über sehr verwunderte: Das Bordleben ging ungehindert weiter. Wir waren mit Ausnahme der Schulklasse die einzigen Passagiere an unserer Sammelstelle, die überhaupt an der Übung teilnahmen. Ein Mitreisender, den wir noch aus der Warteschlange vor der Fährzufahrt her kannten, machte sich sogar noch über uns lustig: Ob wir denn nichts Besseres zu tun hätten, als hier unsere Zeit zu vertrödeln, fragte er uns amüsiert. Das Fährpersonal hat weder die Kabinen kontrolliert, noch die Passagiere zur Teilnahme an der Übung angehalten. Dementsprechend wurde also nicht geübt, die Passagiere auch vollständig an den Sammelpunkten zu konzentrieren und dann ggf. zu den Rettungsbooten zu geleiten. Und weil ja im Ernstfall neben den Rettungsbooten auch Rettungsinseln zum Einsatz kommen müssten, hätte man ja auch üben müssen, die Passagiere auf Stationen für Rettungsinseln bzw. Rettungsboote zu verteilen – was nicht geschah. Wir haben uns damals gedacht, dass im Ernstfalle eine Evakuierung der Fähre eigentlich nur katastrophal enden könne.

Neujahrsgrüße

Wir wünschen allen unseren Lesern an dieser Stelle ein frohes neues Jahr und schöne Feiertage. Habt eine angenehme Zeit mit Euren Familien und Freunden und lasst es Euch gut gehen!

Wir möchten die Gelegenheit nutzen, uns bei Euch zu bedanken. Für die vielen guten Tipps und Ratschläge, die aufmunternden Worte, die netten Emails und natürlich das fleißige Lesen unseres Blogs.

Wir haben es mit unserer SY THO kokkino von Griechenland nach Italien geschafft, haben den Stiefel gerundet und viele schöne Ecken erkundet. An den auserwählten Häfen und Ankerbuchten sind Bärbel & Michael von der SY Beluga, mit denen wir bisher Flottille gesegelt sind, nicht ganz unschuldig. Da sie die Strecke bereits in anderer Richtung zurück gelegt hatten, wussten sie meist, welche Ecke sich lohnt und welche nicht. Dank ihnen haben wir traumhafte Ankerbuchten besucht, uns aber auch durch Hafeneinfahrten getraut, die uns in unseren Albträumen noch eine Weile erhalten bleiben werden.

Bereits in Messolonghi, als auch dann unterwegs auf unserem Weg über Preveza, Korfu bis nach Rom haben wir viele nette Segler kennengelernt und freuen uns darüber, dass wir immer noch in Kontakt stehen. Wir wünschen Euch allen eine tolle Segelsaison 2015, viele schöne Erlebnisse, guten Wind und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel. Den Daheimgebliebenen wünschen wir ebenfalls alles Gute und viel Spaß beim Lesen unseres Blogs. Wir freuen uns auf neue Segeletappen im nächsten Jahr und werden Euch gerne wieder per Blog daran teilhaben lassen. Alles Gute.

Silvesterböller
Kleines Feuerwerk
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Luxus Lebkuchen

Erst wenige Tage ist es her, da durften wir uns an den ersten Weihnachtsgrüßen erfreuen. Damit auch an Bord weihnachtliche Stimmung aufkommen kann, haben uns Rolf & Schnorki von der SY Schnorki spontan eine Tasche mit Lebkuchen und Spekulatius in Rom vorbei gebracht. In Italien scheint beides unbekannt zu sein. So haben wir uns in einer Mail enttäuscht geäußert, die Vorweihnachtszeit ohne diese süßen Leckereien bestreiten zu müssen.

Wir kennen Rolf & Schnorki noch aus Messolonghi, quasi von Anfang an. Als wir die THO vor dem Kauf begutachten ließen, haben wir die beiden in der Marina kennengelernt. Als frisch gebackene Bootseigentümer hatten wir dann Gelegenheit, die Bekanntschaft zu vertiefen und Rolf hat uns tatkräftig geholfen, unsere Startprobleme zu bewältigen. Vielen Dank nochmals hierfür.

Nun verfolgen sie fleißig unsere Reise mit und haben bei jedem Problem ein offenes Ohr für uns und viele hilfreiche Tipps zur Hand, die sich über die Jahre so angesammelt haben. Und der Mangel an Lebkuchen bei uns an Bord führt sogar dazu, dass sie sogleich für Abhilfe sorgen. Vielen herzlichen Dank Ihr beiden, für Euren Besuch, für den mehr als netten Abend voller Anekdoten und Erlebnisse und natürlich auch für die Lebkuchen. Ihr seid uns jeder Zeit wieder herzlich willkommen, auch ohne Lebkuchen im Gepäck.

Schnorki & Rolf
Besuch von Schnorki & Rolf
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln