Alle Beiträge von Ulrike Engeln

Nudeln auf den Batterien

Programm heute: Umstauaktion Teil 1. Alle Lebensmittel aus den Werkbankschränken sollen raus und dafür unter den Salonbänken untergebracht werden. Friederike, die Frau der Voreigners Timm, hatte sich wohl ausbedungen, dass zwei der vier Schränke für sie und die Lebensmittel sind, damit sie an diese gut heran kommt. Doch aus unserer Sicht gehört in die Werkbank das Werkzeug. Bei diesem ist es uns wichtiger, dass es unmittelbar zugriffsbereit ist, auch wenn man es vielleicht, oder besser gesagt hoffentlich, nicht so häufig braucht. Außerdem sind wir bei der bisherigen Lagerung von Geräten und Werkzeug auf den Batterien etwas skeptisch und haben da nicht sonderlich viel Vertrauen. Am besten, auf den Batterien liegt nichts, und wenn schon, dann lieber Nudeln.

 

Bei unserem fast täglichen Ritual des Batterientestens per eingebautem Voltmeter müssen wir heute feststellen, dass das Gerät offensichtlich hinüber ist. Laut Anzeige sind alle Batterien schlichtweg tot. Dass dies nicht nur unwahrscheinlich sondern auch einfach unrichtig ist, überprüfen wir mit unserem Hand-Voltmeter. Also neuer Punkt auf unserer Liste: Eingebautes Voltmeter reparieren.

 

Wir starten einen Frustkauf in der Stadt. Auf Bärbels Tipp hin besorgen wir uns eine Elektroplatte mit zwei Kochplatten und am Abend soll endlich mal wieder Fleisch auf den Tisch kommen.

 

Dummerweise haben wir vergessen die Marina-Karte aufzuladen, mit der man den Strom je 2 Kilowatt an der Landstromsäule tanken muss. Das Marina-Büro ist zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht mehr besetzt und wir haben wieder keinen Strom. Wir gehen in der Stadt essen.

 

Strom allein ist auch keine Lösung

Heute erwartet uns endlich mal ein sonniger Tag. Wir werden von Michael geweckt, der uns mitleidig eine Termoskanne mit heißem Wasser vorbeibringt, damit wir nicht schon vor dem Frühstück Kraftsport an der Luftpumpe treiben müssen, nur um Kaffeewasser zu bekommen. Der Tank des Petroleumherdes muss irgendwo ein Leck haben, denn der Druck sinkt jeden Tag erneut auf unter 0,5 bar. Das kann so nicht normal sein und ist ein prominenter Punkt auf unserer Reparaturliste.

 

Dank des heißen Wassers gibt es Kaffee an Bord und schon schmieden wir große Pläne: Sollen wir vielleicht mal die Toilette reparieren?

 

Während wir aber so überlegen, gesellen sich Michael und Jupp zu uns. Sie sorgen sich um unser Wohlergehen in puncto Stromversorgung. Wir wollen unser Schiff weiter an den Längssteg heranziehen, damit wir so an die dort befindliche Landstrombox kommen können. Dann hätten wir abends Licht und könnten tagsüber auch mit dem Wasserkocher heißes Wasser ansetzen. Also lösen wir die Leinen und ziehen uns einige Meter weiter. Bei der Gelegenheit verlegen wir ein paar der Leinen neu, bzw. tauschen die eine oder andere schon etwas altersschwache Leine aus – hoffentlich knarzt es nun weniger.

 

Unser Landstromkabel ist natürlich immer noch zu kurz; wir liegen ja auch im letzten Winkel der Marina Messolonghi. Die Kabeltrommel finden wir bald an Bord, allerdings fehlt uns der notwendige Adapter. Wir machen uns auf die Suche und werden nach geraumer Zeit auch in der Bilge fündig. (Wir brauchen dringend mal eine neue Stauliste.) Endlich haben wir Landstrom.

 

Doch statt eines Problems weniger haben wir nun ein neues Problem. Die Batterien laden nicht. Nach einigem Suchen in unseren Aufzeichnungen findet sich die Bemerkung, dass die Batterien bei Landstrom über Klemmen separat an den Laderegler angeschlossen werden müssen – also ran an die Batterien. Wir machen uns erst einmal an die 24 V Bank. Uns lachen so viele Kabel entgegen, dass wir erstmal keinen Überblick erlangen können. Zudem macht der Laderegler selbst seltsame Geräusche. Es hilft nichts, Michael muss Händchen halten, was er auch gerne tut. Via Voltmeter überprüfen wir nochmals die Spannung, dann setzen wir die Klemmen auf die Pole. Die gleiche Prozedur wiederholen wir bei der 12 V Bank. Hoffnungsvoll checken wir, ob die Batterien nun Ladestrom aufzeigen, doch die 12 V Batterien sind weiterhin tot und die 24 V laden nur sporadisch. Dazu kommt ein übler Gestank nach faulen Eiern. Die 24 V Batterien gasen. Geistesgegenwärtig tauscht Stefan schnell eines der an die 24 V Batterien angeschlossenen Kabel, schließlich sind diese in Reihe und nicht parallel geschaltet – der Gestank verschwindet. Doch unser Stromproblem bezüglich der Verbraucher- sprich 12 V Batterien ist damit immer noch nicht gelöst und wir können nur hoffen, dass wir morgen etwas anpacken, was danach zur Abwechslung auch mal funktioniert.

Kalter Kaffee und Häkchenchaos

Anhaltender Regen stimmt uns lustlos. Dann ereignet sich auch gleich noch ein kleines Fiasko beim Kaffee kochen. Der Brenner spuckt und brennt nicht sauber, auch ausstellen lässt er sich nicht sogleich. Die Flammen züngeln rund um den Wassertopf, dann geht der Brenner doch aus. Leider allerdings bevor das Wasser richtig kocht. Der Topf ist vollkommen verrußt, der Kaffee nicht heiß und unsere Lustlosigkeit steigt.

 

Frustriert gehen wir ins Marina-Café, wo der WiFi-Empfang akzeptabel und der Kaffee heiß ist. Wir schreiben unsere erste SOS-Mail an Timm, den Voreigner unserer THO kokkino, in welcher wir ihm unsere Problemchen schildern.

 

Wenigstens ist das nunmehr Vorschiff trocken. Als Ursache war recht schnell das tropfende Luk im Vorschiff identifiziert. Kurzerhand haben wir unser Dinghi über das Vorluk gelegt, was – jedenfalls hier in der Marina – vorerst Wirkung zeigt. Nun ziehen wir in das nun trockene Vorschiff um.

 

Am Nachmittag besuchen uns unsere Stegnachbarn Bärbel und Michael. Sie brauchen Hilfe bei der Buchung ihres Rückflugs. Häkchenchaos sorgt für totale Verwirrung bei der Buchung – Übersichtlichkeit sieht anders aus. Stefan hat gewisse Erfahrung mit irreführenden Bestellprozessen im Internet und kann helfen.

 

Wir freuen uns, dass wir trotz unserer Unbeholfenheit in puncto Boot zumindest auf anderer Ebene uns ein wenig für entgegengebrachte Freundlichkeit revanchieren können – ein gutes Gefühl. So vergeht der Tag und wir haben keine Gelegenheit, noch etwas zu finden, dass uns zur Verzweiflung bringt.