Wir wünschen allen Freunden und Bekannten fröhliche Weihnachten.
Bärbel und Michael von der SY Beluga, die uns auf unserer Reise von Messolonghi bis Rom begleitet haben, haben uns zu Weihnachten einen netten Gruß geschickt, der uns sehr amüsiert hat – vielen Dank dafür.
Und von Ulrikes Mutter kam Weihnachtspost, die jedes Seglerherz höherschlagen lässt. Die Karte ist einfach der Hammer – doch sehr selbst. Sie bekommt auf jeden Fall einen Ehrenplatz.
Kommt alle gut ins Neue Jahr, feiert schön und habt immer eine Hand breit Wasser unter der Kiel.
Langsam aber sicher neigt sich die Segel-Saison ihrem Ende zu. Traditionell veranstaltet der die Seglergemeinschaft Oberndorf die Herbstregatta rund Medemgrund.
Zum ersten Mal sind wir zu diesem Zeitpunkt mit unserem Schiff in Oberndorf und wollen an diesem Ereignis teilnehmen, auch wenn unsere THO kokkino aufgrund ihrer Bauweise sicher kein Regattaschiff ist. Dies legt auch im Vorfeld die Suche nach Vergleichswerten für die Regatta-Wertung nahe und die Tatsache, dass solche Werte nicht zu finden sind.
Doch was soll`s: Dabei sein ist schließlich alles. Auch wenn wir zu Teilnahme früh aufstehen müssen. Der Start ist um 10.00 Uhr auf der Elbe, doch da müssen wir erst einmal hin.
Morgens um kurz nach sieben treffen wir uns mit Jörg von der SY Nereide am Steg. Er will uns als dritter Mann begleiten. Es ist so nebelig, dass man kaum die Schiffe sehen kann. Und wie man sich denken kann, gibt es bei einem solchen Nebel auch nicht viel Wind.
Bei völliger Windstille machen wir uns durch die dicke Suppe auf zur Ostemündung, allerdings ohne viel Hoffnung, dass sich die Windbedingungen noch groß ändern werden. Trotzdem wollen wir uns die Lage auf der Elbe wenigstens ansehen und das stimmungsvolle Gleiten durch den Nebel ist das Aufbrechen allein schon wert.
Doch mit Grausen denken wir an die vielen Male auf unserer Reise zurück, als der Wind eingeschlafen ist und die Segel uns mit ihrem müden „Flapp,flapp“ den letzten Nerv raubten und das arme Material bemitleideten. So fällt uns die Entscheidung schon im Vorfeld leicht: Sollte es auf der Elbe genauso windstill sein, segeln wir gar nicht erst los.
Es kommt wie befürchtet, wir haben auch beim Start auf der Elbe keinerlei Wind. Die kleinen, leichten Boote können damit noch umgehen, versuchen es mit Schmetterlingssegeln und wir schonen unsere Segel und unsere Nerven, indem wir uns aufs Zuschauen beschränken.
Toll sehen die Schiffe aus, die in der kleinen Gruppe der Blister-Segler segeln und ihre riesigen bunten Segel hissen. Doch wirklich vorankommen tun auch diese nicht.
Wir machen uns auf den Rückweg und warten am Steg auf die ehrgeizigen Regattateilnehmer. Sie sind lange unterwegs, brauchen teils für die Strecke dreimal so lange wie in den Vorjahren, auch wenn es auf dem Rückweg noch etwas Wind gegeben haben soll, wenn auch nur zum kreuzen, also eher von vorn.
Wir sind froh, dass wir uns das erspart haben, die Siegerparty ist hinterher trotzdem toll und wir begnügen uns mit dem inoffiziellen, nicht anerkannten Titel: First Ship Home.
Endlich scheint das „Sommer“-Wetter besser zu werden. Die THO kokkino ist bereits startklar und so nutzen wir das Wetterfenster, um uns nach Helgoland aufzumachen. Auf dem Weg zur Ostemündung bekommen wir dann in Geversdorf Gesellschaft von den Geschwistern Barbara und Jörg mit ihrer SY Nereide. Gemütlich geht es erst einmal für eine Nacht nach Cuxhaven, denn um mit einer Tide bis Helgoland zu kommen, ist die Strecke etwas zu weit.
Jörgs Frau Christa kommt uns am Abend in Cuxhaven besuchen und wir stimmen uns schon mal mit Sangria auf den Sommerurlaub ein. Die Wetterprognose für den kommenden Tag ist gut und wir können uns auf einen schönen Törn freuen.
Tatsächlich haben wir am nächsten Morgen bestes Segelwetter und wir können unter Vollzeug bei Sonnenschein nach Helgoland segeln. Wir kommen gut voran, die Tide sollte uns heute keine Sorge bereiten.
Fast bei Stillwasser erreichen wir dann die Insel und müssen uns einen Platz in einem Päckchen suchen, denn der Hafen ist, wie üblich, ziemlich voll. Es sieht schon sehr abenteuerlich aus, wie die Schiffe dort in siebener oder achter Paketen zusammengeschnürt liegen.
Wenigstens einen Tag wollen wir bleiben, der Düne einen Besuch abstatten und einen Abstecher ins Oberland machen. Für den nächsten Tag ist erneut schönes Wetter vorhergesagt, so dass wir uns auf einen schönen Ausflug freuen können.
Eines haben wir allerdings nicht bedacht. Nicht jeder ist auf Helgoland, um Ausflüge zu machen. Und wenn man im Päckchen liegt, will alle Nase lang ein anderer ablegen. So verbringen wir den Morgen erst einmal mit Runden drehen im Hafenbecken, bis diejenigen, die loswollen, abgelegt haben. Dann beginnt erneut das Päckchen packen. Anschließend kehrt für ein paar Stunden Ruhe ein, bis dann am Nachmittag die nächsten los wollen. So bleiben immer nur wenige Stunden für kurze Ausflüge. Wir finden ein Päckchen, aus dem an diesem Tag keiner mehr los möchte, machen dort fest und können unseren Ausflug zur Düne starten.
Bei schönstem Sonnenschein gehen wir am Strand spazieren, beobachten die Seehunde, die sich faul im Sand aalen und genießen den warmen Sand unter unseren Füßen. So fühlt sich Sommerurlaub an.
In der Strandbar gönnen wir uns dann ein kühles Alsterwasser, bevor wir uns wieder auf den Weg zum Hafen machen.
Dort erwartet uns dann weniger Schönes. Nicht nur, dass die Päckchen wieder kräftig gewachsen sind, auch die Wettervorhersage hat nichts Gutes für uns in Petto. Es soll tüchtig auffrischen auf Windstärke 6 – an und für sich wäre das noch okay. Dazu soll es jedoch Gewitterböen bis 9 geben. Diese lassen uns dann lieber im Hafen bleiben.
Trotz der Wetterbedingungen werden auch am nächsten Tag die Päckchen mehrfach neu gepackt und langsam aber stetig arbeiten wir uns immer dichter an die Pier vor. Allerdings ist das auch kein Vorteil, denn nun müssen alle anderen über unser Schiff laufen, um an Land zu kommen. Und nicht jeder Segler kennt die Regel, dass man nicht mit Staßenschuhen über andere Schiffe läuft. Auf Helgoland scheint diese Benimmregel nahezu keiner zu kennen und unser schön frisch gestrichenes Deck wird zusehends dreckiger.
Erneut verbringen wir einen Tag auf Helgoland und erkunden ausführlich das Oberland und die schöne Felsenlandschaft. Leider hat uns der schöne Sonnenschein verlassen und wir müssen die Aussicht bei grauem Himmel genießen.
Auch für die nächsten Tage wird die Wettervorhersage nicht besser. Starker, drehender Wind, heftige Gewitterböen, Regen. Wir bleiben also auf Helgoland, liegen zwischenzeitlich direkt an der Pier und holen uns den Sommer einfach in unsere Küche. Leckere gemeinsame Abendessen mit Barbara und Jörg lassen uns das schlechte Wetter schnell vergessen.
Als sich dann ein kleines Fenster besseren Wetters aufzutun scheint, segeln wir zurück nach Cuxhaven, denn die Ferien nähern sich dem Ende.
Auf der letzten Etappe von Cuxhaven über die Elbe zurück in die Oste erfahren wir dann, wie gut unsere Entscheidung tatsächlich war, nicht norddeutschen Sommergewittern und Schauern weiter zu segeln. Vor der Ostemündung erwischt uns ein tüchtiger Schauer, die Sicht ist gleich null und die Gewitterböen lassen uns kräftig schwanken.
Wir sind heilfroh, als wir uns endlich in die Oste verdrücken können. Dort sind wir windgeschützt und die letzten Meilen nach Hause werden wieder angenehmer. Nach diesem Ausflug und der Tatsache, dass selbst der Starkregen den Dreck von Helgoland nicht von unserem Deck waschen konnte steht jedoch eines für uns fest: Zukünftig streichen wir unser Deck nur noch nach einem Helgoland-Ausflug, nie wieder davor!