Langsam müssen wir mit Gezeiten und Strömungen agieren. Hochwasser in Gibraltar hat schon seit den letzten beiden Etappen Einfluss auf die Fahrt, die unser Schiff noch durchs Wasser macht. Parallel zum auflaufenden Wasser in Gibraltar kursiert dicht unter Land eine Art Gegenstrom, der für unsere Geschwindigkeit sehr günstig ist. Erwischen wir den Strom, machen wir zwischen 5,5 und 6 Knoten Fahrt, während wir außerhalb des Stroms bei auflaufenden Wasser in Gibraltar bis auf 3,3 Knoten heruntergebremst werden.
Mit unseren Mitseglern Mahena und Philipp wollen wir von Benalmadena direkt nach Gibraltar. Wenn wir den Strom erwischen, sind die 52 Seemeilen auch zu schaffen. Wir halten uns dicht unter Land, doch gut vorankommen sieht anders aus. 4,5 Knoten lassen uns über einen Alternativhafen nachdenken und als unsere Geschwindigkeit auf 3,5 Knoten absinkt, geben wir die Hoffnung auf, es bis Gibraltar zu schaffen. Wir ändern unseren Kurs weiter in nördliche Richtung, auf die Küste zu, nach Puerto Sotogrande.
Nach etwa 2 Stunden auf neuem Kurs, nimmt unsere Fahrt doch noch einmal zu. Langsam arbeiten wir uns von 5,3 auf 6 Knoten hoch. Offensichtlich haben wir den mitlaufenden Strom nun doch gefunden. Versuchsweise drehen wir erneut auf Kurs Gibraltar um zu sehen, ob die Geschwindigkeit nun gleich hoch bleibt. Tatsächlich machen wir weiter 6 Knoten, teils sogar mehr.
Mit Blick auf die Uhr rechnen wir uns unsere Chancen aus, Gibraltar noch am frühen Abend zu erreichen. Bis 20.30 Uhr müssen wir in der Marina sein, denn dann wird diese mit einer Barriere abgeriegelt. Bei gleichbleibender Fahrt haben wir etwa eine Stunde Luft nach hinten. Ganz schön knapp, der Strom darf uns jedenfalls nicht mehr verlassen.
Da wir jedoch den Felsen von Gibraltar bereits vor uns sehen können, wollen wir es risikieren. Es wäre doch zu ärgerlich, in Sichtweite von Gibraltar einen Alternativhafen wählen zu müssen.
Das Glück ist auf unserer Seite. Erst kurz bevor wir am Europa Point in die Bucht von Gibraltar einbiegen, lässt der Strom nach und wir schaffen es noch in den Hafen. 52 Seemeilen als Tagfahrt sind geschafft und das Mittelmeer liegt nun quasi hinter uns.