Seit Tagen ist es kalt in Oberndorf – richtig kalt. Wir haben hier minus 10 Grad und Dauerfrost. Die Pfützen frieren ein, der nahegelegene See bei Hemm und schließlich haben wir Eis auf der Oste.
Erst geht das Eis nur bis zur Brücke von Oberndorf, doch bereits einen Tag später ist unsere THO kokkino am Steg festgefroren.
Im vergangenen Winter hatten wir überhaupt kein Eis auf der Oste. Umso spannender ist es für uns zuzusehen, wie unser Schiff nun im Eis liegt. Spektakulär sieht der Fluss ganz in Weiß aus und da sich das Eis so schnell um unsere THO gelegt hat, müssen wir uns auch keine Gedanken machen, dass uns Eisschollen den Rumpf zerkratzen.
Wir sind gespannt, wie lange sich das Eis halten wird, denn für die kommende Woche sind endlich wieder wärmere Temperaturen vorhergesagt.
Die Segelsaison ist nun definitiv vorüber, die ersten stürmischen Tage liegen hinter uns und die Termine, wann die Steganlagen der verschiedenen Segelvereine aus dem Wasser kommen, stehen fest. An der Steganlage unseres Segelvereins, der SGO Oberndorf, liegen nahezu jeden Tag weniger Schiffe und am Anleger des Nachbarvereins in Geversdorf haben bereits alle Schiffe ihre Masten gelegt.
Barbara und Jörg von der SY Nereide, mit denen wir die letzten Etappen nach Cuxhaven zusammen gesegelt sind, haben dort ihr Schiff liegen. Doch dieses Wochenende nun sollen alle Schiffe aus Geversdorf aus dem Wasser. Ein mobiler Kran ist bestellt und nun müssen die Boote nur noch in zwei Etappen zum Anleger vor der Halle in Hemmoor Schwarzenhütten, einige Meilen flussaufwärts, gebracht werden. Am Anleger dort ist nicht genug Platz für alle Schiffe, die in der Halle überwintern sollen. So muss erst ein Teil der Boote ausgekrant werden, bevor der andere Teil überhaupt Platz an der Steganlage findet.
Wir bieten den beiden an, bei der Fahrt und dem Kranen behilflich zu sein, was sie gerne annehmen. Barbara holt uns auf dem Weg nach Geversdorf ab, während Jörg noch beim Kranen der ersten Fuhre Schiffe hilft. Da der Kran mit guten 2 Stunden Verspätung erst angeliefert worden ist, hat sich alles nach hinten verschoben und den Zeitplan ein wenig durcheinander gewirbelt. Um zu vermeiden, dass wir den Fluss bei Dunkelheit befahren müssen, was nicht gerade ratsam ist, da es immer wieder flache Stellen und keine Beleuchtung gibt, wird Stefan kurzerhand zum Skipper gemacht und wir bringen die SY Nereide ohne Jörg nach Schwarzenhütten.
Wir müssen wegen des bereits ablaufenden Wassers gegen den Strom fahren. Trotzdem kommen wir ganz gut voran. Wir halten uns immer schön dicht an der Außenkurve, da es an der Innenkurve immer flacher sein soll. Die Tiefenangaben wechseln ständig, doch wir haben immer zumindest knapp drei Meter Wasser unter dem Kiel. Das ist gut zu wissen, denn auch die THO kokkino soll noch in den Fluss gebracht werden. Leider können wir unser Schiff nicht in Cuxhaven liegen lassen, denn auch dort wird die Steganlage aus dem Wasser genommen und der Hafen über Winter sogar gesperrt.
Das Wetter spielt einigermaßen mit. Es ist zwar recht viel Wind vorhergesagt, doch so viel Wind wie angekündigt, scheint es nicht zu haben. Gelegentlich guckt auch mal die Sonne zwischen den Wolken hervor. Trotzdem ist es recht kühl. Barbara hat glücklicherweise daran gedacht, heißen Kaffee mitzubringen. Diesen genießen wir, während wir die schöne Flusslandschaft von der Wasserseite aus betrachten.
Als wir dann Schwarzenhütten erreichen wird es bereits langsam dunkel und wir sind trotz der warmen Klamotten ein wenig durchgefroren – wir sind also kein bisschen zu früh losgefahren. Jörgs Segelverein hat einen genauen Plan erarbeitet, welches Boot an welchem Platz an der Steganlage anlegen soll. Die Reihenfolge ist wichtig, weil in dieser Ordnung auch gekrant werden muss. Um den Kranvorgang zu beschleunigen, stehen alle Böcke und Trailer an Land schon bereit und müssen entsprechend bestückt werden. Da allerdings die verschiedenen Boote nicht in der Reihenfolge am den Steg ankommen, wie sie dann auch gekrant werden sollen, müssen wir in eine Lücke, bei der hinter uns bereits drei Schiffe im Päckchen liegen, und vor uns eines. Alle vier Schiffe mit gelegtem Mast. Langsam tasten wir uns in die Lücke und lassen Wind uns Strom für uns arbeiten. Das funktioniert besser als gedacht – selbst Gegenstrom kann auch seine Vorteile haben.
Ausgekrant wird der zweite Teil der Schiffe, zu dem auch die SY Nereide gehört, erst morgen. So machen wir uns auf den Weg zurück nach Geversdorf, um dort Barbaras Auto abzuholen. Auf dem Weg dorthin lädt uns Jörg zu einem leckeren Dönerteller ein.
Nachdem wir Barbaras Auto eingesammelt haben, fahren wir am Deich entlang zu uns, um dort noch gemütlich eine Runde Wizard zu spielen und zu schnacken. Es ist ein wirklich netter Abend und es schön, die beiden mal wieder zu sehen. Sie bieten uns an, uns ebenfalls zu helfen, wenn wir die THO kokkino in den Fluss bringen wollen. Natürlich sagen wir da nicht nein. Doch noch ist unser Platz am Anleger des Fremdenverkehrsvereins in Oberndorf belegt. Doch sobald dort frei wird, werden wir die für dieses Jahr wohl letzte Fahrt mit unserem Schiff in Angriff nehmen.