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Heimaturlaub

Nach monatelangem Hin und Her haben wir uns heute von unserem Motor getrennt. Allerdings ist es nur eine Trennung auf Zeit, bis er in Deutschland eine intensive Erneuerungskur hinter sich hat.

Unterwegs tönten aus dem Motorraum immer wieder seltsame Geräusche. Ungewöhnliche Klopfgeräusche und Vibrationen begleiteten uns auf den letzten Meilen nach Rom und so nahmen wir uns vor, unseren Aufenthalt in der Hauptstadt Italiens dazu zu nutzen, den Motor mal gründlich checken zu lassen.

Doch wenn man davon ausgeht, dass eine eventuell notwendige Reparatur in Rom sicher ein Kinderspiel sein wird, so ist das weit gefehlt. Unseren Motor, ein Mercedes OM 636, zauberte hier vor allem Fragezeichen in die Gesichter der Mechaniker. Der Motor wurde neben Mercedes-Modellen vor allem in Unimogs, Gabelstablern und in der Industrie verbaut. Auf Booten ist er jedoch eher unbekannt. So traute sich hier keiner, Hand an den Motor zu legen. Fragten wir direkt bei Mercedes-Fachwerkstätten, so brachen sie die Gespräche ab, sobald von einem Boot die Rede war.

Mit viel Geduld und Herumfragerei bekamen wir dann doch die ein oder andere Aussage zu den Wehwehchen unseres Motors, doch die Diagnosen waren eher widersprüchlich, wurden teils gegeben, ohne dass der Motor auch nur gelaufen war und waren nicht sonderlich hilfreich. Bei dem Versuch, dann für die notwendigen Arbeiten einen Kostenvoranschlag zu erhalten, wurde unsere Geduld erneut auf eine harte Probe gestellt. Unter drei Wochen war keine Aussage zu erhalten.

Nach dem ersten unverschämten Angebot wandten wir uns dann an verschiedene Unternehmen in Deutschland, die uns von Mercedes selbst empfohlen worden sind. Und siehe da, innerhalb kurzer Zeit haben wir ein Angebot für eine Motorrevision, dass deutlich unter den hiesigen Vorstellungen liegt, selbst mit Transportkosten.

Spezialknoten
Knotenkunstwerk
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Heute morgen war es dann soweit. Um 7.30 Uhr in der Früh wird die THO kokkino samt uns abgeholt und in die Werft gebracht. Beim Anlegen lernen wie die hier gebräuchliche Knotenkunst kennen. Ungewöhnlich, doch die Leinen halten. Zwei Mechaniker machen sich daran, alle elektrischen Kabel, die Kühlwasserleitung etc. vom Motor zu trennen. Das Kühlwasser wird dabei sachgerecht in die Bilge laufen gelassen und binnen kurzer Zeit springt unsere Bilgenpumpe an. Die gelbe Brühe läuft einfach ins Hafenbecken und keinen kümmert es. Nach drei Stunden Arbeit darf der Kran ran und hievt den Motor an Land. Mit einem etwas mulmigen Gefühl im Magen schauen wir zu. Raus sieht ja recht einfach aus, doch müssen alle Kabel, Schläuche und Verbindungen ja hinterher auch wieder dran.

Kühlwasser in der Bilge
Bilgenwasser
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Motorausbau
Kraftakt beim Motorausbau
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Doch jetzt haben wir erstmal etwa 4 Wochen Zeit, den Motorraum ausgiebig zu säubern und zu streichen und hoffentlich auch mal die ein oder andere Stahlarbeit erledigen zu lassen. Mit zwei Dinghis schleppen uns die Marineros motorlos wieder zu unserem Liegeplatz zurück und ab morgen können wir wieder mal unsere Farbtöpfe auspacken und unserem Stahlboot etwas Gutes tun.

Motor hängt am Kran
schwebender Motor am Kran
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Wiedererweckung

Heute rücken wir unserem streikenden Motor zu Leibe. Bevor wir jedoch den Dieselfilter tauschen können, den wir als Ursache für unser Problem vermuten, brauchen wir frischen Diesel. Nachdem dieser besorgt ist, suchen wir uns das nötige Werkzeug, ein paar Lappen und eine Schüssel zum Unterstellen zusammen. Dann machen wir uns ans Werk. Da wir einen solchen Filtertausch bereits mit dem Voreigner gemacht haben, ist das Ganze kein Hexenwerk. Nun müssen wir den neuen Filter nur noch entlüften, dann können wir den Motor erneut starten. Als wir das nun versuchen, tut sich leider gar nichts. Öl- und Kühlwasserstand hatten wir zuvor auch schon kontrolliert, daran kann es nicht liegen. Wir messen die Starterbatterie, doch auch diese ist okay. Da wir zwei Dieselfilter haben und bequem von einem auf den anderen umschalten können, versuchen wir es noch mit dem zweiten Dieselfilter. Wieder nichts. Wenigstens haben wir den neuen also auch nicht falsch eingebaut.

Jupp, der darauf wartet, dass die neue Grundierung seines Bootes trocken wird, schaut uns derweil interessiert über die Schulter. Als er merkt, dass wir mit unserem Latein langsam am Ende sind, steigt er einfach in unseren Motorraum und beginnt, die verschiedenen Leitungen der Kraftstoffzufuhr zu überprüfen. Wir entlüften mit seiner Unterstützung die Kraftstoffpumpe. Beim Anlassen pumpt Jupp noch mit einigen Stößen der manuellen Pumpe zusätzlichen Kraftstoff in den Motor. Siehe da, der Diesel erwacht langsam und etwas klopfend zu neuem Leben. Ohne Jupps tatkräftige Hilfe hätten wir das Problem sicher nicht so schnell beheben können oder sogar einen Techniker kommen lassen. Danke Jupp!

Jupp hat nach eigenem Bekunden Spaß dabei an Motoren rumzuschrauben. Deshalb will er auch gleich mit unserem Außenborder weitermachen. Da wir ein luftgekühltes Exemplar haben, können wir ihn direkt an seiner Aufhängung ausprobieren, ohne ihn ins Wasser heben zu müssen. Allerdings will er nicht anspringen, der Anlasser greift nicht einmal. Wir setzen das Bord-Allheilmittel WD 40 ein. Zwar läuft der Außenborder immer noch nicht, aber der Anlasser greift nun wieder. Wir kontrollieren noch die Zündkerze. Da es aber noch zu hell ist, können wir nicht erkennen, ob Funken zu sehen sind oder nicht. Optisch jedenfalls sieht die Zündkerze in Ordnung aus. Wir vertagen für heute die weitere Untersuchung des Außenborders und gehen zum Abend gemütlich in der Stadt essen.