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Ostsee-Urlaub

Am 17.09. erwartet uns Timm, der Voreigner unserer THO kokkino, in Kalmar/Schweden, zu einem gemeinsamen Ostsee-Törn mit seinem neuen Schiff – der Olive.

Nachdem wir so oder so zum Einen von Cuxhaven bis Hamburg und zum Anderen von Kopenhagen bis Kalmar mit der Bahn fahren müssen, entscheiden wir uns, gleich die gesamte Strecke per Bahn zurück zu legen. Rechnet man die Wartezeiten am Flughafen samt Check-In und Gepäck einsammeln ein, so wäre Fliegen auch nicht schneller.

Doch da haben wir uns ein wenig verrechnet. Nach diversen Zugausfällen bringen wir es auf flotte 26 Stunden Verspätung und erreichen Kalmar erst einen Tag später um 23.00 Uhr. Vom Bahnfahren sind wir vorerst bedient und freuen uns umso mehr auf das Reisen per Segelboot.

Schloss Kalmar
Kalmar Schloss
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

An unserem ersten Tag in Kalmar erwartet und Windstille. So bleiben wir kurzerhand einen Tag in Kalmar. Timm macht mit uns einen kleinen Stadtrundgang, zeigt uns das Schloss und im Anschluss die Stadt. Die Gassen sind gemütlich und ruhig.

Kalmar Schloss
Schloss Kalmar
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Gegen Abend gönnen wir uns in einem netten Café einen leckeren Sundowner, bevor wir uns zum Supermarkt aufmachen. Die Häfen, die wir in den kommenden Tagen anlaufen wollen, sollen keine Einkaufsmöglichkeiten bieten, so müssen wir ein wenig Vorsorge treffen.

Am nächsten Tag geht es dann los. Nach einem ausgiebigen Frühstück verlassen wir den Hafen von Kalmar. Im Hafen schien es noch so, als hätten wir mit dem Wind kein Glück, doch kaum liegt der Hafen hinter uns, frischt es merklich auf. Nur unter Fock segeln wir bis zu 8 Knoten. Wir stellen fest, dass die Wettervorhersage auch in der Ostsee deutlich daneben liegen kann. Statt der vorhergesagten 2 Beaufort, haben wir 5-6 Beaufort, die uns in Windeseile nach Öland tragen. Nach guten 4 Stunden Segeln liegen die 25 Seemeilen nach Grönhögen, unserem nächsten Stopp, bereits hinter uns und wir machen in einem schnuckligen kleinen Ort fest. Wir sind allein, die Saison ist schon vorüber.

Hafeneinfahrt Grönhögen
Hafeneinfahrt Grönhögen auf Öland
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Leuchtfeuer Südspitze Öland
Leuchtturm auf der Südspitze von Öland
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Am nächsten Morgen hingegen sind wir keineswegs mehr allein im Hafen. Der Classic Club aus Polen ist mit 4 Booten eingetroffen und die Besatzungen feiern ausgiebig am Steg. Zum Frühstück schlägt uns der Duft von Grillfleisch entgegen – mit der Ruhe vom Vortag ist es vorbei.

Also machen wir uns zeitig auf zu unserer nächsten Etappe. Heute geht es nach Utklippan, der südlichsten Schäre Schwedens. Im Hafenführer lesen wir, dass es die dortige Hafeneinfahrt „spannend“ sein soll. Timm hatte uns zuvor Utklippan als abenteuerlich beschrieben. So sind wir entsprechend erwartungsvoll.

Vögelchen
Niedliches Vögelchen zu Besuch auf der Olive
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Auf unserer Fahrt besucht uns ein kleines Vögelchen mit einem gelben Flecken auf dem Kopf. Der Vogel sieht ein wenig zerzaust aus, doch das macht ihn nur umso niedlicher. Scheu scheint er nicht zu sein. Er genießt den Fahrtwind und pickt am Schnittlauch herum, bevor er uns wieder verlässt.

Hafeneinfahrt Utklippan
Utklippan Hafeneinfahrt
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Am Nachmittag erreichen wir dann Utklippan und in der Tat lässt die Hafeneinfahrt wohl zu den spannendsten zählen, die wir bisher gesehen haben. Sie ist spät auszumachen, eng und unbefeuert. Ein Anlaufen bei Nacht ist nicht gerade zu empfehlen. Als „Steuerbordtonne“ dient ein grün bemalter Stein im Wasser, auf Backbord gibt es keine Markierung. Dafür sehen wir viele Steine und Felsen aus dem Wasser ragen, mit denen wir lieber keine nähere Bekanntschaft machen wollen.

Utklippan Leuchtfeuer
Leuchtfeuer auf Utklippan
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Hinter der Einfahrt erwartet uns dann ein kleines, geschütztes Becken, wo wir längsseits festmachen. Wieder sind wir allein. Der Hafen wird nicht mehr unterhalten und dient nur noch als Schutzhafen für Fischer. Allerdings soll es in den Sommermonaten trotzdem sehr voll sein. Wir hingegen finden es schön, dass die Saison vorbei ist und wir die kleine Insel ganz für uns haben.

Insel Utklippan
schwedische Schäre Utklippan
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Nach dem unabdingbaren Anleger machen wir uns auf zu einem kleinen Inselrundgang und verlieben uns gleich in die kleine Schäre. Hier lässt es sich wirklich gut aushalten. Nach Utklippan werden wir sicher zurückkommen, das nächste Mal wahrscheinlich mit unserem eigenen Boot und wohl auch wieder außerhalb der Saison.

Utklippan
Utklippan – schroff doch bezaubernd
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Abenteuer

Schwach soll der Wind heute sein. In Böen maximal 10 Knoten. Bei unserem Kurs gegen die vorherrschende Windrichtung ist uns das so unrecht nicht, insbesondere wenn wir längere Schläge machen wollen. Doch wie so oft kommt es anders als vorhergesagt. Wir sind nur wenige Stunden aus dem Hafen, da fängt es schon an zu blasen. Bald stehen 20 Knoten aus Nordnordwest auf der Uhr, Tendenz noch steigend. Meist schläft der Wind über Nacht wieder ein – nicht jedoch heute.  Aller Erfahrung entgegen nimmt der Wind über Nacht sogar noch zu. Hart am Wind müssen wir teils über 25 Knoten Wind aussteuern und kämpfen uns durch kurze, unangehme Atlantikwellen. Eine anstrengende Nacht, in der an Schlaf kaum zu denken ist.

Erst in den frühen Morgenstunden nimmt der Wind wieder ein wenig ab und wir können wieder etwas mehr Höhe laufen. Mit Motorunterstützung wollen wir hoch am Wind um das Cabo de Roca westlich von Lissabon herum. Doch nur wenige Meilen vor dem Kap sinkt plötzlich aus heiterem Himmel die Motordrehzahl, dann stirbt der Motor ab.

Wir wechseln fix auf unseren zweiten Dieselfilter, in der Hoffnung, so das Problem schnell beheben zu können. Tatsächlich springt der Motor auch gleich wieder an und läuft vollkommen normal. Allerdings nur etwa eine viertel Stunde, dann geht er auch auf dem neuen Dieselfilter wieder aus.

Bis zum nächsten erreichbaren Hafen sind es noch 13 Seemeilen. Der Wind fällt nun ausgerechnet auch immer nördlicher ein, was wir gerade jetzt, wo unser Kurs auf den Ausweichhafen Cascais ziemlich nördlich ist, gar nicht gebrauchen können. Und tatsächlich schläft er nun auch fast ein.

Unsere Geschwindigkeit sinkt auf etwa 1,5 Knoten und so dümpeln wir im Schneckentempo auf die Einflugschneise nach Lissabon zu, das östlich von Cascais liegt.

Glücklicherweise dreht der Wind wieder ein wenig zurück und frischt zumindest wieder etwas auf, so dass wir unter Fock doch erneut Kurs auf Cascais nehmen können. Wenigstens ist wenig Verkehr, denn mehr als leidlich Kurs halten ist nicht drin.

Am frühen Morgen sind wir dann vor der Hafeneinfahrt von Cascais. Ohne Motor und nur unter Segeln wollen wir kein Anlegemanöver in einer uns fremden Marina wagen.  Und so versuchen wir, die Marina zu erreichen. Doch wir erhalten keine Antwort. Wir versuchen es bei der Policia Maritima, doch auch diese antwortet nicht.

Vor der Hafeneinfahrt sehen wir ein Fischerboot bei der Arbeit. Wir können die beiden Fischer auf uns aufmerksam machen. Sie fahren zu uns herüber und fragen, ob sie uns helfen können. Wir haben unser Problem noch nicht richtig erklärt, da fixieren sie schon eine Leine zwischen unseren beiden Booten und schleppen uns die letzten Meter zum Hafen. Sie liefern uns direkt am Reception Pier ab. Das Timing ist super, denn kaum sind wir fest, da frischt der Wind nochmals auf und wir liegen ablandig. Nun wäre ein Anlegen selbst mit funktionierendem Motor anspruchsvoll geworden. Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Fischern für ihre Hilfe, bevor diese wieder rausfahren und ihrer Arbeit nachgehen.

Am Reception Pier müssen wir nun erst einmal warten, bis die Marina anfängt zu arbeiten. Dann heißt es einchecken. Der Hafenmeister schleppt uns dann an unseren Liegeplatz. Dort angelangt, können wir es kaum erwarten, den Nachtschlaf nachzuholen. Genug Abenteuer für einen Tag. Zudem war die Überfahrt anstrengender als gedacht. Der Motor muss erst einmal warten. Sorgen machen wir uns keine – etwas Kapitales kann es kaum sein.

Leuchtturm Santa Marta Cascais
Punta de Santa Marta Cascais
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Cascais
Häuschen in Cascais
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Stormy

Was hatten wir doch in den vergangenen Wochen für schönes Wetter. Sonnenschein und angenehme Temperaturen, wie auch Hermann feststellen durfte, als er uns für ein paar Tage besuchte. Wir hatten uns bereits an den angenehmen Winter hier in Rom gewöhnt, doch nun ist das schlechte Wetter zurück und hat uns wieder fest in seinen Fängen. So übel sah es bisher noch nie auf unserem Barometer aus, auf der gesamten Reise nicht. Der Zeiger stand im Minimum auf 975 hPa, das Barometer vermeldet dazu als Aussicht kurz und knapp: „Stormy“ (zum Vergleich: während Hermanns Besuch stand es zeitweilig auf 1030 hPa). Jedenfalls bläst es heftig und unsere Leinen werden stark strapaziert. Im ganzen Hafen heult es und auch die Leinen der Nachbarboote knarzen zum Davonlaufen. Die Welle rauscht wieder durch die Hafeneinfahrt und sorgt für ordentlich Bewegung im Hafenbecken. Teilweise haben wir am Steg mehr Krängung als beim Segeln unterwegs. Als wir auf unseren Windspeed schauen, zeigt dieser 45 Knoten Wind an, also Windstärke 9. Kein Wunder, dass es hier im Hafen mal wieder richtig rund geht.

Hafeneinfahrt Porto di Roma bei Sturm
Brandung in der Hafeneinfahrt
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln