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Flaute aus Ost

Seit Tagen beobachten wir die Wettervorhersage. Wir wollen nach Menorca aufbrechen und für diese etwas längere Strecke von gut 200 Seemeilen wollen wir keinen Gegenwind. Nun sollen für mindestens 4 Tage Winde aus östlicher Richtung wehen. Die verschiedenen Wetterdienste sind sich zwar wie immer nicht ganz einig, doch darin, dass der Wind aus östlichen Richtungen kommen soll, stimmen sie immerhin überein.

Früh morgens legen wir ab. Wir kalkulieren mit einer Fahrtzeit von 50 Stunden im Minimum und wollen möglichst im Hellen auf Menorca ankommen. Um die Nordspitze Sardiniens müssen wir noch motoren, denn die Durchfahrt aufs offene Meer hinaus, wir nehmen die Fornelli Passage, ist  ziemlich flach und sollte exakt gesteuert werden.

Fornelli Passage Sardinien
Fornelli Passage
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Aber die Fornelli Passage zeigt sich uns von ihrer schönsten Seite, ruhige See und türkises Wasser. Vor lauter Gucken muss man wirklich aufpassen, den Kompass und die vorgeschriebene Kurslinie nicht aus den Augen zu verlieren.

THO kokkino unter Segeln
THO kokkino unter Segeln auf der Strecke nach Mahón
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Nach wenigen Meilen liegt Sardinien hinter uns und es erwartet uns ein Nordwestwind. Immerhin lässt sich dieser segeln und wir können endlich einmal unsere Aries Windsteueranlage ausprobieren. Nachdem sie einmal eingestellt ist, hält sie gut Kurs und wir können uns entspannt im Cockpit zurücklehnen. Leider bleibt es nur bis gegen Abend so angenehm. Dann nimmt der Wind immer mehr ab und wird zu schwach, als dass die Windfahne noch etwas mit ihm anfangen könnte. Wir müssen selbst wieder Ruder gehen und es dauert nicht lange, bis die Segel nicht mehr ziehen.

Sonnenuntergang
Sonnenuntergang auf See
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Pünktlich zum Sonnenuntergang nehmen wir die Segel runter und fahren unter Motor weiter in der Hoffnung, dass der Wind bald wieder auffrischen wird. Die Windrichtung ist bei 0-1 Knoten Wind nahezu undefinierbar, doch in der Tendenz scheint er tatsächlich gen Ost zu drehen. Hinter uns geht der Mond auf und der Wind bleibt schwach – an Segeln nicht zu denken.

Mondaufgang
Mondaufgang auf See
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Als es in der Nacht nicht besser wird, gönnen wir uns und dem Motor kurzerhand eine Pause und lassen uns treiben, um uns ein wenig auszuruhen. Dank der Flaute werden wir in dieser Zeit nicht einmal groß vertrieben. Der Ostwind wird zwar mit den Stunden immer stabiler, doch leider nicht stärker. Somit muss der Motor wieder ran. Den Autopiloten vermissen wir diesmal kaum. Ist das Ruder erst einmal eingestellt, läuft die THO beinahe von allein nach Kurs. Gelegentlich ist ein kurzes Korrigieren von Nöten, doch das ist auch schon alles.

Als sich der Wind endlich wieder auf zumindest 4 Knoten hochgearbeitet hat, versuchen wir unser Glück nochmals mit der Fock. Vielleicht zieht sie ja wenigstens noch ein bisschen mit. Doch das Ergebnis überzeugt nicht. Wir machen etwa 0,1 Knoten mehr Fahrt, müssen dafür aber beständig Acht geben, dass uns das Segel nicht einfällt oder ungewollt die Seite wechselt. Doch ein Versuch war es wert.

Am zweiten Abend auf See offenbart sich uns ein blinder Passagier: eine Libelle. Immer wieder startet sie kleine Rundflüge, doch so weit weg von Land kommt sie lieber immer wieder zu uns zurück und entspannt sich auf unserem Seezaun. Ein schöner Anblick.

Libelle

Ein paar Mal können wir in einiger Entfernung Delfine beobachten – leider zu schnell für unsere Kamera. Die spannendste Tierbeobachtung der Fahrt jedoch ist ein springender Mantarochen, der neben uns ins Wasser platscht. Ein faszinierender Anblick, der leider viel zu schnell vorbei war.

Die zweite Nacht in der Flaute wird etwas zäh. Beide sind wir nun recht müde. So gönnen wir uns, wie in der Nacht davor, zwischendurch eine kleine Pause und lassen uns treiben.

Am Morgen liegen nur noch die letzten 30 Seemeilen vor uns, doch diese ziehen sich hin. Die Küste ist bereits in Sicht, wir können Mahón quasi bereits sehen, und doch dauert es noch einmal 6 Stunden, bis wir im Hafen ankommen.

Puerto de Mahón
Hafen von Mahón
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Nach dem Anlegen unternehmen wir gleich einen kleinen Rundgang Richtung Stadt. Eine gute Entscheidung. Ganz anders als in Rom, Korsika oder Sardinien hat nämlich der große Supermarkt hier sonntags geschlossen und wir wären bei dem Versuch nachzubunkern morgen gescheitert, wenn wir diesen Gang verschoben hätten. Nun haben wir für die nächsten Tage alle Möglichkeiten und können uns eine schöne Ankerbucht suchen.

Mahón
Mahón
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln