Nach einem geruhsamen und milden Winter ist es heute soweit: Wir können umziehen an unseren neuen Liegeplatz an der Steganlage der SGO.
Nach der Winterpause springt der Motor erstaunlich gut an und nachdem wir ihn ein wenig haben warmlaufen lassen, machen wir die Leinen klar zum Ablegen.
Als wir gerade noch an der letzten Leine hängen und die Klappbrücke, die die beiden Steganlagen Oberndorfs von einander trennt, bereits für uns öffnet, taucht auf einmal die SY Nereide mit Barbara und Jörg an Bord neben uns auf.
Für ein ausgiebiges Hallo bleibt kaum Zeit, schließlich wartet die Brücke und der Strom treibt uns voran, doch wir verabreden uns auf einen Kaffee am Nachmittag.
Die beiden haben die Nereide gerade wieder zu Wasser gelassen und bringen sie nun zu ihrem Liegeplatz nach Geversdorf. Mal sehen, was diese Saison für uns so bereitthält.
Nur wenige Tage nachdem wir die THO kokkino in den Fluss gebracht haben, wird nun auch der Steg frei, an dem wir unseren Winterliegeplatz haben.
Nach ein paar Tagen im Päckchen mit einem Motorboot haben wir Platz am Steg und können unser Boot direkt an den Steg verholen.
Marlene und Bert von der SY Heimkehr kommen extra an den Steg, um uns mit den Leinen zu helfen. Über den Winter werden wir Nachbarn sein, denn die Heimkehr soll mit uns und der Mocambo ebenfalls im Wasser überwintern. Doch die beiden lassen sich von der Eiseskälte hier noch nicht schrecken – sie wollen mit ihrem Schiff nochmal los und eine kleine Tour machen.
Mit Hilfe der Stömung drehen wir unsere THO auch gleich noch um 180° Grad, um das Ruder und den Propeller vor möglichem Eisgang im Winter zu schützen. Nun werden eventuelle Eisschollen erst den Bug treffen und von diesem aufgehalten.
Wir erfreuen uns daran, dass unser Schiff nun nur wenige Meter vor unserer Haustür liegt. Und wenn wir uns an die Kälte gewöhnt haben, können wir bestimmt den ein oder anderen Sundowner im Cockpit mit Blick auf die Oste zu uns nehmen.
An der Oste ist es mittlerweile kalt, richtig kalt. Der erste Schnee ist bereits gefallen und über Nacht hat sich der Frost breitgemacht. Bäume und Gräser glitzern nur so in ihren Eiskristallkostümen. Das sieht zwar alles ganz malerisch aus, doch wir sind überhaupt nicht mehr an diese Temperaturen gewöhnt und frieren wie die Schneider.
Bei diesem Wetter müssen wir endlich unsere THO kokkino von Cuxhaven nach Oberndorf bringen. Unser Steg ist noch immer belegt, doch wir müssen diese Strecke hinter uns bringen. Der Hafen in Cuxhaven ist eigentlich schon seit Ende Oktober geschlossen und in wenigen Tagen passt die Tide nicht mehr. Zudem wird es jeden Tag früher dunkel.
Jörg von der SY Nereide ist gerne bereit, uns auf unserer wohl letzten Fahrt für dieses Jahr zu begleiten. Er ist schon mehrfach in der Oste gefahren und kennt, im Gegensatz zu uns, die Flussmündung und die kleinen Besonderheiten des Flusses.
Wir fahren zusammen nach Cuxhaven, machen die THO klar zum Ablegen, tanken sicherheitshalber noch etwas Diesel nach und verabschieden uns gebührend von der Liegegemeinschaft Cuxhaven, die uns so herzlich aufgenommen und unser Boot in den letzten zwei Monaten im Auge behalten hat.
Um die Mittagszeit, pünktlich zu Niedrigwasser, legen wir ab in Richtung Ostemündung. Doch schon im Hafenbecken stellen wir fest: Der Strom ist uns noch nicht günstig gesonnen. Statt dass uns das auflaufende Wasser in die Elbe treibt und uns kräftig schiebt, haben wir den Strom gegen uns, und das nicht zu knapp. Unsere Geschwindigkeit, wenn man überhaupt davon reden kann, liegt zwischen 0,9 und 1,5 Knoten. Nach zwei Stunden haben wir noch immer Cuxhaven querab und die Tonnen des Fahrwassers scheinen keinen Meter näher zu kommen. Was wir in der Bretagne und im Englischen Kanal immer befürchtet haben, uns aber immer erspart worden ist, ereilt uns nun doch, auf der letzten Fahrt und bei Eiseskälte.
Nach guten zwei Stunden wird es mit dem Strom langsam besser, doch dafür rückt das nächste Problem näher: Die Dämmerung. Gegen 17.00 Uhr wird es mittlerweile dunkel. Wir haben gerade mal die Flussmündung erreicht, als wir auch schon die Sonne untergehen sehen können. Jörg schlägt vor, sich nach dem Ostesperrwerk mal nach alternativen Liegeplätzen für die Nacht umzusehen, denn bei Dunkelheit die unbeleuchtete, doch recht schmale Oste entlang zu fahren, erscheint uns nicht gerade die beste aller Ideen.
Doch nachdem wir das Sperrwerk passiert haben müssen wir feststellen, dass die Steganlagen entlang der Oste bereits alle abgebaut sind. Die einzige Möglichkeit bietet noch ein kleiner Fischersteg, doch der ist besetzt und das Fischerboot ist so hochbordig, dass wir dort schlecht längsseits festmachen können.
So fahren wir also notgedrungen weiter. Mittlerweile ist es ziemlich duster, nur der Mond wirft noch ein wenig Licht auf den Fluss. Mit Hilfe des Kartenplotters versuchen wir, uns immer brav an den Aussenkurven der Oste zu halten, da sie dort tiefer als in den Innenkurven ist. Kurz vor jeder Flussbiegung geht einer mit dem Handscheinwerfer nach vorne, damit wir nicht noch im Schilf landen, doch um einen Mann dauerhaft vorne zu postieren, ist es schlichtweg zu kalt.
Dann sehen wir endlich die gut beleuchtete Oberndorfer Klappbrücke vor uns. Sie wird extra für uns besetzt und geöffnet. Hinter der Brücke befindet sich dann der Anleger, an dem wir überwintern wollen. Wir drehen das Boot, um gegen den Strom anlegen zu können. Auf dem Schiff, das noch unseren Platz am Steg blockiert, steht sogar schon Hilfe bereit. Wieder mit Handscheinwerfer tasten wir uns langsam an das andere Schiff heran. Die Strömung bremst uns und wir lassen uns langsam Richtung Steg treiben. Beim Näherkommen stellen wir dann überraschend fest, dass es sich bei der helfenden Hand auf dem anderen Schiff um Barbara handelt, Jörgs Schwester. Sie hat uns schon seit einer guten Stunde erwartet und steht bereit, ihren Bruder abzuholen. Nachdem wir festgemacht haben gibt es erst einmal eine herzliche Begrüßung.
Vielen Dank Ihr beiden, für Eure Hilfe. Die letzte Fahrt in netter Gesellschaft zu machen, hat diese kalte Angelegenheit doch sehr versüßt.
In den kommenden Tagen sollen nun auch die letzten beiden Schiffe den Steg räumen und wir bekommen endlich Platz. Dann können wir unseren endgültigen Winterplatz einnehmen und die THO quasi winterfest machen. Doch erstmal liegen wir in Oberndorf und nachträglich betrachtet sind wir froh, nicht unterwegs noch ein Nachtlager aufgeschlagen zu haben.