Wir nutzen die Rückseite des gerade durchgezogenen Tiefs, um von Errikousa nach Italien hinüber zu fahren. Um 17.00 Uhr brechen wir zusammen mit der Beluga zu der geschätzt 15-stündigen Fahrt auf in der Hoffnung, bei Tageslicht sowohl ablegen als auch anlegen zu können. Eine Insel müssen wir noch umschiffen, dann können wir bereits Kurs auf Santa Maria di Leuca in Italien nehmen. Der Wind ist uns leider nicht ganz so günstig gesonnen wie erhofft und es reicht gerade nicht zum Segeln. Unser Autopilot meint es ebenfalls nicht gut mit uns, der Motor ist für den Wellengang scheinbar zu schwach. Es muss also die ganze Fahrt über einer Ruder gehen. Statt nach Wachsystem zu fahren bleiben wir nun beide auf und wechseln uns am Ruder ab.
Richtig dunkel wird es die Nacht über kaum. Der Mond leuchtet hell über uns, ebenso wie die Sterne. Fast könnte man sagen, wir haben gute Sicht. Laut Radar und AIS scheint außer uns keiner unterwegs zu sein. Erst gegen morgen sehen wir einen Frachter, der scheinbar unseren Kurs kreuzt. Wir ändern unseren Kurs leicht, um ihn passieren zu lassen.
Etwa vier Fahrstunden vor unserer Ankunft in Italien, können wir bereits das Leuchtfeuer von Santa Maria die Leuca sehen und darauf zusteuern. Nun beginnt auch schon das Warten auf die Dämmerung hinter uns, damit wir mit Tageslicht den Hafen ansteuern können. Doch die Dämmerung lässt auf sich warten. Wir können schon die Lichter der Küstenstädte sehen, doch von der aufgehenden Sonne fehlt jede Spur. Erst kurz vor der Hafeneinfahrt kommt sie endlich zum Vorschein und wir können tatsächlich im Hellen einen Liegeplatz ansteuern. Wir entscheiden uns für die Pier außerhalb der Marina, dort können wir längsseits anlegen und bequem an Land gehen.
Nachdem die Leinen fest sind, wollen wir nur noch schlafen. Die Nacht war doch recht anstrengend. Doch kaum sind wir eingeschlafen, da werden wir von Kranarbeitern aus dem Bett geworfen, denen unsere beiden Schiffe im Weg sind. Wir sollen uns ein paar Meter weiter am Pier verholen, damit sie arbeiten können. So zerren wir also unsere Boote am Pier entlang und legen uns danach wieder hin. Doch auch diesmal ist uns kein Schlaf vergönnt. Kaum sind wir wieder eingeschlafen, hämmert die Port Police an den Rumpf der Boote und erklärt uns, wir könnten hier nicht liegen bleiben, wir müssten in die Marina. Zwar ist unser Liegeplatz im Hafenhandbuch ausdrücklich verzeichnet, doch entgeht auf diese Weise der Marina ein Entgelt von 40€ die Nacht.
Wir verlassen verstimmt unseren Platz, doch aus Protest für diesen unwirschen Empfang in Italien, fahren wir in die Bucht vor dem Hafen und werfen dort den Anker. Hier können wir wenigstens ungestört und kostenlos unseren Schlaf nachholen.
Ein Gedanke zu „Am Fuß des Stiefels“