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Farewell SY Blue Calypso

Heute heißt es Abschied nehmen von Lauren & Nathan von der SY Blue Calypso.

Farewell SV Blue Calypso
Abschied von der SY Blue Calypso
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Die beiden waren noch vor uns im August hier in Nazaré angekommen. Eigentlich wollten sie nur 48 Stunden bleiben und dann weiter Richtung Kanaren und in die Karibik segeln. Doch obwohl Nathan in England 5 Jahre lang an seinem Schiff gearbeitet hat, war er noch nicht so ganz zufrieden. Schon auf der Strecke von England nach Portugal musste er feststellen, dass die Segelfläche zu klein ist.

So entschied er sich, die Möglichkeiten in Nazaré zu nutzen, das Rigg zu verändern und organisierte sich in England einen neuen, größeren Mast. Das Stellen den neuen Mastes hat dann den halben Hafen beschäftigt und auch wir konnten uns ein Bild davon machen, mit welchen Arbeiten ein solches Projekt verbunden ist.

Während Nathan mit den notwendigen Folgearbeiten an den Wanten etc. beschäftigt war, schmiedeten wir gemeinsame Pläne. Sobald sich ein Wetterfenster öffnen würde, wollten Nathan und Lauren zu den Kanarischen Inseln segeln. Da wir hingegen notgedrungen bis Ende Februar oder gar Ende März warten müssen, bis es für uns sicher wird gen Norden zu segeln, war die Überlegung, ob wir nicht Mitte Januar einfach zu viert mit der SY Blue Calypso zu den Kanaren segeln könnten. Nathan wären ein paar Hände an Bord ganz recht gewesen und für uns wäre es eine schöne Abwechslung geworden, mal wieder unterwegs zu sein. Ein Rückflug von den Kanaren nach Lissabon wäre zudem auch sehr preiswert zu haben. Für uns gab es also nicht viel zu Überlegen. Ein kleiner Abstecher in den Süden, ins Warme auf einem Segelboot – natürlich wären wir da mit dabei.

So warteten wir den Januar über gemeinsam auf das passende Wetterfenster um gen Süden zu segeln und den neuen Mast auszuprobieren. Doch dieses Fenster kam einfach nicht. Beständiges Wetter mit Wind aus der richtigen Richtung und annehmbarem Schwell für wenigstens eine Woche war nicht in Sicht.

So vergingen die Wochen und die Pläne der beiden wurden gezwungenermaßen einer intensiven Prüfung unterzogen. Nach einigem Hin und Her haben sie sich dann entschieden, erst einmal nach Lissabon zu fahren. Der Törn zu Kanarischen Inseln ist erstmal auf unbestimmte Zeit verschoben.

Und heute nun bietet sich das Fenster, um wenigstens Strecke nach Lissabon zu machen. Mäßige Winde aus Ost, vertretbarer Schwell und dazu noch Sonnenschein.

Bevor die beiden sich auf den Weg machen, trinken wir noch einen letzten Kaffee zusammen. Dann heißt es Farewell Lauren & Nathan, SY Blue Calypso und für uns auch Kanarische Inseln.

 

SV Blue Calypso beim Verlassen von Nazaré
SY Blue Calypso beim Verlassen von Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Bewegung im Spiel

Wir sind kaum aus unserer Koje gekrochen und sitzen gemütlich beim Frühstückskaffee im Cockpit, da bemerken wir unseren Stegnachbarn Nathan, der mit ernster Miene unseren Schwimmsteg inspiziert. Direkt zur morgendlichen Begrüßung teilt er uns mit, dass sich unser Steg bewegt, deutlich mehr, als ein Schwimmsteg es tun sollte.

Sofort sind wir auf den Beinen und begutachten die Sachlage selbst. Wir haben zwar nur mäßig starken Wind, circa 25 Knoten, doch unser Steg scheint tatsächlich abzutreiben. Die SY Blue Calypso von Nathan und unsere SY THO kokkino sind zudem die beiden schwersten Boote am Steg und liegen beide am Ende. So verstärken wir die Hebelwirkung und bringen gemeinsam etwas Schwung in die Sache.

Sicherheitshalber starten sowohl Nathan als auch wir die Motoren unserer Boote, damit wir bei Bedarf den Steg ein wenig sichern oder steuern können.

Offenbar ist eine der Ketten gebrochen, die den Schwimmsteg am Grund halten und fixieren. Das Marina Office ist am Wochenende nicht besetzt, somit ist von dort mit keiner Hilfe zu rechnen. Doch wenigstens ist Alec gleich zur Stelle, der sich gerade einen eigenen Boatyard in Nazaré aufbaut und deshalb das notwendige Equipment zur Hand hat.

In einer Gemeinschaftsaktion mit allen Livaboards werden starke Leinen ausgebracht, die vom Fischerpontoon über den ersten Steg zum mittleren verlaufen und diese miteinander verbinden. Wir bekommen noch Unterstützung von zwei Jetski-Fahrern, die eigentlich zu den Surfern unterwegs waren. Sie bringen mit ihren Jetskis die Leinen vom Fischersteg zu den beiden Schwimmstegen, damit wir sie dort befestigen können. So ist der mittlere Steg, der zum Problemsteg geworden ist, erst einmal fixiert und notdürftig gesichert. Mit unseren Motoren im Doppelpack bringen Nathan und wir den Steg wieder in Position und straffen dann die Sicherungsleinen.

Jetski mit Sicherungsleine
Jetski transportiert die Leine zur Stegsicherung
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Zweite Leine zur Stegsicherung
Jetski mit zweiter Sicherungsleine
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Bis Montag müssen diese Leinen nun mindestens halten. Doch der Wind hat bereits nachgelassen und wir liegen wieder ruhig und entspannt, als wäre nichts passiert. Am Montag hingegen wird es wohl noch einmal turbulent. Immerhin haben wir mit den Sicherungsleinen mehrere Fischerboote „eingemauert“, die am Montag wieder ihrer Arbeit nachgehen wollen. Zudem muss ein Taucher organisiert werden, der eine neue Kette ausbringt. Wir sind schon gespannt, und beneiden den Taucher nicht, der in gut 7 Meter Wassertiefe schuften darf.

Leinenverbindung vom Fischersteg zum Schwimmsteg
Durch Leinen gesicherter Schwimmsteg in Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Markieren der Leine mit Fendern
Markieren der Sicherungsleine mit Fendern
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
gesicherter Schwimmsteg
Leinensicherung vom Fischersteg zum Schwimmsteg in Nazaré
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Entmastet

Keine Angst, wir haben unseren Mast nicht verloren. Er steht noch dort, wo er hin gehört. Nur unser Stegnachbar Nathan vermisst seinen Besanmast. Doch auch er hat ihn nicht verloren, sondern er hat diesen Herbst dazu genutzt, seine beiden Masten zu tauschen. Der Besanmast liegt nun noch im Boatyard von Nazaré und wartet darauf, wieder an seinen Platz gestellt zu werden.

Da das Stellen des Mastes eine etwas hakelige Angelegenheit ist, und man sich bei solch einer Aktion über jede helfende Hand freut, hat er uns gebeten, dem Spektakel doch beizuwohnen und ggf. eine Hand zu reichen.

Also machen wir uns am frühen Morgen auf zum Boatyard, der quasi um die Ecke liegt und Nathan macht seine SY Blue Calypso am dortigen Pier fest.

Besanmast der SY Blue Calypso
Besanmast der SY Blue Calypso
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Mit einem kleinen Kran wird nun der bearbeitete Mast komplett mit allen Wanten etc. zum Boot gefahren. Dann beginnt bereits das Getüftel, wie man den Mast denn nun am Besten positioniert, um ihn an Deck zu heben.

Anheben des Besanmastes
Anheben des Besanmastes der SY Blue Calypso
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Nach einigem Hin und Her wird ein zweiter Kran zu Hilfe genommen, der den Besanmast anheben soll. Langsam, Zentimeter um Zentimeter wird der Mast nun in eine senkrechte Position gebracht und muss an den Stagen und Wanten des Hauptmastes vorbeidirigiert werden. Tatsächlich wird jede Hand benötigt, um dafür Sorge zu tragen, dass der Mast sich nirgends verhakt und die an ihm montierten Antennen, sowie das Radar und die in ihm verlaufenden Kabel kein Schaden nehmen.

Besanmast positionieren
Auspositionieren des Besanmastes über der SY Blue Calypso
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Nachdem der Mast leidlich in Position ist, kann er auf seinen vorgesehenen Platz herabgelassen werden. Nun müssen die Kabel durch die Öffnung im Deck, für die nun wirklich nicht viel Platz ist. Erneut ist Fingerspitzengefühl gefragt. Doch mit etwas Geduld und ein wenig Nachkorrigieren durch den Kran, steht der Mast bald wieder dort, wo er hingehört.

Stellen des Besanmastes
Stellen des Besanmastes mit zwei Kränen
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Nun müssen noch die Wanten gespannt werden, um den Mast zu sichern, dann ist zumindest die Arbeit im Boatyard erledigt. Nathan ist heilfroh, dass sein Schiff nun wieder „komplett“ ist und lädt uns, zurück auf seinem Liegeplatz im Hafen,  gleich auf ein wohlverdientes Bierchen ein.

SY Blue Calypso auf dem Rückweg zum Liegeplatz
SY Blue Calypso mit Besanmast
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Für uns war es eine interessante Erfahrung, beim Stellen eines Mastes dabei zu sein und mithelfen zu können. Doch im Nachhinein sind wir froh, dass es nicht unser Mast war und auch, dass wir damals im Mittelmeer uns gegen die Route durch die Kanäle entschieden haben, für die wir unseren Mast samt Geräteträger hätten legen müssen, um unter den Brücken hindurch fahren zu können. Auf jeden Fall hätten wir dafür jede Menge Blutdrucktabletten gebraucht.