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Namensvetter

Auf dem Weg ins Warme macht mal wieder eine deutsche Yacht im Hafen von Nazaré fest. Am Nachmittag schauen wir bei dem Boot vorbei um mal „Hallo“ zu sagen und werden gleich an Bord gebeten.

Kaum sitzen wir im Cockpit, fallen uns jede Menge Gemeinsamkeiten auf. Die Eigner Anke und Thomas nutzen den gleichen Autopiloten wie wir, allerdings ist ihrer fest eingebaut und im Gegensatz zu dem Unsrigen funktioniert er auch.

Weiterhin sitzt der gleiche alte Kestrel-Kompass im Cockpit und so geht es weiter. Für den umgekehrten Vergleich laden wir die beiden dann für den Abend auf ein Bier zu uns an Bord ein. Sie waren noch nie auf einer Reinke und sind gespannt, wie unser Boot von Innen ausschaut.

Am Abend stellt sich dann heraus, dass Anke und Thomas mit Nachnamen Reinke heißen. Da wird es in der Tat aller höchste Zeit, dass sie eine Reinke auch mal von Innen sehen. Zwar haben sie mit dem Konstrukteur Kurt Reinke verwandtschaftlich nichts zu tun, doch das ist in diesem Falle vernachlässigbar.

Reinke trifft Reinke
Besuch von Anke & Thomas Reinke
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Nachdem wir die Neugier in punkto Innenausbau befriedigt haben, wollen die beiden wissen, was unser doch etwas ungewöhnlicher Bootsname zu bedeuten hat. Wir erzählen die Entstehungsgeschichte und unsere Schwierigkeiten nach unserem Bootserwerb, einen passenden (neuen) Namen für unser Boot zu finden. Die Bezeichnung „THO“ wollten wir ja unbedingt beibehalten, um kein Unglück durch die Änderung des Bootsnamen auf uns zu ziehen. Leider gibt es jedoch wenig Worte, die mit THO beginnen und sich als Bootsname anbieten. Unser Voreigner kam dann auf die Idee mit „kokkino“. Kokkino ist das griechische Wort für rot und passt nun super zu unserem Bootsanstrich.

Thomas kommt natürlich gleich auf eigene Ideen. Er an unserer Stelle hätte das Boot zweifelsohne „THO-mas Reinke“ getauft. Allerdings gibt er auch gleich mit einem breiten Grinsen zu, dass er sicher mit seinem Ausweis bei uns vorbeigekommen wäre, wenn unser Boot „THO-mas Reinke“ auf dem Rumpf stehen hätte. So bleiben die Eigentumsverhältnisse jedoch eindeutig geklärt.

SY Gades im Hafen von Nazaré
Abschied von Anke & Thomas Reinke mit ihrer SY Gades
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Lidl

Gestern ist die erste digitale Weihnachtspost bei uns eingetrudelt. Wir haben uns riesig gefreut und der herzliche Ton der Mail hat die Temperatur an Bord gleich um ein paar Grad steigen lassen. Die netten Zeilen stammen von Evi und Wolfgang von der SY Eva Maria und sie schreiben uns mit Blick auf das Wetter: „Ihr tuts gut daran im Hafen zu bleiben.“ Zuspruch hebt die Bordmoral.

Wir haben Evi und Wolfgang noch in Messolonghi kennengelernt. Eines Tages legten sie mit ihrem Boot neben uns an und wir kamen ins Gespräch. Das Wochenende stand vor der Tür und die beiden wollten auch recht bald weitersegeln. Es mussten also Lebensmittel gebunkert werden. Damals hatten wir noch unser Auto und boten an, dass wir sie zum Einkaufen bei Lidl mitnehmen könnten. Auf dem Weg dorthin erzählte uns Evi die Anekdote, wie zu ihren Anfangszeiten im Mittelmeer ihnen gegenüber von einer Langfahrtseglerin ein Hafen deshalb besonders empfohlen wurde, weil es dort in fußläufiger Entfernung einen Lidl gäbe. Sie habe sich damals noch gedacht, wie seltsam spleenig man doch auf Langfahrt werde, wenn eine Hafenempfehlung so begründet wird. Allerdings lernt man unterwegs recht schnell die Vorzüge von Lidl schätzen. Das war bei Evi und Wolfgang so und mittlerweile eben auch bei uns. Man kann dort fast alles aus einer Hand Bunkern, was man zum Leben braucht und das Sortiment kommt dem eigenen Geschmack entgegen.

Wir waren darum auch bereits in der Gouvia Marina nicht verwundert, als eine der ersten Fragen eines deutschen Reinke-Segler-Pärchens, eben frisch von Italien auf Korfu angekommen, an uns war: „Und? Habt ihr denn den Lidl schon entdeckt?“ Klar hatten wir, und wir konnten selbstverständlich auch mit einer ausführlichen Wegbeschreibung plus Buslinie und Fahrpreisen dienen.

Jedenfalls hat die nette Weihnachtspost gestern dazu geführt, dass wir uns an diese Begebenheiten zurück erinnerten. Obwohl die Gesellschaft von Evi und Wolfgang in Messolonghi nur eineinhalb Tage währte, ist in dieser Zeit eine Herzlichkeit entstanden, die wir unter Seglern ganz besonders schätzen. Irgendwie fühlt man sich einander verbunden. Ähnliche Erlebnisse, ähnliche Erfahrungen, ähnliche Probleme und Leidenschaften: Das Segeln – und die gelegentliche Suche nach einem Lidl in der Nähe.

Auf zum Hades

Endlich sind die Bedingungen günstig die Leinen zu lösen und sich einem neuen Ziel zuzuwenden. Wind genau von vorn und Gewitterankündigungen haben uns am Vortag unseren Aufbruch nochmal verschieben lassen. Nun soll es nach Ammoudia gehen. Dieses idyllische Örtchen liegt an der Mündung des Flüsschen Acheron. Der Acheron bildet im alten Griechenland das Tor zum sagenumwobenen Hades und einen Abstecher dorthin können wir uns kaum entgehen lassen. Wir schippern gemütlich an der Küste des griechischen Festlandes entlang bis zu der Einfahrt des Flusses. Der Wind könnte besser sein, doch immerhin haben wir ihn nicht gegen uns. Michael, unser Flottillengenosse, hatte sich von den schlechten Wetterbedingungen nicht beirren lassen und ist bereits zwei Tage vor uns zum Acheron aufgebrochen. Von Preveza hatte er schon längst die Schnauze voll – viel zu laut und zu überlaufen. Er erwartet uns nun in Badehose an der Einfahrt und will uns hinein lotsen. Seiner Meinung nach ist die Einfahrt gar kein Problem, doch als wir das bisschen Wasser zwischen der felsigen Einfahrt sehen, sind wir da anderer Meinung. Wir ankern sicherheitshalber erstmal in der Bucht neben der Einfahrt und betrachten das Ganze in Ruhe. Michael schwimmt zu uns an Bord und es gibt eine Lagebesprechung. Er hat uns einen guten Liegeplatz am Steg reserviert und wir entschließen uns, die Einfahrt zu riskieren.

Wir machen die THO klar zum Anlegen im Fluss und holen den Anker wieder auf. Dann steuern wir auf die Einfahrt zu. Auch bei näherem Herankommen sieht sie beim besten Willen nicht breiter aus. Doch das Passieren ist problemlos und wir versuchen, trotz unserer Bedenken die schöne Landschaft zu genießen. Der Acheron hat etwa 2 Knoten Strömung und circa 2 Meter Tiefe. Wir müssen uns quasi auf das Boot am Steg zutreiben lassen, an welchem wir längsseits anlegen sollen. Anderenfalls würden wir vertreiben und querschlagen. Das Anlegen klappt gut und wir liegen sicher an der Seite einer anderen Reinke. Wenn wir irgendwann mal das Boot nach Hause bringen und vor unsere Tür an die Oste legen wollen, wird dieser Fluss hoffentlich wohl kein Problem mehr für uns sein.

Am Abend grillen wir gemütlich am Steg und lassen es uns gut gehen. Es sind noch einige andere Deutsche und ein Schweizer mit am Steg und wir schließen nette neue Bekanntschaften. Morgen werden wir auf jeden Fall noch hier bleiben.

THO kokkino am Steg im Acheron
THO kokkino am Steg im Acheron
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln