Was wir gerne vermieden hätten, ist nun doch passiert: die deutsche Bürokratie hat uns eingeholt und so mussten wir nach Deutschland zurück, um einen kurzen Papierkrieg zu führen. Die Familie hat sich gefreut und uns gerne in Beschlag genommen. Unsere THO wussten wir derweil in Nazaré in guten Händen.
Kaum ist in Deutschland alles erledigt, sitzen wir wieder im Flieger. Das Leben auf dem Wasser haben wir selbst in den wenigen Tagen in Oberndorf bereits vermisst.
Wir sind noch nicht richtig angekommen, haben noch keine Tasche ausgepackt, da werden wir bereits herzlich willkommen geheißen und dürfen erzählen. Zudem wird für den kommenden Tag gleich ein Ausflug zur Praia do Norte vereinbart, denn die Surfer haben angekündigt, dass sie hinüberfahren wollen. Endlich sollen die Wellen gut zum Surfen sein.
Am nächsten Morgen haben wir gerade den ersten Kaffee vor uns stehen, da heißt es schon: „Es geht los. Die Surfer sind schon unterwegs zur Praia do Norte“. Wir packen unsere Kameraausrüstung zusammen und machen uns auf den Weg. Ein Großteil der Segler im Hafen macht sich gemeinsam gespannt auf Richtung Leuchtturm.
Vom Leuchtturm aus hat man einen tollen Blick auf die Bucht und wir packen alles an Brennweite aus, was wir haben. Die Wellen sind, obwohl sie „nur“ 5-6 Meter haben, durchaus beeindruckend. Wir können den Surfern gar nicht lange genug zusehen und ein paar gute Photos des Spektakels sind uns auch gelungen.
Für den Abend haben wir Dody von der SY Tonga zu frischer Erbsensuppe eingeladen. Wir haben frische Brühe gekocht, doch leider konnten wir für die Suppe nirgends Erbsen auftreiben. So müssen nun Erbsen aus der Dose herhalten.
Die Suppe ist gerade fertig, da kommt Dody vorbei um für den Abend abzusagen. Sie hat spontan Besuch von einem befreundeten Seglerpärchen bekommen, die mit ihrem Wohnmobil unterwegs zu ihrem Boot sind, welches an der Algarve liegt. Und da die beiden nun schonmal da sind, kann Dody sie ja nicht einfach wieder wegschicken.
Statt das Abendessen aber nun abzusagen, laden wir Dodys Gäste Gisela und Meinhardt einfach mit ein. Da Dodys Schiff zur Zeit an Land steht und sie den Innenausbau komplett erneuert, ist ein gemütlicher Abend auf ihrer „Tonga“ ohnehin schwer möglich. Und die Suppe im Topf sieht so üppig aus, dass sie wohl auch für fünf reichen wird.
Wir verbringen einen sehr netten Abend zusammen und genießen die Suppe. Am Ende bleibt sogar noch etwas übrig. Wir wollen uns gar nicht vorstellen, wie lange wir noch daran gegessen hätten, wenn wir nicht noch unerwartete Gäste bekommen hätten. Zudem gibt es viele Erfahrungen auszutauschen und Schoten zu erzählen. Der Abend vergeht im Fluge und der Aufbruch wird immer wieder nach hinten verschoben, weil einem von uns dann doch noch eine Geschichte einfällt, die noch erzählt werden will.
Dann geht plötzlich das Licht aus. Da wir zur Zeit ja Landstrom haben, nutzen wir eine Lampe, die über 220 V läuft, um die Bordbatterien zu schonen. Diese Lampe geht auf einmal aus, ebenso der Kühlschrank, der ebenfalls über 220 V betrieben wird. Es liegt somit nicht an der Glühbirne. Dann geht das Licht und der Kühlschrank plötzlich wieder an, dann wieder aus. So geht das eine ganze Weile. Wir denken an einen Wackelkontakt. Unsere Bootsnachbarn haben keine Probleme. Wir testen den Anschluss an der Strombox am Steg, doch dieser ist in Ordnung und funktioniert.
Meinhardt packt der Ehrgeiz und er beginnt, unser Kabel zu untersuchen. Er schnappt sich einen Schraubenzieher und moniert kurzerhand die Anschlüsse ab. Dann kontrolliert er die verschiedenen Kabel im Inneren. Eines davon ist tatsächlich tot.
Nun kommt als Nächstes die Zange zum Einsatz und unser Landstromkabel wieder peu a peu immer kürzer auf der Suche nach der Stelle, wo das Kabel beschädigt ist. Normalerweise liegt die Bruchstelle meist in der Nähe einer der Anschlüsse, so dass man in der Regel nicht allzu viel Kabel abschneiden muss. Nach einem Kabelverlust von etwa 2 Metern reagieren alle innen liegenden Kabel wieder.
Dody spendiert uns aus ihren Beständen noch einen Satz neue Stecker, da unsere alten dank Seewasser und Seeluft schon einen leicht maroden Eindruck machen. Dann montieren Meinhardt und Dody unser Landstromkabel wieder zusammen.
Als kleines Dankeschön für die unerwarteten Mühen am späten Abend laden wir alle drei für den nächsten Tag zu einem üppigen Frühstück mit Spiegeleiern und Speck ein, bevor Gisela und Meinhardt aufbrechen nach Lissabon.
Auf dem Weg ins Warme macht mal wieder eine deutsche Yacht im Hafen von Nazaré fest. Am Nachmittag schauen wir bei dem Boot vorbei um mal „Hallo“ zu sagen und werden gleich an Bord gebeten.
Kaum sitzen wir im Cockpit, fallen uns jede Menge Gemeinsamkeiten auf. Die Eigner Anke und Thomas nutzen den gleichen Autopiloten wie wir, allerdings ist ihrer fest eingebaut und im Gegensatz zu dem Unsrigen funktioniert er auch.
Weiterhin sitzt der gleiche alte Kestrel-Kompass im Cockpit und so geht es weiter. Für den umgekehrten Vergleich laden wir die beiden dann für den Abend auf ein Bier zu uns an Bord ein. Sie waren noch nie auf einer Reinke und sind gespannt, wie unser Boot von Innen ausschaut.
Am Abend stellt sich dann heraus, dass Anke und Thomas mit Nachnamen Reinke heißen. Da wird es in der Tat aller höchste Zeit, dass sie eine Reinke auch mal von Innen sehen. Zwar haben sie mit dem Konstrukteur Kurt Reinke verwandtschaftlich nichts zu tun, doch das ist in diesem Falle vernachlässigbar.
Nachdem wir die Neugier in punkto Innenausbau befriedigt haben, wollen die beiden wissen, was unser doch etwas ungewöhnlicher Bootsname zu bedeuten hat. Wir erzählen die Entstehungsgeschichte und unsere Schwierigkeiten nach unserem Bootserwerb, einen passenden (neuen) Namen für unser Boot zu finden. Die Bezeichnung „THO“ wollten wir ja unbedingt beibehalten, um kein Unglück durch die Änderung des Bootsnamen auf uns zu ziehen. Leider gibt es jedoch wenig Worte, die mit THO beginnen und sich als Bootsname anbieten. Unser Voreigner kam dann auf die Idee mit „kokkino“. Kokkino ist das griechische Wort für rot und passt nun super zu unserem Bootsanstrich.
Thomas kommt natürlich gleich auf eigene Ideen. Er an unserer Stelle hätte das Boot zweifelsohne „THO-mas Reinke“ getauft. Allerdings gibt er auch gleich mit einem breiten Grinsen zu, dass er sicher mit seinem Ausweis bei uns vorbeigekommen wäre, wenn unser Boot „THO-mas Reinke“ auf dem Rumpf stehen hätte. So bleiben die Eigentumsverhältnisse jedoch eindeutig geklärt.