Nach einem kurzen Aufenthalt in Kerteminde, wieder ein dänisches Urlaubsdomizil à la Juelsminde, geht es nach Svendborg. Doch dazu müssen wir nun unter der Großen Belt-Brücke hindurch. Diese hat zwei Durchfahrten. Die eine bietet eine Durchfahrtshöhe von 65 Metern. Doch diese Durchfahrt liegt auf der Ostseite des Großen Belts und würde gute 10 Seemeilen Umweg für uns mit sich bringen.
Die kleine Durchfahrt wartet mit einer Höhe von 18 Metern auf und stellt uns vor eine kleine Rechenaufgabe. Wir glauben uns entsinnen zu können, dass unser Mast eine Höhe von 13,5 Metern hat, wollen dann aber doch lieber noch einmal nachmessen. Wir ziehen eine lange Leine in den Mast hoch und nehmen die Länge ab. Die 13,5 Meter sind korrekt. Dazu kommt die Strecke vom Mastfuß bis zur Wasseroberfläche. Diese beträgt etwa 1,5 Meter. Zudem haben wir oben im Mast noch eine Antenne, die wir ebenfalls mit einem Meter berücksichtigen. So kommen wir auf 16 Meter, die wir als Durchfahrtshöhe benötigen – es sollte also passen.
Mit dem Wetter haben wir Pech. Statt schwachem Wind aus Nordwest, der uns in die richtige Richtung treiben würde und für eine uns günstige Strömung von Nord nach Süd sorgen sollte, erwartet uns einer ordentlicher Südwind mit guten 4 Beaufort. So haben wir Wind und Strom gegenan und wir kämpfen uns mühsam Richtung Brücke.
Als die Brücke dann in Sicht kommt, können wir uns kaum vorstellen, wie dieses Bauwerk eine Höhe von 18 Metern haben soll, und viel besser wird dieser Eindruck auch beim Näherkommen nicht. Es sieht einfach eng aus.
Wir steuern unsere betonnte Durchfahrt an und trauen unseren Augen kaum: Obwohl die recht schmale Durchfahrt nur für den Verkehr in eine Richtung ist, kommt uns ein anderes Segelschiff entgegen. Beim Näherkommen stellen wir dann fest, dass dieser Segler nicht mal fährt, sondern vor der Brückendurchfahrt angelt – unglaublich.
Doch dann nimmt die Brücke wieder unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Sie sieht einfach viel zu niedrig für uns aus. In Gedanken sehen wir den Mast schon abknicken wie einen Strohhalm, doch nichts passiert. Wir passen doch unter der Brücke durch – viel Luft nach oben bleibt aber auch nicht.
Der SY Nereide geht es da ein bisschen besser. Der Mast ist kleiner als unserer und so kann uns die Nereide einfach hinterher fahren. Wenn wir durchpassen, klappt das bei ihr auch.
Unser heutiges Ziel ist Svendborg, ein schönes Städtchen, in einem malerischen Sund gelegen. Leider erwartet uns auch in diesem Sund eine tüchtige Strömung, die nochmal volle Konzentration erfordert und wir sind froh, als wir am Abend im Hafen festmachen können.