Man höre und staune, die Versicherung hat sich in der vergangenen Woche gemeldet und bereit erklärt, zumindest den am 19. März an der Elektrik entstandenen Schaden zu bezahlen. Schnellstmöglich wollen sie nun eine Rechnung vorgelegt bekommen. Bei Papier scheinen sie es immer eilig zu haben, solange sie es nicht selbst produzieren müssen.
Also haben wir gleich Alec von Nazaré Nautica informiert und ihn gebeten, uns einen Elektriker vorbei zu schicken.
Nach einer erneuten, kurzen Inspektion an Bord, zusammen mit dem Elektriker Pedro, der sich die Sachlage an Bord selbst ansehen wollte, wurde dann dieser Samstag zum Arbeitstag auserkoren.
Mit einer der pünktlichsten Handwerker, die wir auf unserer Reise erlebt haben, beginnt Petro seine Arbeit an der Elektrik um 09.15 Uhr (vereinbart war 09.00Uhr).
Der verschmurgelte Bordanschluss im Cockpit verschwindet, die verbrannten Kabel werden gezogen und auf diesem Wege gleich neue eingezogen. Wir sehen die Kabel und fühlen beinahe die Schmerzen, die diese haben ausstehen müssen. Wir haben dicke, doppelt ummantelte 220 V Kabel und selbst diese sind an einigen Stellen bis zum Kupfer durchgeschmort.
Dann verschwindet der alte Sicherungskasten. Auch dessen Rückseite ist stark verbrannt und auch an der Abdeckung kann man die Brandspuren deutlich sehen.
Nachdem dieser Teil geschafft ist, kommt das längste Kabel an die Reihe. Dieses führt vom Sicherungskasten über die Pantry durch den Salon bis zu der Steckdose, an die das Batterieladegerät eingesteckt war. Unter Schieben und zerren bahnt sich das Kabel seinen Weg durch unsere Vorratskisten in den Salonbänken.
Pedro montiert eine neue Steckdose und verkabelt diese mit dem neuen 220 V Kabel.
Der Tag vergeht und unser Boot sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Immer wieder müssen Staufächer ausgeräumt werden, damit Platz zum Kabel ziehen und verlegen entsteht oder eben neue Steckdosen montiert werden können. Wir wissen jedenfalls, dass unser Arbeitstag noch lange nicht zu Ende sein wird, wenn Pedro seinen Schraubenzieher und den Akkuschrauber niederlegt.
Am Abend ist das Schiff dann soweit, dass wir die neuen Kabel und Sicherungen austesten können. Pedro prüft vorab, ob an allen Steckdosen Strom anliegt, dann werden die Verbraucher eingesteckt.
Erster Kandidat: Der Kühlschrank. Er läuft. Was für eine Erleichterung. Seit dem 19. März hatten wir keine Kühlmöglichkeit mehr, was faktisch bedeutete, dass jeden Tag frisch eingekauft werden musste, da sich die Lebensmittel bei den Temperaturen hier sonst einfach nicht gehalten haben.
Als Nächstes geht es an unser eigentliches Sorgenkind: Das Batterieladegerät. Wir haben sowohl 12 V als auch 24 V an Bord und deshalb entsprechend ein Kombiladegerät. Die 12 V Batterien werden zusätzlich über Sonnenpanele geladen, doch die 24 V Batterien können wir nur über das Batterieladegerät laden, wenn der Motor nicht läuft.
Wir schließen das Batterieladegerät an, es brummt. Doch es dauert nur wenige Sekunden, dann springt erstmalig der neue Fehlerschutzschalter raus. Der Bordstrom ist wieder weg. Wir lösen nochmals die Verbindungen des Ladegeräts und schrauben sie neu fest. Dann starten wir einen neuen Versuch. Diesmal springt die Sicherung nicht raus. Wir prüfen die Ladespannung an den Batterien.
Die Ladespannung an den 12 V Batterien steigt und steigt. Als bei 16 V Ladestrom das Batterieladegerät immer noch nicht automatisch stoppt zu laden, schalten wir das Gerät manuell ab. Offensichtlich hat das Batterieladegerät bei dem Brand am 19. März selbst Schaden genommen und nicht nur seine Kabel. Laut dem Elektriker Nuno, der das Batterieladegerät bereits nach dem Brand untersucht und die Kabel ausgewechselt hatte, ist die Elektronik des Geräts beschädigt. Diese zu tauschen ist, wenn überhaupt möglich, sehr aufwendig und kostspielig, die Ersatzteile kaum zu bekommen. So muss nun wohl oder übel auch noch ein neues Ladegerät für die Batterien her. Wieder eine Rechnung, die an die Versicherung der Marina gehen wird. Doch auf eine Antwort von der Versicherung bezüglich des Ladegeräts werden wir hier nicht mehr warten, die Kommunikation ist einfach zu langwierig und wir wollen nun schnellstmöglich wieder ins Wasser und weitersegeln.