Wir sind kaum aus unserer Koje gekrochen und sitzen gemütlich beim Frühstückskaffee im Cockpit, da bemerken wir unseren Stegnachbarn Nathan, der mit ernster Miene unseren Schwimmsteg inspiziert. Direkt zur morgendlichen Begrüßung teilt er uns mit, dass sich unser Steg bewegt, deutlich mehr, als ein Schwimmsteg es tun sollte.
Sofort sind wir auf den Beinen und begutachten die Sachlage selbst. Wir haben zwar nur mäßig starken Wind, circa 25 Knoten, doch unser Steg scheint tatsächlich abzutreiben. Die SY Blue Calypso von Nathan und unsere SY THO kokkino sind zudem die beiden schwersten Boote am Steg und liegen beide am Ende. So verstärken wir die Hebelwirkung und bringen gemeinsam etwas Schwung in die Sache.
Sicherheitshalber starten sowohl Nathan als auch wir die Motoren unserer Boote, damit wir bei Bedarf den Steg ein wenig sichern oder steuern können.
Offenbar ist eine der Ketten gebrochen, die den Schwimmsteg am Grund halten und fixieren. Das Marina Office ist am Wochenende nicht besetzt, somit ist von dort mit keiner Hilfe zu rechnen. Doch wenigstens ist Alec gleich zur Stelle, der sich gerade einen eigenen Boatyard in Nazaré aufbaut und deshalb das notwendige Equipment zur Hand hat.
In einer Gemeinschaftsaktion mit allen Livaboards werden starke Leinen ausgebracht, die vom Fischerpontoon über den ersten Steg zum mittleren verlaufen und diese miteinander verbinden. Wir bekommen noch Unterstützung von zwei Jetski-Fahrern, die eigentlich zu den Surfern unterwegs waren. Sie bringen mit ihren Jetskis die Leinen vom Fischersteg zu den beiden Schwimmstegen, damit wir sie dort befestigen können. So ist der mittlere Steg, der zum Problemsteg geworden ist, erst einmal fixiert und notdürftig gesichert. Mit unseren Motoren im Doppelpack bringen Nathan und wir den Steg wieder in Position und straffen dann die Sicherungsleinen.
Bis Montag müssen diese Leinen nun mindestens halten. Doch der Wind hat bereits nachgelassen und wir liegen wieder ruhig und entspannt, als wäre nichts passiert. Am Montag hingegen wird es wohl noch einmal turbulent. Immerhin haben wir mit den Sicherungsleinen mehrere Fischerboote „eingemauert“, die am Montag wieder ihrer Arbeit nachgehen wollen. Zudem muss ein Taucher organisiert werden, der eine neue Kette ausbringt. Wir sind schon gespannt, und beneiden den Taucher nicht, der in gut 7 Meter Wassertiefe schuften darf.